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Schulentwicklung in Anhalt-Zerbst Schulentwicklung in Anhalt-Zerbst: Entwurf sieht keine Zukunft für Gymnasium

Von Claus Blumstengel 30.09.2003, 17:17

Zerbst/Roßlau/MZ. - Das Goethe-Gymnasium in Roßlau soll zum 31. Juli 2007 geschlossen werden. So steht es im Entwurf der Schulentwicklungsplanung bis 2008 / 2009, den der Ausschuss für Bildung, Kultur, Soziales und Sport des Kreistages am Montag behandelt hat.

Bereits ab dem Schuljahr 2004 / 2005 können im Goethe-Gymnasium in Roßlau keine 5. Klassen mehr gebildet werden, weil die vom Schulgesetz Sachsen-Anhalts geforderte Zahl von 50 Schülern nicht erreicht wird. Laut Planung wird deshalb im nächsten Jahr am Roßlauer Gymnasium bereits mit der "auslaufenden Beschulung" begonnen, das heißt, die Schüler der 5. Klassen aus diesem Einzugsbereich werden - sollte es bei der derzeitigen Planung bleiben - dem Gymnasium Francisceum in Zerbst zugeordnet. Ob sie tatsächlich in der Kreisstadt zur Schule gehen oder ein Gymnasium in Dessau bevorzugen, liegt allerdings in der Entscheidung der Eltern; denn Schulbezirke wie bei Sekundarschulen gibt es für Gymnasiasten nicht.

Kreistagsmitglied Silvia Koschig (Neues Forum) sieht denn auch die Gefahr, dass die Schließung des Roßlauer Gymnasiums auch die Schließung des Zerbster Gymnasiums nach sich ziehen wird. "In der Vorlage werden alle Roßlauer Schüler dem Zerbster Gymnasium zugerechnet. Dass das nicht aufgeht, hat sich bei der Schließung des Coswiger Gymnasiums gezeigt", gab sie zu bedenken. Koschig bedauerte, dass im Planungsentwurf keine Alternative zur Schließung des Goethe-Gymnasiums aufgezeigt wird. Als Möglichkeiten nannte sie die Fusion mit dem Zerbster Gymnasium und die Einrichtung einer Gesamtschule.

"Was wir in den nächsten Jahren tun müssen, ist das Gegenteil von dem, was von uns erwartet wird, nämlich Kontinuität in den Schulen und in der Bildung zu gewährleisten", stellte Kreistagsmitglied Petra Fricke (SPD) fest. Die Lehrerin kritisierte, dass in nächster Zeit Schüler schon wieder die Schule wechseln müssen, die das gerade erst hinter sich haben. "Das Schulgesetz in Sachsen-Anhalt ist nur ein Zahlen-Gesetz. Aber Schüler sind doch keine Zahlen", schimpfte sie und fragte, wie man bei weiteren Schulschließungen vertretbare Fahrzeiten gewährleisten will. "Das klappt doch schon jetzt nicht", stellte Petra Fricke fest.

Eine Schule dürfe nicht so klein sein, dass sie gerade für die Aufnahme aller Klassen reicht, stellte die Vorsitzende des Kreiselternrates, Kerstin Hentzschel, fest. "Es sollen den Schülern doch auch Angebote unterbreitet werden, dafür braucht man Räume", bemerkte sie.

Dass die Planungs-Vorlage noch nicht der Weisheit letzter Schluss sei, deutete Dezernent Dieter Reineck an. "Wir wollen alles tun, im Landkreis zwei gymnasiale Standorte zu halten", äußerte er und wies auf Verhandlungen hin, die dazu am 17. Oktober im Landratsamt geführt werden.

In das Gebäude des Goethe-Gymnasiums soll laut Planung die Sekundarschule An der Rossel einziehen, während die Schließung der Sekundarschule an der Biethe zum 31. Juli 2006 vorgesehen ist. Hier beginnt die auslaufende Beschulung voraussichtlich im kommenden Schuljahr.

Die Vorlage zur Schulentwicklungsplanung wird in den kommenden Wochen in den Ausschüssen diskutiert. Mit dem endgültigen Entwurf befasst sich der Bildungsausschuss am 10. November, bevor der Kreistag am 4. Dezember darüber abstimmt.