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Roßlauer Pension hat neuen Pächter Roßlauer Pension hat neuen Pächter: Elbzollhaus empfängt wieder Gäste

Von Heidi Thiemann 30.03.2016, 10:00
Noch viel ist vorzubereiten: Silke Bergholz und Angelique Braun (r.) richten eines der 14 Doppelzimmer für die Pensionsgäste her.
Noch viel ist vorzubereiten: Silke Bergholz und Angelique Braun (r.) richten eines der 14 Doppelzimmer für die Pensionsgäste her. Lutz Sebastian

Roßlau - „Als erstes habe ich das Schild weggemacht: Zutritt nur für Besucher vom Elbzollhaus“, lacht Lars Dähne. Denn das soll sich ändern. Das Gelände des Elbzollhauses kurz vor der Elbbrücke Roßlau soll für Jedermann zugänglich sein. „Wir wollen eine Öffnung für alle. Ganz in der Tradition des Gartenreiches“, sagt Dähne, Geschäftsführer der City-Pension in Dessau und nun auch vom Elbzollhaus. Denn das ist eines der Gartenreichbauten von Fürst Franz.

Ende September hatte der vormalige Pächter des Ensembles aufgehört, sagt Dähne. Vor kurzem sei der Eigentümer des Hauses auf ihn zugekommen. Vor vier Wochen erst ist die Entscheidung gefallen, dass er das Elbzollhaus pachtet, sagt der Elbe-Liebhaber. Die Lage, der Fluss, all das habe eine Rolle gespielt, aber auch der Umstand, dass man so ein Haus nicht leer stehen lassen könne. Arbeit hat der Geschäftsführer mehr als genug, zumal in Magdeburg gerade ein zweites City-Pension-Standbein aufgebaut wird. Das Elbzollhaus wird deshalb einen Betriebsleiter haben: Michael Röder. Er wird sich dann um alles kümmern, ab 1. Mai.

Doch schon am 1. April soll der Betrieb im Elbzollhaus losgehen. Um 14 Uhr wird am Freitag erstmals das Café öffnen. Ab Sonnabend, 2. April, wird jeden Tag zum Frühstück eingeladen. Nicht nur Hausgäste der 14 Doppelzimmer umfassenden Pension können sich hier am Morgen stärken, auch Außer-Haus-Gäste.

Das Elbzollhaus kurz vor der alten Elbbrücke von Roßlau kann auf eine interessante Vergangenheit zurückblicken. In den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts begann für Roßlau die große Bedeutung als Schifffahrtsplatz. In alten Chroniken heißt es dazu: „In den Jahren 1822 bis 1830 wurde die anhaltische Elbe von 18.392 Kähnen befahren, die am Elbzollhaus Zoll entrichteten, und zwar 5.848 zu Berg und 12.544 zu Tal; im Jahresdurchschnitt waren das also 2.042. Dazu kommen noch pro Jahr 676 Flöße.“

Der Gebäudekomplex war 1789 nach Plänen des Baumeisters Friedrich Wilhelm Freiherr von Erdmannsdorff errichtet worden. Carlo Ignacio Pozzi baute 1814 den Turm als Zollwachturm an. Lange Jahre war das Elbzollhaus beliebtes Ausflugsziel. Ab 1961 war es Station Junger Techniker und Naturforscher.

Nach der Wende hatte sich zuerst der Verein „Soziale Heimat“ mit Jugendlichen um die Sicherung des Hauses gekümmert, dann nahm sich eine Investorengruppe des Ensembles an. Die modernste Schmuckbearbeitung Europas sollte hier einziehen. Die Pläne aus dem Jahr 2000 gingen nicht auf, wie auch die eines anderen Investors, der dort ein Jugendhotel einrichten wollte. Seit 2010 wird das Elbzollhaus als Pension genutzt. (hth)

Cafébetrieb bleibt

Sein Vorgänger, sagt Dähne, habe schon viele Veranstaltungen für diese Saison angenommen. „Die übernehmen wir gerne und werden uns mit allen deshalb in Verbindung setzen“, kündigt er an. Und auch wenn Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder andere große Veranstaltungen im Elbzollhaus stattfinden, soll der öffentliche Cafébetrieb aufrechterhalten werden, denn Platz bietet das Ausflugsziel genug. Und das hält ein regionales Angebot vor mit Kaffee von Hannemann aus Köthen, Backwaren von der Bäckerei Schieke in Dessau und Eis von einem Bauernhof.

Auf Radtouristen im Sommer setzt der neue Pächter, auf Urlauber mit Caravans und überhaupt auf Pensionsgäste, die das Kleinod für sich entdecken. Für Caravans, kündigt er an, sollen in den nächsten Monaten zehn Stellplätze geschaffen werden, doch könnten sie auch schon jetzt kommen. Strom und Außentoiletten gibt es bereits.

Perspektivisch, sagt Dähne, soll auf Wunsch des Eigentümers auch ein Fahrrad- und Bootsverleih angeboten werden. In dieser Saison klappe das aber noch nicht. „Wir müssen erst einmal abwarten, wie sich hier alles etabliert.“ Denn eine Herausforderung sei es schon, das Haus mit dem großen Außengelände zu übernehmen und zu bewirtschaften. Fünf Mitarbeiter stellt Dähne dafür ein. Doch hätte er nicht sein Team der City-Pension hinter sich und weitere Unterstützer, gibt er zu, könnte er die neue Herausforderung nicht stemmen. (mz)

Das Elbzollhaus im Internet: www.elbzollhaus.info