1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Schildkröte zappelt am Angelhaken

Schildkröte zappelt am Angelhaken

Von Claus Blumstengel 24.07.2007, 16:57

Mildensee/MZ. - Das, was da schemenhaft durch die Wasseroberfläche zu erkennen war, sah nicht wie ein Karpfen aus, ja, es ähnelte nicht mal einem Fisch: Es war eine Wasserschildkröte.

Zuerst wussten die beiden Petrijünger nicht so recht, wohin mit ihrem ungewöhnlichen Fang. Dann fiel Florians Bruder Daniel ein, dass er ja jemanden kennt, der Schildkröten hält. Also brachten die Angler ihren etwa 13 Zentimeter großen Fang zu Birgit Seimisch und ihrer Tochter Betty, die das Tier in einem Aquarium untergebracht haben.

Eine Rotwangen-Schmuckschildkröte haben Vater und Sohn da an Land gezogen, erkannten die beiden. "Die kann nicht entlaufen sein, am Hintersee ist doch weit und breit kein Grundstück. Die hat jemand ausgesetzt", ist Birgit Seimisch überzeugt.

Rotwangen-Schmuckschildkröten gehören zu den geschützten Arten, erfuhr die MZ vom Cites-Büro in Steckby, einer Einrichtung, die die Einhaltung des Internationalen Artenschutzabkommens überwacht. Ihre Haltung sei aber erlaubt und auch nicht meldepflichtig. "Diese Schildkrötenart ist hier in Dessau ein großes Problem", seufzte auch die Mitarbeiterin des Tierparks, Katrin Landes, am Telefon. "Die Leute kaufen sie sich im Zoohandel. Da sind die Rotwangenschildkröten nur wenige Zentimeter groß und sehen süß aus. Doch schon nach einem Jahr merken die Halter, dass diese Tiere auch mal beißen und richtig Arbeit machen und rufen bei uns an, ob wir sie haben wollen." Der Dessauer Tierpark habe aber nur begrenzte Kapazität. Also würden die Wasserschildkröten einfach in der Natur ausgesetzt.

Die Überlebenschancen seien gut, vor allem, wenn sie sich im Winter in den Schlamm eingraben können. "Im Mausoleumsteich haben wir seit Jahren regelrechte Prachtexemplare der Rotwangen-Schmuckschildkröte", hat Katrin Landes beobachtet. Wünschenswert sei das allerdings nicht. In Teichen wie dem Hintersee würden diese Tiere, die aus den USA und Mexiko stammen und bis zu 35 Zentimeter lang werden können, die heimische Fauna verfälschen. "Wer sich ein Tier kaufen möchte, der sollte sich vorher über die Haltungsbedingungen informieren", mahnt die Tierpark-Mitarbeiterin. Am besten wäre es jedoch, wenn der Zoohandel Rotwangen-Schmuckschildkröten wegen der bekannten Probleme überhaupt nicht mehr anbieten würde.

Und was wird mit dem Fang aus dem Hintersee? "Sie bleibt erstmal bei uns", sagt Birgit Seimisch. "Wir müssen abwarten, ob sie sich von der Strapaze erholt und frisst."