Schutz von Deichen Schutz von Deichen: Schäfer Rocco Rösch vergrößert seine Herde bei Dessau

Dessau - Auf einem Acker bei Zerbst üben sie die ersten Bocksprünge. Diese Lämmer sind putzmunter. Trotz eisigem Wind toben die erst wenige Tage alten Tiere nahe ihren Müttern auf abgezäumtem Gelände just dort, wo auf einem Acker der Roggen nach der Mahd nachgewachsen ist.
Schäfer Rocco Rösch beobachtet das muntere Treiben der Jüngsten seiner Herde mit Freude. Er fühlt sich bestätigt, dass sich seine Lämmer bei diesem Wetter gut abhärten. Verluste, so sagt er, habe er kaum, weil sich die Tiere draußen bewegen. Wird es noch kälter, will er seine Schafe samt Nachwuchs allerdings in einen schützenden Unterstand treiben.
Die Schafherde von Rocco Rösch aus Straguth, nahe Garitz, ist auch seit einigen Jahren in Dessau bekannt. Momentan weidet sie nahe der Ortslage, in der der Schäfer aus der Altmark seit etlichen Jahren sesshaft ist.
Der Schäfer hat seit 2017 einen Pflegevertrag mit dem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz
Vom Frühjahr bis Spätherbst gibt es für die Tiere an den Deichen, die die Doppelstadt vor den Hochwassern von Mulde und Elbe schützen, viel Arbeit. Rösch hat seit 2017 einen Pflegevertrag mit dem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz (LHW). 35 Hektar Deichanlage nahe Waldersee waren bislang sein Revier.
Ab 2021 wird sich die Fläche verdoppeln, so freut er sich. Die Schafe werden dann nicht mehr nur nahe dem Luisium oder am Schwedenwall bis zum Scholitzer See von Mildensee ihre Arbeit verrichten, sondern auch am Poetenwall Mildensee, am Kleutscher Deich oder an den Wasserschutzanlagen bis zur Oranienbaumer Heide grasen.
Mit der Erweiterung des Auftrags vom LHW kann Schäfer Rösch seine Tätigkeit nun vom Nebenerwerb in den Haupterwerb fortführen. Dafür, so schildert Rösch, werde seine Palette forstwirtschaftlicher Dienstleistungen, die er ebenfalls seit vielen Jahren anbietet, ab 2021 im Nebenerwerb fortgesetzt.
Die meisten Tiere der Herde stammen von der Rasse Scottish Blackface ab
Rösch hält sich neben den Schafen zwei Pferde, mit deren Hilfe er Holz aus Wäldern und Parks rückt. Wie früher. Doch dieser Bereich seiner Dienstleistungen sei bedauerlicherweise nur noch selten nachgefragt, stellt er fest. Vor Jahren noch war er bis Berlin mit den beiden Kaltblütern unterwegs, um Holze aus den Parks und Wäldern zu rücken.
Auch im Stadtforst, im Kemberg, zog er mit 2-PS Unterstützung die gefällten Bäume vom Wald in freies Gelände. Und vielleicht, so meint Rösch, gibt es auch bald in Dessau-Roßlau etwas für ihn und seine Pferde zu tun. „Ich soll mir den Beckerbruch mal ansehen“, das will er noch im Januar tun.
Momentan richtet der Mann aus Straguth allerdings seine ganze Aufmerksamkeit auf die Schafherde. Die meisten Triere der Herde stammen von der Rasse Scottish Blackface ab. Wie der Name schon vermuten lässt, stammen die Tiere ursprünglich von den Britischen Inseln. Sie gelten als robust und genügsam. Genau das stellen sie gerade in diesen Tagen unter Beweis.
Etwa 300 Schafe waren trächtig, schildert Rösch
Die Lämmer fröstelt nicht bei niedrigen Temperaturen. Und diese in Straguth verfügen im Moment über eine große Kinderstube. Etwa 300 Schafe waren trächtig, schildert Rösch, dass er die Natur ein bisschen austrickst, um später genug Schafe für die vielen Flächen zu haben. Doch die Trickserei hat natürlich auch einen Preis.
Schäfer Rösch hält es allabendlich gegen 22 Uhr nicht mehr im heimischen Wohnzimmer. Dann feuert er den Ofen in einem Wohnwagen an, der direkt neben dem Acker, auf dem seine Tiere grasen, geparkt ist. Und ehe Rösch sich dort zur Ruhe legt, ist zunächst eine große Runde durch die Herde angesagt, um zu schauen, ob weiterer Nachwuchs hinzugekommen ist. Die Lämmchen kommen dann samt Müttern hinter und unter schützendes Stroh für mindestens einen Tag.
Der nächste Kontrollgang erfolgt mitten in der Nacht, der nächste dann, wenn die Sonne immer noch nicht aufgegangen ist. Begleitet wird Schäfer Rösch oft von seinen beiden Hunden Olga und Bruno. Das robuste Duo ist auch dabei, wenn die Schafe am Deich bei Dessau die Grasnarbe kurz halten. Bruno und Olga sind zwei Hunde, die keine Angst vorm Wolf haben. Die Beiden sind sozusagen die rechte Hand von Schäfer Rocco Rösch. (mz)


