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Mosigkauer Schloß und Ex-Café-Betreiberin zerstritten Schloßcafé Mosigkau: Ex-Café-Betreiberin Anja Dähne und Kulturstiftung streiten

Von Thomas Steinberg 19.09.2019, 08:02
Das Schloß Mosigkau
Das Schloß Mosigkau Thomas Ruttke

Mosigkau - Das Café ist geschlossen. An einem Fenster hängt ein Zettel, man möge sich bei Fragen doch an die Verwaltung der Kulturstiftung DessauWörlitz wenden. Telefon: 0340- 646150. Doch ob Anrufer dort tatsächlich Auskunft bekommen?

Steffen Kaudelka, Pressesprecher der Kulturstiftung DessauWörlitz, jedenfalls lässt die MZ wissen, man werde nichts sagen. Diesen Satz dürfte ihm die Stiftungsleitung unter Brigitte Mang vorgegeben haben.

Mang war zum Thema Café schon mal auskunftsfreudiger. „Wir haben sehr lange nach Gastronomen gesucht“, zitierte die MZ die Stiftungschefin Anfang des Jahres. Leider ohne Ergebnis. Seit Oktober 2016 stehen sowohl das Café im Mosigkauer Schloss als auch das im Luisium leer. Vorschläge aus den Reihen des Mosigkauer Personals, für Gäste doch wenigstens eine Kaffeeautomaten aufzustellen oder Wasser zu verkaufen, waren ungehört verhallt. Lange Zeit jedenfalls.

Im Frühjahr des Jahres heuerte die Dessauerin Anja Dähne bei der Stiftung als Schlossführerin in Mosigkau an. Nach wenigen Wochen unterbreitete sie einen Vorschlag: Wie wäre es, wenn sie nebenher das Café bewirtschafte? Die Stiftung gab Dähne - nur auf Basis eines Handschlags - grünes Licht. „Ich hab das dann alles innerhalb einer Woche auf die Beine gestellt“, sagt Dähne. Mobiliar reingestellt, Kaffeemaschinen besorgt, eben das, was für einen minimalen Café-Betrieb erforderlich ist. Mitte Juni dieses Jahres ging es los.

Offene Fragen um Vertrag für Mosigkauer Schloßcafé

Dähne sagt, sie habe die Absprachen mit Dirk Haja, dem Verwaltungsleiter der Stiftung, getroffen. Da die Stiftung zu dem Thema schweigt, bleibt offen, ob Haja dazu befugt war oder nicht. Am Ende dürfte vor allem zählen, dass ein Vertrag über die „Versorgung von Besucherinnen und Besuchern von Park und Schloss Mosigkau mit Kaltgetränken und Kaffeespezialitäten“ existiert. Unterzeichnet wurde der am 26. Juli, seitens der Stiftung von Direktorin Mang.

Gefragt, ob sie verstehe, dass man den Vertrag verwunderlich finde, sagt Dähne „ja, aber die Stiftung hat ihn so aufgesetzt“. Für sie bestand keine Notwendigkeit irgendetwas zu monieren, denn wer kann schon ein Café auf eigene Rechnung betreiben, ohne Pacht oder Betriebskosten zahlen zu müssen? Auf Wunsch der Stiftung meldete Dähne ein Gewerbe an.

Entscheidende Fragen lässt der Vertrag offen. Wie wird unterschieden zwischen der Angestellten Dähne und der Unternehmerin Dähne? Wie verträgt sich der Betrieb des Cafés mit Dähnes Pflichten als Gästeführerin? Die Stiftung haftet nicht für Schäden an der Ausstattung, aber wieso findet sich kein Passus zu Dähnes Haftungspflichten? Und: Eine Kündigung des Vertrages ist nur aufgrund behördlicher Auflagen möglich.

Erklärungen seitens der Stiftung? Fehlanzeige. Auf erneute Nachfrage, dass bei einer Verweigerung der Stiftung nur eine Sichtweise wiedergegeben werden könne, antwortet Kaudelka, der Autor müsse seinerseits eben damit leben, „vermutlich Informationen zu erhalten, die nicht der Realität entsprechen“. Damit bezichtigt Kaudelka stellvertretend für die Stiftung Dähne pauschal der Lüge.

Der Vertrag, dessen Inhalt und Mangs Unterschrift dürften allerdings kaum zu dem gehören, was die Stiftung als „Fake News“ bezeichnen könnte. Und auch nicht der von Dähne geschilderte Unmut im Schloss Mosigkau. Dorthin seien Inhalte des Vertrages durchgesickert.

Viele Streitigkeiten im Mosigkauer Schloß

Nach Dähnes Worten sei das Café gut angenommen worden, von Gästen des Schlosses und auch von Mosigkauern. Parallel dazu wurden die internen Diskussionen aber immer lauter. Eines der für Verdruss sorgenden Themen: Müssen andere Mitarbeiter der Stiftung bei Bedarf im Café einspringen?

Das Café wurde am Ende immer mehr zum Gegenstand von Streitigkeiten, deren Ursache wohl vor allem in dem Vertrag mit seinen unklaren Modalitäten zu suchen ist. Dähne wurde mit einer Versetzung nach Wörlitz gedroht, sie meldete sich krank.

Ende August kam es zum vorläufigen Showdown im Mosigkauer Schloss: Nach einem Streit wurden Antje Dähne und ihrem Mann Hausverbot erteilt. Von der Polizei.

Seither ist das Café geschlossen - und man streitet nun über arbeitsrechtliche Fragen. Und Stiftungsdirektorin Mang könnte ihre Worte wiederholen, mit denen sie vor neun Monaten in der MZ zitiert wurde: „Wir suchen Pächter für die Parkcafés.“

(mz)