Schulstandort Schulstandort: Ärger und Verdruss durch Bauschäden
Dessau/MZ. - Ein Stapel Briefe liegt auf dem Schreibtisch des Schulverwaltungsamtsleiters Bernd Wolfram, geschrieben von Schülern der Sekundarschule "Willy Brandt" in der Bernburger Straße. In ihrer Schule liege baulicherseits einiges im Argen, finden die Schüler. Die gröbsten Mängel und Schäden teilten sie in ihren Briefen der Stadtverwaltung mit.
Den Amtsleiter überraschte diese Mängelliste nicht. "Diese Schule ist eine DDR-Neubauschule, gebaut 1980. Und diese Schulen haben alle einen hohen Sanierungsbedarf an Dach, Fenstern, Fassade und den Außentüren", weiß er. Auch die haustechnischen Anlagen für Heizung, Strom, Wasser seien überall hochgradig verschlissen. Rein äußerlich stelle sich der Zustand der Schule in der Bernburger Straße allerdings noch zusätzlich dramatisch dar, denn von der Westfassade herunterfallende Putzteile hätten im August vorigen Jahres Maßnahmen zur Bauabsicherung erforderlich gemacht.
Auch der Schulelternrat hatte das Schulverwaltungsamt in einer Vor-Ort-Begehung auf den miserablen Zustand der Schule aufmerksam gemacht. "Bestimmte Missstände, wie beispielsweise der Zustand der Toiletten, wurden sofort behoben", informiert Wolfram. Ebenso wurde sofort mit der Bekämpfung von Schimmel begonnen, der in einem Klassenraum festgestellt worden war. Lockere Treppenstufen wurden von einer Fachfirma am gleichen Tag befestigt. "Es ist überhaupt keine Frage, dass wir Missstände bei der Grundreinigung oder der Sicherheit sofort angehen, unabhängig der Haushaltslage", machte der Amtsleiter deutlich.
Deutlich machte er aber auch, dass eine Sanierung der Schule kurz- und mittelfristig nicht passieren wird. "Das ist schlicht und einfach nicht finanzierbar." Die Stadt unterhält 83 Gebäude, in denen Schulen oder sonstige Bildungseinrichtungen untergebracht sind. 14 Schulen befinden sich in DDR-Plattenbauten, wovon jede einen immensen Sanierungsbedarf hat.
"Um notwendigste Arbeiten zu realisieren", verdeutlicht Wolfram das Ausmaß, "bräuchten wir einen Investitionsaufwand von 60 Millionen Euro." Aus den Mitteln für den laufenden baulichen Unterhalt sei diese Summe niemals aufzubringen. "Wir können also nur Notreparaturen und Havariebeseitigungen vornehmen." Wolfram sieht in dem Punkt der Schulbauförderung auch das Land in der Pflicht. "Zur Zeit gibt es keine direkte Förderung, sondern nur eine Schuldendiensthilfe", erklärt er. Dies heißt, dass sich das Land für maximal zehn Jahre an der Finanzierung der Zinsen beteiligt. Die Schulden aber müsse die Kommune machen. "Das ist völlig unzureichend."
Trotz der prekären Haushaltslage hat die Stadt seit 1991 sieben Schulen general saniert. Vor dem Abschluss steht das Philanthropinum, für das Schulzentrum Zoberberg haben die Vorplanungen begonnen. "Welche Schule ob und wann saniert wird, ist in erster Linie auch abhängig von der Schulentwicklungsplanung", verdeutlicht Bernd Wolfram. "Wir werden auch im Fall Bernburger Straße zu prüfen haben, ob der Sekundarschulstandort langfristig erhalten bleibt oder nicht." Abhängig sei dies von vielen Faktoren, neben der Bevölkerungsentwicklung auch von der Schulpolitik der neuen Landesregierung von Sachsen-Anhalt. "Kurzfristige Schlussfolgerungen werde ich also nicht ziehen", konstatiert Wolfram. Bleibe der Standort langfristig erhalten, dann werde die Schule auch saniert.