Von Öffnungszeiten bis Kostendruck Schwimmbäder in Dessau: Was wird aus Dessaus Bädern?

Dessau - Die Schließung der Südschwimmhalle für fünf Tage im Sommer hatte bei Bürgern Empörung ausgelöst. Die Stadtverwaltung hatte das Bad Anfang August schließen müssen, weil eine Kassiererin erkrankt war und kein Ersatz zur Verfügung stand.
Die Nutzer reagierten darauf mit der Forderung nach längeren Öffnungszeiten und nach einer besseren Personalplanung.
Problem mit Öffnungszeiten
Ganz einfach ist das nicht. „Wir haben bei den Bädern ein ähnliches Problem wie bei kulturellen Einrichtungen“, sagt Robert Reck, der neue Dezernent für Wirtschaft und Kultur in der Doppelstadt.
„Die Öffnungszeiten können nicht mehr in dem Umfang gewährleistet werden, wie sie vielleicht noch vor einigen Jahren üblich waren.“ Zu hoch wären die Kosten, zu gering im Vergleich dazu der Besucherandrang und damit die Einnahmen.
„Es ist eine Gratwanderung: Als Stadt stehen wir seit Jahren vor der Herausforderung, die gewohnten Öffnungszeiten zu halten. Wir wollen ein möglichst großes Angebot. Aber mit Blick auf die Haushaltslage geht das nur innerhalb eines bestimmten Rahmens.“ Der Preis für ein umfangreiches Angebot mit einer Vielzahl an Einrichtungen seien, so Reck, zum Teil verkürzte Öffnungszeiten.
Personalplanung auch in anderen städtischen Betrieben eng
Das betrifft viele Bereiche. Das Naturkundemuseum und das Museum für Stadtgeschichte haben schon seit längerer Zeit zwei Schließtage in der Woche, im Dezember und Januar sind ganze Blockschließzeiten eingeführt worden.
Die Personalplanung ist nicht nur dort eng: Die Touristinfo in Dessau beispielsweise musste in diesem Frühjahr wegen eines Personalengpasses über mehrere Wochen verkürzt öffnen.
Bäder aus finanziellen Gründen verpachtet
Das Problem setzt sich fort bei den Bädern. Die Stadt hatte sich bereits vom Waldbad und dem Strandbad an der Adria getrennt und es an einen privaten Investor verpachtet.
In städtischer Hand sind noch die Südschwimmhalle, das Gesundheitsbad und das Freibad in Roßlau. Im Haushaltsansatz 2015 stehen in der Südschwimmhalle Einnahmen von 72.900 Euro Ausgaben von 645.200 Euro gegenüber.
Im Gesundheitsbad ist das Verhältnis von Einnahmen zu Ausgaben 137.600 Euro zu 591.800 Euro, im Freibad Roßlau 312.900 Euro zu 365.900 Euro.
Gemessen an den Besucherzahlen von 2014 beträgt der städtische Zuschuss pro Besucher in der Südschwimmhalle 11,97 Euro, im Gesundheitsbad 20,95 und im Freibad 7,11 Euro.
Stadt verkürzt Öffnungszeiten
Die Stadt hat in den vergangenen Jahren schon reagiert - und die Öffnungszeiten reduziert. Die Südschwimmhalle öffnet im Sommer verkürzt - insgesamt noch 19 Stunden, meist am frühen Morgen.
Das Gesundheitsbad hat während der Sommerferien 44 Stunden pro Woche geöffnet, sonst sind es zwischen Mai und September 36 Stunden. Einzig das Freibad in Roßlau öffnet im Sommer täglich von 9 bis 20 Uhr.
„Bestimmte Lücken können wir abfedern durch die Beauftragung externer Kassendienstleistungen“, so Reck.
Veränderungen in der Personalplanung
Kurzfristig seien dadurch Ausfälle für das Roßlauer Freibad zu regeln. Für die Südschwimmhalle allerdings besteht ein solcher Vertrag nicht. Anfang August sei deshalb nur eine Schließung in Frage gekommen.
„Drei von fünf Kassenkräften waren nicht verfügbar. Wir mussten entscheiden: Die Südschwimmhalle ist das für diesen Zeitraum besucherschwächste Bad mit den geringsten Öffnungszeiten für das öffentliche Schwimmen. Das gab den Ausschlag.“ Diese Schließung solle sich aber nicht wiederholen.
„Deshalb müssen wir nun sehen, ob und wie wir die Personalplanung anders gestalten oder die externen Verträge so verändern, dass wir kurzfristig auf Kräfte zurückgreifen können.“
Was passiert ab 2018 mit den Bädern?
Auf lange Sicht geht es bei den Schwimmbädern ohnehin um grundsätzliche Überlegungen. Wenn der Neubau an der Ludwigshafener Straße 2018 fertiggestellt ist, ändern sich die Rahmenbedingungen.
Geplant ist dann, dass die marode Südschwimmhalle geschlossen wird. Was aus dem Gesundheitsbad wird, ist offen. Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung war bereits die Frage aufgeworfen worden, dass es möglicherweise nicht mehr städtisch betrieben wird. „Es gibt dazu noch keine Festlegungen“, sagt Reck.
Das Sport-Angebot in der Stadt soll allerdings noch in einem größeren Rahmen auf den Prüfstand gestellt werden. Mit einer neuen Sportstättenentwicklungsplanung, in der es grundsätzlich um die Leitthemen, Ziele und deren Umsetzung in Dessau-Roßlau geht.
Was soll der Sport in der Stadt erreichen und wie kann das ermöglicht werden? Welche Bedürfnisse bestehen und wie kann darauf reagiert werden?
Budgets und Investitionen
Diese Planung soll nach der Kulturentwicklungsplanung für Dessau-Roßlau begonnen werden, die derzeit erarbeitet wird und möglichst noch dieses Jahr fertiggestellt sein soll. Diese Konzepte sollen auch dabei helfen, Budgets und Investitionen zu gestalten.
„Es geht nicht nur um den Spitzensport oder nur um die Hochkultur. Wir müssen es schaffen, auch in der Breite ein gutes Angebot vorzuhalten“, so Reck. „Dabei muss ein umfassendes Angebot nicht automatisch auch das beste sein. Es muss abgewogen werden, ob es in der Masse nicht auch weniger sein kann, dafür aber ohne Abstriche.“ (mz)

