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Sport- und Traditionsverein Sport- und Traditionsverein: Ab nächstem Jahr keinen Cent mehr

Von Claus Blumstengel 06.10.2003, 15:24

Meinsdorf/MZ. - Das Schwimmbad in Meinsdorf, das 1925 eröffnet wurde, sollte aus Kostengründen schon 1995 geschlossen werden. Das zu der Zeit undichte Becken wurde mit Trinkwasser gefüllt, was die Stadt 180 000 Mark im Jahr gekostet hat. Um die Schließung zu verhindern, gründete sich, initiiert von der inzwischen verstorbenen Schuldirektorin Elfriede Kolbe, von Rudolf Weißenborn und Michael Engelbrecht im März 1995 aus dem damaligen Traditionsverein der "Sport- und Traditionsverein Meinsdorf". Der pachtete das Schwimmbad von der Stadt Roßlau. Diese, so erinnert sich Vereinsvorsitzender Weißenborn, sicherte einen Zuschuss von jährlich 75 000 Mark für die Lohnkosten des Schwimmmeisters zu, der auch mehrere Jahre gezahlt wurde. Ein Rechtsanspruch auf die Zuwendung, räumt Kassenwart Wilfried Klee ein, lasse sich daraus allerdings nicht ableiten.

Seit 1998 sinkt der Zuschuss der Stadt von Jahr zu Jahr und beträgt 2003 noch 18 200 Euro, die Mindestsumme für den Erhalt des Schwimmbades und des Sport- und Traditionsvereins, stellt der stellvertretende Vorsitzende Rainer Süßmann fest. "Wir fühlen uns als Ortsteil ausgegrenzt", kommentiert Vorsitzender Weißenborn die im Haushaltsplan 2004 nicht mehr vorgesehene Förderung.

1997 hatte der Sport- und Traditionsverein das Schwimmbad mit der Gaststätte von der Stadt gekauft. Das Becken wird nun aus zwei Tiefbrunnen gespeist, wodurch die Kosten drastisch gesunken sind. In Tausenden Arbeitsstunden haben die Vereinsmitglieder das desolate Grundstück in einen ansehnlichen Zustand versetzt, wobei sich - wie Vorstandsmitglied Reiner Lucas betont, zahlreiche Jugendliche beteiligt haben. Auf diese Weise entstanden ein Spielplatz und ein Beachvolleyball-Platz, wurden die Schwimmbecken grundlegend saniert. Von März bis September beschäftigt der Verein neben dem Schwimmmeister noch eine technische Kraft. Hinzu kommt der Pächter der Gaststätte und seine Mitarbeiterin, die hier Dank des Vereins ihr Auskommen finden.

In diesem Jahr haben im Meinsdorfer Schwimmbad 65 Kinder eine Schwimmstufe abgelegt. "Im Roßlauer Schwimmbad kein einziges", stellt Rudolf Weißenborn fest. In der Vereinsgaststätte haben die Senioren der Volkssolidarität ihren Treffpunkt, auf dem Vereinsgelände verbringt die Meinsdorfer Jugend ihre Freizeit. Pfingstgelage, Sommernachtsball, Handballturniere, Fasching und Kinderweihnachtsfeier führt der Vorstand als Beispiele für kulturelle Angebote des Sport- und Traditionsvereins an. "Dem städtischen Zuschuss von 18 200 Euro stehen 50 000 Euro gegenüber, die der Verein mit Hilfe von Sponsoren und Mitgliedsbeiträgen aufbringt. Hinzu kommen die vielen ehrenamtlichen Arbeitseinsätze der Mitglieder", rechnet Vorstandsmitglied Reiner Lucas vor. "Für 18 200 Euro im Jahr bekommt die Stadt in Meinsdorf eine komplette Kulturlandschaft. Und das soll jetzt aufs Spiel gesetzt werden", gibt Reiner Lucas zu bedenken. "Das Schwimmbad, das Vereinsgelände - hier hängt unser Herzblut dran", stellt Vorsitzender Weißenborn fest.

"Wir sind vom Stadtrat enttäuscht", sagt Vorstandsmitglied Lucas rückblickend auf eine Zusammenkunft im Januar, auf der dem Verein mitgeteilt worden sei, dass eine Lösung gefunden werde.

Kulturamtsleiter Kuras war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.