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Schornsteinfeger Schornsteinfeger: Die Glücksbringerin

Von Annette gens 30.12.2012, 16:59

Dessau/MZ. - Steht sie im Lottogeschäft, kann es schon mal passieren, dass der ein oder andere seinen Lottoschein zückt und diesen an ihrer Jacke reibt. Nicht selten, sagt Maxi Spieler, werde an einem der Silberknöpfe ihrer Uniform gedreht, seien die Menschen ganz scharf nach ein bischen Ruß und greifen deshalb nach ihrer Schulter. Ob sie allerdings in all den Jahren irgendjemandem Glück gebracht habe, kann die Gesellin nicht mit Sicherheit sagen.

Jahrhunderte alt ist die Überlieferung von den Schornsteinfegern, die über die Häuser nur Glück bringen und über deren Arbeit trotzdem etwas Mystisches liegt - von dem auch noch die heute 29-Jährige profitiert. Einerseits bringt der schwarze Mann ja faktisch Glück: Denn er reinigt seit dem Mittelalter Kamine und sorgt dadurch dafür, dass den Hausbewohnern keine Rußbrände, Gasvergiftungen oder Hausbrände drohen. Aber der Schornsteinfeger war halt auch noch schwarz. Und das muss früher auf viele Leute furchteinflößend gewirkt haben. Früher glaubten die Menschen noch an den Teufel. Da konnte schon der Verdacht aufkommen, dieser schwarze Mann könnte mit dem Satan im Bund stecken...

Maxi Spieler ist in Mildensee aufgewachsen und kennt "schwarze Männer" von Kindesbeinen an. Immer schon hatte sie mit ihrem Großvater Willi Bornmann einen "Glücksbringer" an ihrer Seite. Manchmal, wenn er zu einem Schornsteinbrand gerufen wurde, nahm er das Kind mit. "Das war unheimlich interessant", erinnert sich die Blondine an Einsätze, bei denen die Feuerwehr vor Ort war und der Schornsteinfeger aufs Dach steigen musste, um aus der Esse die brennenden Rußpartikel entfernen zu können. Solche Stunden haben schließlich in Maxi den Berufswunsch entstehen lassen.

Drei Jahre Ausbildungszeit im sächsischen Mörtz folgten nach erfolgreichem Realschulabschluss. Anschließend war Schornsteinfegermeisterin Liane Spieler nicht mehr nur Maxis Mutter, sondern auch deren Chefin. Heute arbeitet die junge Frau als Gesellin bei Schornsteinfegermeister Matthias Büchner und meint über ihre Einsatzgebiete in Mosigkau, Lingenau, Sollnitz, Zschornewitz und dem südlichen Dessau : "Es ist ein tolles Gefühl, über all die Dächer blicken zu können."

Spaß, gesteht die Mildenseerin habe sie in all den Jahren an ihrem Beruf gehabt, auch wenn sich das Berufsbild - im Vergleich zu den Tätigkeiten ihres Großvaters - sehr gewandelt habe und heutzutage allemal Voraussetzung technisches Verständnis ist.

Heute gibt es zwei Uniformen für Schonsteinfeger. Die mit den großen silbernen Knöpfen, wo zu Jacke und Hose der Zylinder ein Muss ist. Oder die, die Maxi Spieler trägt, wenn sie anstelle von Besen, Leine und Kugel mit dem Laptop und Messinstrumenten von Haus zu Haus geht und die Leistungsfähigkeit von Öl- und Gasheizungen überprüft werden muss.

Keine Frage, welche Uniform die 29-Jährige aus Mildensee lieber überzieht. Maxi Spieler mag den traditionellen Teil ihrer Arbeit und steigt gerne anderen Leuten aufs Dach, obwohl sie weiß, dass das Klettern gefährlich sein kann. In solchen Situationen erinnert sich die lebhafte Blondine an die Worte ihres Großvaters: Vorsicht ist keine Feigheit. "Man darf bei diesem Job aber keine Angst haben", sagt die junge Frau und hofft, dass für sie nicht eintrifft, was man sich hierzulande traditionell zum Jahreswechsel wünscht: Guten Rutsch! "Daran möchte ich nicht denken", sagt sie.