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Schiff rückt ins Wappen

22.01.2007, 18:22

Dessau/MZ/ste. - Heraldiker, die Wappenkundler, haben ihre eigene Sprache. "Gespalten", so beschreiben sie Dessaus Wappen, "mit golden-rot geviertem Schildfuß, vorn in Silber am Spalt ein roter, goldbewehrter Adler mit roter Zunge; hinten neunmal geteilt von Schwarz und Gold, belegt schrägrechts mit einem grünen Rautenkranz. Das Wappen wird gekrönt von fünf roten Mauerzinnen. Die Stadtfarben zeigen gold (gelb) und rot."

Und auf dem Roßlauer Wappen erblicken sie "in Silber auf blauen Wellen ein linkshin fahrendes rotes Segelschiff, auf dessen goldenem Segel ein aufgerichteter, linksgewendeter, silbern gekrönter und rot bewehrter schwarzer Bär steht mit je einem abgewendeten Beil in beiden Vordertatzen; die rote Mastspitze mit einem blauen Karpfen beheftet; am Bug die Stadtfahne in Blau über Silber".

Dessau und Roßlau werden im Sommer fusionieren - und mit der Verschmelzung der Städte wird jene der Stadtwappen ebenfalls fällig. Das Unterfangen ist heikel und mehr als eine Angelegenheit für Grafiker, wenngleich Wappen längst nicht mehr die Bedeutung von einst haben. Dennoch haben die über Jahrhunderte entstandenen Regeln der Heraldik ihre Gültigkeit und Symbolik behalten.

So sind Dessaus und Roßlaus Politiker dabei, sich über die Wappenentwürfe zu verständigen. Allerdings steht es ihnen nicht zu, das neue Wappen aus eigener Machtvollkommenheit allein zu genehmigen. Der Verfahrensweg ist kompliziert: Die gewünschten Wappen müssen beim Landeshauptarchiv vorgelegt werden, wo sie, so die Vorlage für den Dessauer Hauptausschuss, auf "heraldische Korrektheit" geprüft werden. Danach muss der Entwurf eventuell überarbeitet und von einem Grafiker in die endgültige Fassung gebracht werden, um dann nebst Flagge und Stadtfarben vom Hauptarchiv gutachterlich genehmigt zu werden. Erst dann kann der Stadtrat seinen Beschluss fassen, bevor schließlich das Innenministerium oder das Landesverwaltungsamt das neue Wappen absegnet.

"Die Geschichte des Dessauer Wappens", so Frank Kreißler, Leiter des Dessauer Stadtarchivs, "lässt sich zurückverfolgen bis 1540." Es erschien damals als Herzschild des anhaltischen Wappens über dem Portal der Marienkirche.

Allen modischen Abwandlungen zum Trotz: Die Grundzutaten haben die Zeiten überstanden. Es gibt die Zinnen, die - für Frank Kreißler keine überzeugende Erklärung - als Zeichen der freien Stadt stehen. Der links angeordnete halbe Adler (auch wenn die Beschreibung "links" nicht der unter Heraldikern üblichen Betrachtungsweise entspricht) ist der Brandenburgs, die schwarz-goldenen Streifen rechts nebst dem sächsischen Rautenkranz stehen für das Herzogtum Sachsen-Wittenberg, einst ebenso wie Brandenburg zum Herrschaftsbereich der Askanier gehörend. Die rot-goldenen Gevierte am Fuße des Wappens werden als Symbol der Grafschaft Waldersee interpretiert.

Nach den Vorstellungen der Dessauer sollen die Elemente etwas schrumpfen, um rechts unten Platz zu machen für das Roßlauer Schiff. Eine Variante, das Roßlauer zentral im Dessauer Wappen zu platzieren, fand jedenfalls im Dessauer Hauptausschuss keine Mehrheit. Am Mittwoch befindet der Dessauer Stadtrat über die Vorschläge.