Roßlau Roßlau: Ivonne Vollert unterwegs im Traumjob Schornsteinfegerin

Rosslau - „Es hat sich als richtiger Traumjob entpuppt“, sagt Ivonne Vollert über ihren Beruf als Schornsteinfegerin. „Etwas mit Menschen“ wollte die heute 42-Jährige damals nach der Schule machen und begann zunächst eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau. Doch schon nach der Probezeit war Schluss.
Ausbildung zur Meisterin
Da schien ihr der Rat ihres Vaters, einem Schornsteinfeger, in seine Fußstapfen zu treten und nicht ein Dreivierteljahr auf die nächste Lehrstelle zu warten, irgendwie plausibel. 1997 beendete sie die Lehre mit dem Gesellenbrief. Zehn Jahre später sattelte Vollert den Meister drauf. Die Schornsteinfegerin steht selbstständig erfolgreich ihre Frau in der Männerdomäne. Rund 500 Berufskolleginnen habe sie bundesweit, bei rund 16 000 Schornsteinfegern, erzählt die Roßlauerin. Die Frauen wissen sich in dem körperlich anstrengenden Beruf nicht nur gut zu behaupten. Sie treffen sich auch regelmäßig. Vor 20 Jahren haben Bremer Schornsteinfegerinnen ein jährliches bundesweites Treffen ins Leben gerufen. Vollert war schon einige Male dabei. 2002 war sie die Gastgeberin in Roßlau. In der Region hat Vollert noch in Dessau eine Berufskollegin, die als Schornsteinfeger-Gesellin arbeitet.
Schornsteine kehren, Heizungsanlagen, Öfen und Kamine auf Grenzwerte und Sicherheit hin prüfen sowie die Beratung rund ums Heizen in Häusern gehört zum Berufsalltag. Von ihrem Vater hat sie den Kehrbezirk Roßlau Innenstadt, Meinsdorf, Buro, Buko, Düben und Klieken übernommen. Die amtlich vorgeschriebenen Prüfungen von Heizanlagen aller Art übernimmt Vollert hier. Auch viele Schornsteine in ihrem Kehrbezirk reinigt sie, obwohl seit 2013 der Markt liberalisiert wurde und die Kunden für solche Dienstleistungen ihren Schornsteinfeger frei wählen können.
Für viele auch ein Glücksbringer
Im Alltag ist das nicht nur ein Job. Vollert ist, wie fast alle ihrer Berufskolleginnen und -kollegen nicht nur eine Dienstleisterin, sondern für viele auch ein Glücksbringer. Dieses Ritual macht sie gerne mit. Wenn ihr Menschen begegnen, dann drehen sie an einem Knopf oder legen eine Hand auf die Schulter und sprechen die magischen Worte „1,2, 3, 4 - Das Glück gehört mir“. Manche sehen auch die bloße Begegnung mit einem Schornsteinfeger schon als gute Botschaft. Das Ganze hat seinen Ursprung im Mittelalter. „Früher bestanden die Häuser in den Städten oft aus eng beieinander liegendem Fachwerk. Wenn ein Haus brannte, dann brannte meist gleich die ganze Straße. Schornsteinfeger sorgten durch ihre Arbeit dafür, die Gefahr von Bränden zu reduzieren“, erklärt Vollert.
Neben ihren Arbeitsgeräten, wie Stoßbesen und Schiebereisen, sind sie auch an der schwarzen Kleidung und dem Zylinder zu erkennen. „Bei der Arbeit brauche ich es aber bequem“, betont sie. Da wird der elegante Zylinder dann gegen das bequeme Käppi eingetauscht. (mz)