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Steinmetze setzen sich Denkmäler selbst

Von Andreas Behling 17.02.2005, 16:37

Dessau/MZ. - Ein Aufwand, der sich freilich für die Mitarbeiter des über 40-jährigen Betriebes in zumindest zweifacher Hinsicht lohnte. Zum einen füllte der flexibles Reagieren erfordernde Auftrag des Vereins "Gartenträume - Historische Parks in Sachsen-Anhalt" die sonst weniger ertragreichen Wintermonate. Zum anderen schufen Thiemes und ihre fünf Mitarbeiter nach den Entwürfen der Leipziger Architekten Stefan Adlich und Kai Spittler Werke, die die eigene Lebenszeit locker überdauern werden.

Aus Juniorchef Mario Thieme (39) spricht daher nur zu einem Teil der Geschäftsmann, wenn er strahlend meint: "Solch einen Auftrag wünscht man sich öfter." Der andere Teil gehört dem Handwerker mit künstlerischem Gespür. "Hat man selbst ein paar Mal dafür gesorgt, Arbeiten anderer vorm Zerfall zu retten, ist es schon toll zu wissen, dass sich in vielleicht 100 Jahren Kollegen um den Erhalt dessen bemühen, was in unserer Werkstatt entstanden ist. Wir setzen uns die Denkmäler selbst", so der Steinmetzmeister.

An 31 Standorten im Dessau-Wörlitzer Gartenreich kann nicht nur bewundert und befühlt, sondern aktiv benutzt werden, was den mittelständischen Betrieb in Dessaus Süden seit Ende 2004 nach und nach verlässt: 29 Stelen und 74 Bänke, zu installieren an den Rast- und Picknickplätzen zwischen dem Obelisken in Ziebigk, dem ehemaligen Fährhaus von Vockerode, wo im August 2004 der Spatenstich erfolgte, und Rehsens Weißem Wallwachhaus. Die zwei Meter hohen Stelen sind 500 Kilogramm schwer. Die eineinhalb Meter langen Bänke, deren dicke Sitzflächen aus geleimtem Eichenholz bestehen, wiegen kaum weniger.

Thiemes sind froh, dass bei der Materialwahl am Ende die aus der Nähe von Pirna kommenden Sandsteinblöcke auserkoren wurden. "Der unterschiedlich strukturierte Sandstein, der durch die Witterung Patina ansetzen wird, bildet eine angenehmere Einheit mit dem natürlichen Umfeld", schätzt Mario Thieme ein. "Die Schattenwirkung gewährleistet zudem die dauerhafte Lesbarkeit der Schrift."

Vorbereitender Entwurf, Aufkleben der vorgesehenen Informationen zum Stelen-Standort per Spezialfolie, filigrane Bearbeitung und abschließender Feinschliff - drei, vier Tage sind nötig, bis eine Stele an ihrem Platz aufs vorbereitete Fundament gesetzt werden kann. Auch das geschieht in Regie der Dessauer Firma. Sie wacht bis zuletzt darüber, dass den an den Ecken abgerundeten Steinblöcken - jeder ein Unikat - nichts passiert.

Aus dem für die Projektkoordinierung verantwortlichen Büro Hortec heißt es, dass bis zum Frühjahr sämtliche Rast- und Picknickplätze bestückt sein sollen. Dank ihrer Anordnung an regionalen wie überregionalen Rad- und Wanderwegen dienen sie der touristischen Erschließung des Landes Sachsen-Anhalt im Allgemeinen und der Wiederbelebung der historischen Infrastruktur des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches im Besonderen.

Nähere Informationen zum Träger des Projektes "Rast- und Picknickplätze an Elbe und Mulde" im Internet unter gartentraeume-sachsen-anhalt.de