Schwabehaus-Verein Schwabehaus-Verein: Cineastisch dem Alter nahe

dessau-rosslau/MZ - Das Älterwerden, es ist nicht aufzuhalten. Sechs Kinoabende lang nähert sich der Schwabehaus-Verein in Kooperation mit dem Kiez-Kino in diesem Jahr cineastisch diesem Thema.
Waren es in der Vergangenheit Mordsgeschichten oder Filme Made in Anhalt, im laut Aussage des Vereins, wohl kleinstem Sommerkinohof des Landes, heißt es seit vergangenem Freitag „Feierabend - ab heute anders!“. Das Motto ist nicht nur auf der Leinwand Programm, sondern auch im Kiez des Theater- und Johannisviertels rund um das Schwabehaus. „Wir gehen in unsere elfte Kino-Saison. Einerseits eröffnen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft junge hippe Läden. Andererseits gibt es durch die Heime in unserer Umgebung auch viele ältere Nachbarn“, sinniert Ulrike Kegler vom Schwabehaus-Verein.
100 Kinogänger waren gekommen
Was lag da näher, als sich mit dem Älterwerden auseinanderzusetzen. Also wurde sich in der „Kino-Taskforce“ beraten, recherchiert, potenzielle Filme zusammengetragen, basisdemokratisch per Trailervorschau auf Youtube über Top oder Flop entschieden und alles organisiert. Herausgekommen ist ein Potpourri feinsten Programmkinos. Blockbuster sucht man hier vergebens. „Unsere Stärke sind die leisen, kleinen Filme“, sagt Kegler. Und für fast jeden Geschmack dürfte auch etwas dabei sein. „In jedem der Filme dürfte sich der Zuschauer auf eine bestimmte Art wieder finden“, verspricht die Mitorganisatorin des Sommerhofkinos. Zum Auftakt am vergangenen Freitag gab es die französisch-italienische Koproduktion „Die Eleganz der Madame Michél“. An die 100 Kinogänger wollten bei bestem Sommerwetter sehen, wie eine Außenseiterin, still und unbeachtet von ihrer Umwelt, als Concierge in einem Pariser Mietshaus ihren Job erledigt und eine große Leidenschaft für Weltliteratur pflegt. Nur einem 12-jährigen Mädchen und einem neuen Mieter scheint das aufzufallen.
Von Einzelgängerinnen richtet sich am nächsten Freitag (26. Juli) der Fokus auf die Midlifecrisis. Wenn „Männer im Wasser“ in einer deutsch-schwedischen Komödie das Synchronschwimmen für sich entdecken und es in ihrem Leistungswahn bis zur Olympiateilnahme treiben wollen. In „Leergut“ am 2. August fällt der Lehrer Josef Weberknecht aus Prag mit seiner Pensionierung erst in ein tiefes Loch, um dann in einem Supermarkt an der Flaschenannahme, als Kuppler sich um das Wohlergehen anderer zu kümmern und in seiner neuen Lebensaufgabe voll aufzugehen.
Plane soll Ausfälle verhindern
Mit einem Dokumentarfilm betritt das Sommerhofkino am 9. August Neuland. In „Young@heart“ wird ein Seniorenchor porträtiert, der den Rock´n Roll im Blut hat und dadurch bei vielen für Aha-Momente sorgt. Eine Woche später, am 16. August, kommt es in „Dreiviertelmond“ zum Aufeinanderprallen der Kulturen zwischen einem bajuwarischen Grantler und einem sechsjährigen türkischen Mädchen. Zur letzten Vorstellung am 23. August erledigt Marianne Faithfull als „Irina Palm“ einen delikaten Job in einem heruntergekommen Sexclub.
Los geht es wie gewohnt immer um 21.30 Uhr. Einlass ist bereits ab 20 Uhr. Die Essbar sorgt mit internationalen Spezialitäten für das leibliche Wohl. Der Eintritt beträgt fünf Euro beziehungsweise ermäßigt vier Euro, zuzüglich einen Euro Kulturbeitrag. „Dafür gibt es einen erlebnisreichen Abend im stilvollen Ambiente, wo bei Bedarf eine Plane dafür sorgt, dass keine Vorstellung ins Wasser fallen muss“, so Kegler. Und Mücken? „Diese Probleme haben wir kaum im Vergleich zu anderen Open-Air-Veranstaltungsorten“, nennt sie ein weiteres Argument für das Sommerhofkino.
Übrigens war der jüngste Besucher am Freitag im ausverkauften Hof vier Wochen alt.
Karten zu den einzelnen Vorstellungen können Montag bis Freitag, von 9 bis 16 Uhr unter der Telefonnummer 0340/8 59 88 23 oder unter [email protected] vorbestellt werden.
Vorbestellte Karten müssen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn abgeholt werden. Es besteht freie Platzwahl.