Rund um die Immobilie Rund um die Immobilie: Mehr Kunden gewünscht
Dessau/MZ. - "Die Leute, die bauen könnten, die wandern ab", konstatiert Wolfgang Schröter. Da er seit fast zehn Jahren mit dem Vertrieb von Massiv-Häusern am Markt ist, könne er nur bestätigen: "In der Baubranche gibt es ein Tal." Trotzdem präsentieren er und seine Frau ihr Familien-Unternehmen aus Trebbichau an der Fuhne auf der Dessauer Messe.
Wie Schröters hatten sich fast 60 Aussteller für die Messe "Rund um die Immobilie", kurz Rudi genannt, die Messe für Neubau, Ausbau und Finanzierung, angemeldet. An zwei Tagen stellten diese ihre Angebote zum Traum vom eigenen Haus im Veranstaltungszentrum Hangar vor. Die Palette reichte dabei vom Fertighaus und Dach- und Fassaden-Elementen über Balkonverglasungen, Flüssigtapete und Raumausstattung bis hin zu Wohngebäudeversicherungen und Bausparen. Außerdem wurden Fachvorträge zum "Förderkonzept Rentenreform 2001" und "Möglichkeiten und Varianten der Baufinanzierung" gehalten.
Da hätte der Kunden-Strom Schröters Meinung nach am Hangar deutlich größer sein können. Aber schon in Köthen hätten sich die Besucher zurück gehalten, lediglich in Halle sei die Resonanz größer gewesen, vergleicht Bärbel Schröter. Für sie und ihren Mann ist wichtig, dass sie sich gleich mit Interessenten unterhalten können. Manche Irrtümer könne er dadurch ausräumen, meint Wolfgang Schröter, weil er seine Angebote detailliert erklären könne. Zudem nutzt er die Messe, um sich auch über die Konkurrenz zu informieren und vor allem um Kontakte mit Partnern aus der Region zu vertiefen. "Wir müssen uns ja gegenseitig in dieser für den Hausbau schwierigen Situation weiterhelfen", findet er. Bessere Förderprogramme und die schnellere Bearbeitung von Anträgen seien nötig.
Das Baugeschehen sehe in Sachsen schon ganz anders aus, stellt Wolfram Lohse fest. Der Baufachberater für Öko-Domo Hausbau fügt gleich noch seine Erfahrung aus den alten Bundesländern an: "Das ist noch einige Stufen höher." Dort würden eben auch Jüngere an ein eigenes Haus denken und das auch bauen, sagt er. Wobei seiner Meinung nach gerade die bis zu 35-Jährigen für ökologische Fragen sehr aufgeschlossen sind.
"Aber für die Jugendlichen hier ist alles andere als Hausbau wichtig", bedauert der Kemberger. "Die wollen erst einmal richtig leben." Da zähle ein großes Auto mehr. Insofern betrachtet auch Lohse Messen als Chance, sich mit potenziellen Kunden zu verständigen und bedauert, dass sich deren Zahl auf der Messe in Grenzen hielt.
Das bestätigt auch Jens Hannemann vom Handels- und Dienstleistungs-Center aus Oberröblingen, das unter anderem Kamine präsentiert. Trotz der geringen Besucherresonanz habe er aber schon Gespräche geführt, die er mit "vernünftig" beschreibt. Da seien die Interessenten schon mit gezielten Fragen und ganz konkreten Vorstellungen gekommen, freut sich Hannemann. Wegen dieses Kontaktes und weil der Kunde die Produkte sehen kann, findet er Messen durchaus zeitgemäß.
"Nicht unzufrieden" zeigt sich auch Wolfgang Reinhardt. nach zehn Jahren Berufserfahrung hat er sich selbstständig gemacht. Der Dessauer nutzt nun die Messe, um auf seinen neuen Raumausstatter aufmerksam zu machen. Dem Laden am Damaschke-Center hat er den Namen "Auslechware, Jardine & Co." gegeben. "Mit meinen Angeboten bin ich ziemlich der Einzige hier, da bleiben vor allem die Damen stehen", lacht er. Aber auch er hätte gern einige mehr beraten.