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Skeptischer Blick auf Ein-Euro-Jobs

Von Carsten Steinborn 27.10.2004, 15:17

Bernburg/MZ. - Aber auch in grünen Bereich wollen Kommunen Aufgaben mit Hilfe von Ein-Euro-Jobs erledigen lassen. Eine Konkurrenz zum ersten Arbeitsmarkt sieht Landrat Ulrich Gerstner (SPD) darin nicht. In einem Katalog sei ganz klar definiert, welche Arbeiten Empfänger des so genannten Arbeitslosengeldes II erledigen dürfen. Und das werde man genau prüfen, kündigt der Landrat an.

Eher skeptisch sieht das Jost Rieche, Inhaber einer kleinen Gartenbaufirma mit zwei Beschäftigten. Er befürchtet, dass im grünen Bereich Aufträge verloren gehen oder gar nicht erst ausgelöst werden. Konkrete Beispiele hat er dafür zwar noch nicht parat. "Ich sehe da aber ganz deutliche Parallelen zu den ABM", sagt er. Auch da seien in Kommunen Dinge gemacht worden, die Gartenbaufirmen hätten erledigen können. Und es seien auch Aufträge verloren gegangen. Vor allem deshalb, weil kleine Firmen auch kleine Arbeiten erledigen können.

Mit seiner Meinung ist Rieche nicht alleine. Der Ilberstedter Andreas Petersohn hat schon jetzt nur noch private Kundschaft. Von Kommunen bleiben Aufträge schon lange aus, wie er sagt. Durch die Ein-Euro-Jobs, befürchtet er, stehen die Chancen noch schlechter, von der öffentlichen Hand Aufträge für seinen Drei-Mann-Betrieb zu erhalten.

Herbert Schwärzel hat seinen Gartenbaubetrieb in in Leau. Auch er hat derzeit keine Aufträge von Kommunen. "Die haben kein Geld", sagt er. Schon deshalb werde man in den Rathäusern und Verwaltungen die Möglichkeit der Ein-Euro-Jobs nutzen. Aber das sind dann Arbeiten, ist er sich sicher, die auch er mit seinen Leuten machen könnte.

Ganz anders als andere in der Branche schätzt Landschaftsarchitekt Daniel Krebietke von Grünplan Bernburg die Situation ein. Schon jetzt pflegen Jugendliche in einer Jump-plus-Maßnahme in der Regie des Planungsbüros den Bernburger Schlossberg. Weil die Stadt dafür ohnehin kein Geld habe, werde er sich auch um Ein-Euro-Jobs bemühen. "Wer Geld vom Staat bekommt, dem müsse man auch zumuten, für die Gemeinschaft zu arbeiten", so Krebietke.

Und damit stößt der Architekt auf den Widerstand von Ralf Roßmann, Geschäftsführer der IG Bauen Agrar Umwelt für Dessau und Bernburg. Er sieht nicht nur Gefahren im grünen, sondern auch im Baubereich. "Schon die ABM waren schlecht zu kontrollieren", sagt er. Da wurde nicht immer nur das gemacht, wofür eine Maßnahme beantragt wurde.

Es dürfe nicht dazu kommen, dass Billigjobs weit unter Tariflöhnen entstehen, während reguläre Arbeit wegbricht. "Die kleinen Gartenbaubetriebe benötigen jeden Auftrag", so Roßmann. Deshalb werde die Gewerkschaft die Situation genau beobachten. Roßmann: "Wir müssen unsere Kontrollen verstärken."