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Steigende Benzin- und Dieselpreise Steigende Benzin- und Dieselpreise in Dessau-Roßlau: Unternehmer fürchten um Wirtschaftlichkeit

Von Heidi Thiemann 23.05.2018, 05:00
Zurzeit gibt es starke Preissprünge bei den Benzinpreisen in Dessau-Roßlau.
Zurzeit gibt es starke Preissprünge bei den Benzinpreisen in Dessau-Roßlau. Lutz Sebastian

Dessau-Roßlau - Die Sprit-App auf dem Handy rät: „Von 20 bis 21 Uhr tanken Sie heute an den Tankstellen in Dessau-Roßlau und Umgebung voraussichtlich am günstigsten.“ - Eine vage Hoffnung beim anhaltenden Höhenflug der Benzin- und Dieselpreise.

Am Dienstagmorgen kostete beispielsweise der Liter Super-E10-Benzin bis zu 1,50 Euro, mittags dann war er im Durchschnitt acht Cent günstiger. Im Tagesverlauf schwankt der Preis, doch seit Wochen geht er immer mehr rauf.

Auch die monatliche Auswertung von Deutschlands größtem Automobilclub ADAC zeigt: Tanken ist in ganz Deutschland signifikant teurer geworden. „Die Pfingstferien und die damit zusammenhängende Reisewelle dürften den Anstieg zuletzt weiter befeuert haben“, sagte ADAC-Sprecherin Alexandra Kruse gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung.

Etwa 65 Prozent des Preises, den der Kunde an der Tankstelle bezahlt, kassiert der Staat

Der Blick auf die aktuellen Spritpreise schmerzt nicht nur Verbraucher. „Ich erschrecke auch immer“, gibt Ralf Theumer, Vorsitzender des Muka-Taxiverbandes in Dessau-Roßlau, zu. Hohe Preise durch das von den USA aufgekündigte Iran-Abkommen und eine dadurch ausgelöste Ölkrise? Er glaubt das nicht. „Der Preis ist eine künstliche Geschichte“, findet Theumer, „weil der Steueranteil in Deutschland so hoch ist.“

Etwa 65 Prozent des Preises, den der Kunde an der Tankstelle bezahlt, kassiert der Staat - Mineralölsteuer plus Mehrwertsteuer. Je höher der Kraftstoffpreis, umso mehr fließt ins Steuersäckel. Für den Unternehmer aber bedeutet das: „Hohe Benzin- und Dieselpreise auf Dauer gefährden die Wirtschaftlichkeit.“ Ein Taxibetrieb könne nicht einfach seine Autos für ein oder zwei Tage stehen lassen, um Sprit zu sparen.

Werden aber mit steigenden Preisen an den Tankstellen die Taxientgelte erhöht? „Wir sind vorsichtig, das muss man mit Augenmaß machen“, erklärt Theumer. Der Taxiverband stimme sich eng mit der Kommune ab. „Wir schauen uns die Situation jedes Jahr an.“ Zuletzt gab es erst eine Erhöhung zum 1. August vergangenen Jahres.

Pflegedienste bekommen die steigenden Spritkosten nicht von den Kassen ausgeglichen

Autos einfach stehen lassen - auch bei ambulanten Pflegediensten ist das keine Option. Die Volkssolidarität 92 ist täglich mit 14 Dienstfahrzeugen zu 180 bis 200 Patienten unterwegs, sagt Pflegedienstleiterin Manuela Damke. Zur Außendienstflotte gehören auch ein Bus und ein Transporter. Mindestens einmal in der Woche müsse jedes Auto tanken.

„Unsere Schwestern schauen schon, wann der Preis günstig ist“, sagt Damke, denn am Monatsende summieren sich die Rechnungen. Von den Kranken- und Pflegekassen, winkt sie ab, werde die Fahrtkostenpauschale ja nicht erhöht, nur weil die Benzinpreise steigen. „Wir müssen also immer vergleichen, bevor wir tanken fahren.“

Ab Juli wird die Maut auf Landstraßen eingeführt

Noch keine Auswirkungen durch die angezogenen Preise spürt Andreas Thauer. „Wir haben unsere eigene Tankstelle“, sagt der Roßlauer Spediteur, „und werden direkt vom Großhändler beliefert.“ Was Thauer, der elf Lkw im Fern- und Nahverkehr im Einsatz hat, aber schon jetzt ärgert: „Ab Juli bezahlen wir für jeden Kilometer mehr.“ Dann wird die Maut auf Landstraßen eingeführt.

Daher sagt er einen allgemeinen Preisanstieg voraus. Wird der Transport teurer, merkten das dann am Ende auch die Kunden, etwa am Supermarktregal. Schon bei der Einführung der Maut auf Autobahnen, so Andreas Thauer, sollte es eine steuerliche Entlastung für Spediteure geben. „Passiert ist nichts. Mal sehen, wo das noch alles hinführt.“ (mz)