Freude in Dessau-Roßlau Schenkung für das Stadtgeschichtsmuseum - Dessauer Motive auf Porzellanteller

Dessau/MZ - Zwei kleine Tellerchen mit nur 6,8 Zentimeter Durchmesser haben im August große Freude im Museum für Stadtgeschichte ausgelöst. Gisela Schaube aus Nordrhein-Westfalen, eine Urenkelin des einstigen Besitzers, machte die Tellerchen, die aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen, zum Geschenk. Seitdem bereichern sie die Porzellanbestände in der Sammlung, zu der auch wertvolle Unikate aus der Sammlung des ehemaligen Hofuhrmachers Fritz Seelmann zählen.
Besitzer der Teller war der aus Dessau stammende Gerhard Heine (1825–1910). In Halle hatte er Theologie, Philosophie und Philologie studiert und war später als Landesseminardirektor in Köthen tätig. Nebenberuflich betätigte er sich schriftstellerisch. 1866 erschien zum Beispiel die „Geschichte des Landes Anhalt und seiner Fürsten“. 1864 heiratete er Elisabeth Schubring, Tochter des Theologen Julius Schubring aus Dessau.
Motive auf dem Porzellanteller zeigen das Naturkundemuseum und das Residenzschloss in Dessau
Die Motive der kleinen Teller zeigen Stadtrelevante historische Gebäude: Das ehemalige Leopold-Dank-Stift ließ Fürst Leopold Maximilian 1746–1750 als Stiftsgebäude zur Unterbringung älterer Kriegsinvaliden errichten. Ehemals zierte ein auf vier Säulen stehender hoher Sandstein-Obelisk das Eckgebäude. 1838 wurde dieser wegen Baufälligkeit abgerissen. Der Turm in seiner heutigen Form wurde 1847-1850 nach dem Vorbild des Campanile am Hospital St. Spirito in Rom errichtet. Seit 1927 ist das Gebäude Sitz des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau.
Der zweite Teller zeigt die dreiflügelige Anlage des Herzoglichen Dessauer Residenzschlosses. Damals war der Innenhof noch mit schönen Kübelpflanzen verziert. Heute ist einzig der Johannbau erhalten und beherbergt das Museum für Stadtgeschichte Dessau.
Die Pressmarken auf der Unterseite der Teller verweisen auf die Königliche Porzellanmanufaktur Berlin. Vermutlich wurden sie als Weißware (also unbemalt) bei KPM gekauft und dann in Dessau veredelt. Hier eröffnete im Oktober 1875 eine Manufaktur des aus Neuhaldensleben stammenden Porzellanmalers August Arnbeck in der Askanischen Straße 3, in der selbstbemaltes Porzellan gebrannt wurde. Arnbeck betrieb sein Gewerbe bis zu seinem Tod 1903. Die Bearbeitung in dieser Manufaktur ist naheliegend. Das Sammeln von Porzellan war eine Liebhaberei.
Weitere Schenkungen an das Museum sind noch bis zum 31. Oktober 2021 in der Sonderausstellung „Neue Schätze der Dessauer Stadtgeschichte - Schenkungen, Neuzugänge und selten Gezeigtes“ im Johannbau zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr