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Straße aus Plastik-Gittern Straße aus Plastik-Gittern: Dessau-Roßlau testet neues Bauverfahren für kleine Straßen

Von Lisa Garn 13.10.2017, 05:05
So funktioniert es: In die Gitterplatten aus Kunststoff werden Pflastersteine verlegt. Dazwischen ist genug Platz zum Versickern von Wasser.
So funktioniert es: In die Gitterplatten aus Kunststoff werden Pflastersteine verlegt. Dazwischen ist genug Platz zum Versickern von Wasser. Archiv/Thomas Klitzsch

Dessau-Roßlau - Die Stadt will ein Pilotprojekt im Straßenbau starten. Getestet werden soll ein neues Verfahren in der Rietzmecker Straße in Großkühnau. Bei dem System werden auf einer Schotterschicht Gitter aus Kunststoff verlegt, in die lose Pflasterwürfel gefüllt sind.

TTE-Verfahren nennt sich diese Form des Straßenbaus - die Buchstaben stehen für Trennen, Tragen und Entwässern. Die Methode ist kostengünstiger als konventioneller Straßenbau. Allerdings passt das System nicht überall und es sind noch viele Fragen zu klären. In Großkühnau könnte frühestens 2019 gebaut werden.

Günstiges Gittersystem zum Schutz vor Staubwolken durch den Verkehr

„Wir wollen das Verfahren testen, um Erfahrungen zu sammeln. Es ist noch vergleichsweise neu - könnte aber für weitere Straßen in Frage kommen“, sagt Gerd Pfefferkorn, Leiter des Dessau-Roßlauer Tiefbauamtes. Hauptvorteil sei die Versickerung des Regenwassers zwischen den Steinen - es muss also kein kostspieliger Kanal gebaut werden.

Doch dafür darf das Grundwasser nicht zu hoch stehen, damit noch ausreichend Wasser abfließen kann. „Gerade in Dessau und vor allem in den Vororten ist genau das aber schwierig, es gibt oft hohe Grundwasserstände. Deshalb muss man genau prüfen, wo es passen könnte.“

In der unbefestigten Rietzmecker Straße in Großkühnau soll auf 210 Metern gebaut werden. Dort sorgen vor allem im Sommer vorbei fahrende Autos für Staubwolken auf der Holperpiste.

Gitter aus Recycling-Kunststoff werden „schwimmend“ verlegt und können wiederverwendet werden

Die Stadt Wittenberg hatte das TTE-Verfahren 2016 erfolgreich getestet und will weitere so genannte Staubstraßen in diesem Plastikgitter-Prinzip befestigen. In einem Weg einer kleinen Siedlung wurden 100 Meter aus Gittern und Pflastersteinen verlegt - rund 130.000 Euro hatte das gekostet.

Danach hatten Anwohner anderer Straßen darauf gedrängt, dass auch bei ihnen vor der Haustür auf diese Weise gebaut wird. Insgesamt sollen sich durch die Methode 30 bis 40 Prozent der Kosten im Vergleich zum üblichen Straßenbau einsparen lassen.

Die Gitter aus Recycling-Kunststoff werden „schwimmend“ verlegt und können nach Gebrauch auch wiederverwertet werden. Die Lebensdauer wird auf durchschnittlich etwa 30 Jahre geschätzt. Auch Reparaturen seien unkomplizierter, sagt Gerd Pfefferkorn.

Geeignet ist die Bauweise aber nur für niedrige Verkehrsbelastungen

Die per Hand verlegten Pflastersteine beispielsweise könnten jederzeit ausgetauscht werden. Geeignet ist die Bauweise aber nur für niedrige Verkehrsbelastungen - also für Parkplätze, Geh- und Radwege oder Anlieger- und Siedlungsstraßen.

Wie hoch die Kosten für die Straße in Großkühnau sein werden, steht noch nicht fest. Das Projekt befindet sich in der Vorbereitung und soll in den Haushalt 2018 einfließen. Bis zum möglichen Baubeginn 2019 sind auch noch Untersuchungen zum Untergrund nötig - und zur Lärmbelastung.

Denn die Lautstärke kann ein Nachteil dieser Gitterstraßen sein. „Die Steine liegen lose in den Gittern und neigen zum Klappern, wenn Autos darüber fahren. Dazu wird das Umweltamt noch Messungen in Wittenberg durchführen.“

Beteiligung der Anlieger im Gespräch

Eine weitere Frage ist aber noch heikler: Wie werden Anlieger an den Kosten beteiligt? In Wittenberg waren 90 Prozent im Rahmen der Straßenausbaubetragssatzung umgelegt worden, so Tiefbauamtsleiter Gerd Pfefferkorn. Das müsse aber nicht für Dessau gelten.

Die Diskussionen sollen vor dem Bau mit den Anliegern geführt werden. „Es ist für uns ein Pilotprojekt und es gibt noch wenig Erfahrungswerte, auch was die tatsächliche Haltbarkeit der Straßen angeht. Wir wollen mit den Anliegern eine angemessene Lösung finden.“

Der Test in Großkühnau soll auch Rückschlüsse dazu geben, ob weitere Straßen nach dem gleichen Prinzip gebaut werden könnten. „Gerade in den Vororten gibt es Straßen, die so aufgewertet werden können.“ (mz)

Die Rietzmecker Straße in Großkühnau ist die Modellstraße für das Projekt.
Die Rietzmecker Straße in Großkühnau ist die Modellstraße für das Projekt.
Lutz Sebastian