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Schulplanung Schulplanung: Koschig: Würden nur falsche Hoffnungen wecken

Von Claus Blumstengel 23.05.2003, 16:56

Halle/MZ. - Die Schließung des Gymnasiums Laurentinum in Loburg und die Beschulung aller Schüler dieses Einzugsbereiches im Gymnasium Francisceum in Zerbst hat am Donnerstag der Kreistag auf einer Sondersitzung beschlossen. Weil nach Inkrafttreten des neuen Schulgesetzes in Sachsen-Anhalt Schüler wieder ab Klasse 5 das Gymnasium besuchen können, reichen die Räume des Francisceums für die Loburger Schüler jedoch

nicht aus. Deshalb, so heißt es im gleichen Beschluss, sollen die Klassen 5 und 6 in Räumen der in der Nähe des Gymnasiums Francisceum gelegenen Berufsschule unterrichtet werden.

Zum Erstaunen der rund 30 Zuhörer stimmten 21 Kreistagsmitglieder für und nur vier gegen die Vorlage. Fünf enthielten sich der Stimme. Als der Kreistag die gleiche Beschlussvorlage am 24. April schon einmal behandelte, wurde sie mit 19 Ja-Stimmen quasi vom Tisch gefegt und wesentlich erweitert.

Das Laurentinum in Loburg und die Sekundarschule Lindau, um die es ursprünglich gar nicht ging, sollten als Außenstellen erhalten, die Sekundarschule Am Rephuns Garten in Zerbst hingegen geschlossen werden, weil man dort die Lernbehindertenschule unterbringen wollte. Auch die Sekundarschulen in Rodleben und Jeber-Bergfrieden wollte der Kreistag noch bis 2004 weiterführen.

Die damals abgelehnte Vorlage kam am Donnerstag erneut auf die Tagesordnung, weil der Landrat gegen den Beschluss Widerspruch eingelegt hatte (die MZ berichtete). Regelungen des Schulgesetzes über Mindestschülerzahl und Außenstellen seien verletzt worden, lautete die Begründung. "Die Gesetzeslage hat sich nicht zum Vorteil für Eltern und Schüler geändert. Das neue Gesetz führt zu schnellerem Schulsterben", stellte Kreistagsmitglied Petra Fricke (SPD) resigniert fest. Sie kündigte einen offenen Brief zum Thema an den Kultusminister und den Ministerpräsidenten an.

"Wie kann der Bund Milliarden Euro für Ganztagsschulen ausgeben, und die Landkreise sind gleichzeitig gezwungen, Schulen zu schließen?", fragte Margrit Weimeister (CDU). Ihr Fraktionskollege Jürgen Michalek forderte den Kreistag auf, die Vorlage abzulehnen. Dem widersprach Silvia Koschig (Neues Forum). Der Kreistag sei an das Schulgesetz gebunden. Mit dem Beharren auf dem vorherigen Schulbeschluss würde man den Betroffenen nur falsche Hoffnungen machen, gab sie zu bedenken.

Nun machte der Kreistag einen Rückzieher. Über die Zukunft der Sekundarschulen und der L-Schule wird auf dem nächsten ordentlichen Kreistag am 5. Juni entschieden. Die Beschlussvorlage sieht die Schließung der Sekundarschule Güterglück vor und den Umzug der Lernbehindertenschule von Zerbst nach Güterglück. Geschlossen werden sollen außerdem die Sekundarschule Lindau und das Gymnasium in Loburg.

"Wir haben die Rephühner umsonst aufgescheucht", spielte Dr. Werner Sauermilch auf die lautstark vor dem Tagungsort demonstrierenden Schüler der Sekundarschule Am Rephuns Garten an. Sie wären die Leidtragenden des Beschlusses gewesen, gegen den der Landrat Widerspruch eingelegt hatte. Mit Sprechchören "Wir wollen bleiben!" und Transparenten machten sie ihrem Ärger Luft. Dass die Schließung dieser Sekundarschule erneut auf die Tagesordnung kommt, ist eher unwahrscheinlich.

Nicht mehr behandelt wird auch die vorzeitige Schließung der Sekundarschulen Rodleben und Jeber-Bergfrieden in diesem Jahr. Beschlüsse, die das zulassen, wurden bereits vor zwei Jahren gefasst.