1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Schnellere Hilfe: Schnellere Hilfe: Rettungsleitstelle in Dessau-Roßlau optimiert Notrufe mittels Software für 49.000 Euro

Schnellere Hilfe Schnellere Hilfe: Rettungsleitstelle in Dessau-Roßlau optimiert Notrufe mittels Software für 49.000 Euro

Von Daniel Salpius 20.11.2019, 12:46
Einsatzleitstelle arbeitet bereits mit der neuen Anwendung.
Einsatzleitstelle arbeitet bereits mit der neuen Anwendung. Daniel Salpius

Dessau-Roßlau - Notfallpatienten in Dessau-Roßlau sollen ab sofort noch bessere und schnellere Hilfe erhalten. Das hat sich das Amt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst zum Ziel gesetzt. Erreichen will es dies mittels zweier Neuerungen.

Eine davon ist die „strukturierte Notrufabfrage“, mit der die Rettungsleitstelle ab 1. Januar 2020 standardmäßig arbeiten wird und die jetzt bereits testweise angewendet wird. Dahinter verbirgt sich eine Art intelligenter Fragenkatalog, den die Disponenten mit Anrufern, die den Notruf gewählt haben, abarbeiten.

Für jede Frage sind im Computer-System der Leitstelle bestimmte Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Je nach Antwort, die sofort in den PC eingegeben wird, ergeben sich mittels Algorithmus automatisch darauf aufbauende Fragen.

Menschen, die Notfälle melden, müssen also künftig mit einer Vielzahl von Fragen rechnen

Nachdem der Notfallort geklärt ist, wird zunächst abgefragt, ob sich der Anrufer in der Nähe des Verletzten befindet. Dann schließen sich Fragen nach dem Zustand an, etwa, ob der Patient wach ist, ob er atmet, ob er Brustschmerzen hat. Der Computer generiert aus den gegebenen Antworten nebenbei schon eine Art Code aus Buchstaben und Zahlen. Dieser wird an die Rettungskräfte weitergeleitet, so dass sie bereits bei der Ankunft am Ort des Geschehens über möglichst viele Informationen verfügen.

In besonders akuten Fällen können die Telefonisten über die Alarmierungssoftware detaillierte Anweisungen zur Ersten Hilfe an die Anrufer weitergeben.

Menschen, die Notfälle melden, müssen also künftig mit einer Vielzahl von Fragen rechnen. Beim Verdacht auf einen Infarkt können das bis zu 20 sein. „Die Bearbeitungszeit wird dadurch aber nicht länger“, betont Lutz Kuhnhold, Leiter des Amtes für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst. Die Rettungskräfte könnten bei Bedarf frühzeitig alarmiert werden, auch schon während das Gespräch mit dem Anrufer noch weiterläuft.

Ziel der neuen strukturierten Notrufabfrage sei gerade die Verkürzung der Alarmierungszeiten

Ziel der neuen strukturierten Notrufabfrage sei gerade die Verkürzung der Alarmierungszeiten, so Kuhnhold weiter. „Weil wir mit der Anwendung gleich tiefer ins Gespräch einsteigen und mehr Informationen generieren, können wir schneller das richtige Rettungsmittel losschicken.“ Für die Telefonisten sei die Software ein unterstützendes Instrument, dank dem die Einsatzkräfte genauer erführen, was sie erwartet.

Dass dadurch die Anrufer zudem zur Ersten Hilfe motiviert und angeleitet werden, lobt der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, Jörg Peterson. „Es wäre gut, wenn dadurch Reanimationsversuche durch Laien öfter klappen“, betont der Arzt und unterstreicht: „Zehn Minuten ohne Sauerstoffzufuhr im Kopf, da ist mitunter schon viel verloren.“

Die strukturierte Notrufabfrage ist eine neuere Entwicklung, mit der laut Kuhnhold bislang nur wenige Leitstellen in Deutschland arbeiten. Zwischen 46.000 und 49.000 Euro habe die Einführung gekostet.

Mehr Befugnisse für Sanitäter während des Rettungseinsatzes

Auch durch die zweite Neuerung bekommen Patienten schnellere Hilfe. Dank einer Änderung im Rettungsdienstgesetz des Landes dürfen Notfallsanitäter weitreichendere Hilfeleistungen am Patienten durchführen, wenn noch kein Notarzt vor Ort ist und ein lebensgefährlicher Zustand vorliegt oder sich die Situation verschlechtert. Dazu zählen Maßnahmen zur Schmerzbehandlung, aber auch Prozeduren wie das Legen von Infusionen oder Abbinden von Körperteilen. Dabei müssen sich die Sanitäter jedoch an standardisierte Arbeitsanweisungen halten.

Bisher waren solche Schritte für Notfallsanitäter rechtlich tabu. Und das, obwohl in der dreijährigen Sanitäterausbildung bereits seit 2014 die dafür nötigen medizinische Kenntnisse vermittelt werden. Seit August dieses Jahren können Einsatzkräfte diese nun auch anwenden. „Das funktioniert in Dessau-Roßlau bislang sehr gut“, so Peterson. (mz)