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Sport- und Freizeitpark Sport- und Freizeitpark in Dessau: Schließung nicht nur für Sportler Stich ins Kreuzberge-Herz

Von Heidi Thiemann 03.07.2019, 10:25
Ayhan Celik (M.) und seine Mitarbeiter Felix Alexander (l.) und Jörg Lindhardt sind zuversichtlich. Auch wenn die Gäste seines Lokals nun auf eine geschlossene Tennishalle schauen, geht es bei ihm weiter.
Ayhan Celik (M.) und seine Mitarbeiter Felix Alexander (l.) und Jörg Lindhardt sind zuversichtlich. Auch wenn die Gäste seines Lokals nun auf eine geschlossene Tennishalle schauen, geht es bei ihm weiter. Thomas Ruttke

Dessau - „Wie geht es weiter?“ Nicht nur Tennisübungsleiter Achim Allmich stellt sich die Frage. Denn die Tennissportler stehen fortan vor verschlossener Tür, weil der Sport- und Freizeitpark Kreuzberge am Freitag auf Knall und Fall das Aus zum 1. Juli verkündet hatte. Auch zahlreiche andere Sportler, wie etwa eine 20-köpfige Gruppe von Senioren, die zweimal die Woche zum Training kam, stellt sich die Frage, wie auch Ayhan Celik, der vor zweieinhalb Jahren das Steak- und Grillhaus „Gusto“ eröffnet hatte. Die Enttäuschung ist überall riesengroß.

Gäste kämpfen um ihr Geld, das sie bereits im Voraus gezahlt hatten

„So geht man nicht mit alten Leuten um“, schimpft Irmgard Braasch. „Wir sind alle stinksauer.“ Dienstags und donnerstags war die Gruppe immer da. Auch am Dienstag sind die Senioren gekommen, aber nicht, um Tennis oder Badminton zu spielen, am Gerätetraining teilzunehmen und anschließend in der Sauna zu relaxen. Jetzt geht es am Counter des Sportparks um Trainings-Alternativen oder um Geld, das bereits vorausbezahlt wurde.

Hans-Eberhard Franze und seine Partnerin Ingrid Tietz sind bereits seit der Eröffnung des Sport- und Freizeitparks Kunden. „Schlimm“, sagen beide, sei das alles. Mit den anderen waren sie gerade in einem Fitnessstudio in der Nähe, wo ihre Trainerin Swetlana untergekommen ist. „Die würde unsere Gruppe auch dort übernehmen.“ Obwohl die Freizeitsportler überrascht wurden, sagt Herbert Bläsing: „Da lag was in der Luft“. Zuletzt hatte der 76-Jährige viele Wechsel bei den Trainern beobachtet.

1999 war der Sport- und Freizeitkomplex in der Kreuzbergstraße entstanden

1999 war der Sport- und Freizeitkomplex in der Kreuzbergstraße entstanden. Im Jahr 2003 hatte ihn der Unternehmer Karl-Heinz Heise von der zuvor in die Insolvenz gerutschte Betreiberfirma übernommen und modernisiert. Für den treuen, großen Nutzerstamm, hieß es damals, solle alles beim Alten bleiben.

Auch Achim Allmich, selbst aktiver Tennisspieler und Übungsleiter für Kinder und Erwachsene, war damals erleichtert. Jetzt aber ist die Bestürzung groß. Allmich spricht von einem „Dilemma für die Sportstadt Dessau“. Neben Badminton- und Squashfreunden trifft es die Tennisspieler besonders hart, weil „ihnen die Möglichkeit genommen wird, im Winterhalbjahr ihren Sport vor Ort auszuüben“. Nicht nur Sportler aus Dessau-Roßlau, auch aus Wolfen, Köthen, Aken und Zerbst sind betroffen. Bitter ist das Aus vor allem auch für die Nachwuchsarbeit. „Eine ganzjährige Ausbildung ist nicht mehr möglich“, erklärt Allmich. Ebenfalls Arbeitsgemeinschaften von Schulen und Berufsschulen stehen vor dem Aus, wenn nicht eine Lösung gefunden wird.

Keine leichte Situation für das anliegende Steak- und Grillhaus

Allmich weiß um die Schwierigkeiten mit Tennishallen, die im Sommer leer stehen, aber Kosten verursachen. „In Sandersdorf, Wittenberg, Wernigerode“, zählt er auf, sind Hallen bereits dicht. Die nächste Trainingsmöglichkeit wäre in Halle und von der Entfernung her „eine Zumutung“, sagt der Ehrenvorsitzende des TC Rot-Weiß Roßlau. Er setzt darauf, dass eine Lösung unter Einbeziehung der Stadtverwaltung Dessau-Roßlau gelingt. Was bitter nötig wäre, denn „das Image der Sportstadt Dessau steht auf dem Spiel“.

Für Ayhan Celik steht nichts Geringeres als seine Existenz auf dem Spiel. Er beschäftigt einen Koch, eine Servicekraft, hat einen Azubi und eine studentische Hilfskraft. „Für die trage ich Verantwortung“, für seine Familie mit zwei Kindern sowieso. Sein Steak- und Grillhaus bleibt offen. Hier geht es weiter. „Aber mir fehlt jetzt die Stammkundschaft“, weiß er, dass es nicht leichter für ihn wird. Die Tennisspieler oder Reha-Sportler waren nach dem Training bei ihm eingekehrt. Das wird jetzt fehlen. „Der Sportpark ist das Herz der Kreuzberge“, sagt Celik. Auch er hofft, dass es in Zukunft weiter schlagen kann. (mz)

Daumen runter: Für die Seniorensportgruppe war der Sportpark zweimal in der Woche Treffpunkt. Das Aus hat die Freizeitsportler böse überrascht.
Daumen runter: Für die Seniorensportgruppe war der Sportpark zweimal in der Woche Treffpunkt. Das Aus hat die Freizeitsportler böse überrascht.
Thomas Ruttke