1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Roßlau fordert Ende der Debatte: Roßlau fordert Ende der Debatte: Stadtname bleibt in der Diskussion

Roßlau fordert Ende der Debatte Roßlau fordert Ende der Debatte: Stadtname bleibt in der Diskussion

Von Lisa Garn 07.07.2017, 11:29
Erbittert war vor der Fusion 2007 gerungen worden.
Erbittert war vor der Fusion 2007 gerungen worden. Archiv

Dessau-Rosslau - In der Stunde des Rückzugs stand eine vage Ankündigung: „Wir werden beraten und überlegen, was der nächste Schritt sein kann“, erklärte SPD-Fraktionschef Ingolf Eichelberg im Stadtrat am 21. Juni. Am Mittwoch war es soweit: Vertreter unter anderem des Wirtschafts- und Industrieclubs Anhalt (WIC) und der Fraktionen haben wieder über eine mögliche Umbenennung der Stadt Dessau-Roßlau in Dessau beraten.

Ärger in Roßlau

In Roßlau sorgte dieses Treffen erneut für Diskussionen und Ärger - weil man annahm, dass das Thema vom Tisch ist. Im Stadtrat war die Abstimmung zu einem Bürgerentscheid kurzfristig von der Tagesordnung genommen worden. Am Wochenende hatte Roßlau beim Leopoldsfest-Umzug in Dessau eine Geste der Versöhnung gezeigt - obwohl der Ortschaftsrat erst absagen wollte.

Worum genau es nun bei dem Treffen am Mittwoch ging, darum wird von den Teilnehmern ein Geheimnis gemacht. Mehrfach betonen sie aber: Bei der neuerlichen Zusammenkunft sei nichts beschlossen worden.

Ein neuer Name könne Chancen bieten

„Es gab ein Treffen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Zum Thema Stadtname gibt es aber unterschiedliche Auffassungen“, sagt Fraktionschef Jost Melchior (Liberales Bürgerforum/Die Grünen). „Ich halte es für dringend nötig, dass wir die Diskussion sehr gelassen und vernünftig führen. Es hat keinen Sinn, hier etwas über das Knie zu brechen. Dafür ist das Thema zu sensibel, zu wichtig und auch zu kompliziert.“

Ein neuer Name könne Chancen für beide Stadtteile bieten, allerdings müsse dies eingebettet werden in eine Gesamtdiskussion zur Zukunft der Doppelstadt, so Melchior. „Das ist ein Prozess, den man nicht in kurzer Zeit führen kann.“ Vor allem müsse es einen „vernünftigen Umgang“ der Dessauer und Roßlauer miteinander geben, „um mögliche Verletzungen und Frustrationen nicht entstehen zu lassen“.

Gespräch in größerer Runde

Die CDU-Fraktion will sich in der kommenden Woche zu einer Sondersitzung treffen, erklärt Fraktionschef Eiko Adamek. Er selbst war bei dem Treffen nicht anwesend, aber ein Vertreter. „Wir werden uns intensiv austauschen, auch die Roßlauer Fraktionsmitglieder sind dabei.“ Es soll aber auch ein Gespräch in größerer Runde geben - weil es eine große Beteiligung bei diesem Thema brauche. „Wir werden das Thema nie los, dafür ist das Interesse zu groß“, sagte Adamek. „Deshalb wäre es wünschenswert, wenn zeitnah ein Treffen mit dem Oberbürgermeister, allen Fraktionsvorsitzenden und dem Ortschaftsrat Roßlau stattfindet.“

Im Streit um den Namen hatten Roßlauer kritisiert, dass die Beschlussvorlage über einen Bürgerentscheid an ihnen vorbei vorbereitet worden war. Vereinzelt geben nun die Befürworter einer Umbenennung den Medien Schuld daran, dass die Debatte in Roßlau zu Wut und Enttäuschung geführt hatte. Allerdings bestand auch keine Kommunikationsstrategie, um für den eigenen Beschlussvorschlag in der Öffentlichkeit und vor allem in Roßlau zu werben.

Bürgentscheid war geplant

Der Vorstoß zum Stadtnamen kam vom WIC. Die Vorlage wurde von fünf Fraktionen für die Stadtratssitzung am 21. Juni eingebracht. Geplant war ein Bürgerentscheid am Tag der Bundestagswahl: Einwohner sollten am 24. September abstimmen, ob Dessau-Roßlau nur noch Dessau heißen soll. Am Mittwoch soll es nun nach MZ-Informationen auch um die Möglichkeit einer Bürgerbefragung gegangen sein.

Dass es zum Stadtnamen ein neues Treffen gab, hat der Roßlauer Ortsbürgermeisterin Christa Müller (CDU) „die Sprache verschlagen“. Man habe angenommen, „dass nach dem Wochenende und dem Leopoldsfest Ruhe einkehrt. Diese Diskussion schadet uns - nach innen und außen.“ Sie erinnerte an den Besuch des Ministerpräsidenten Reiner Haseloffs (CDU) im Juni, bei dem er sich klar für die gemeinsame Stadt mit dem Namen Dessau-Roßlau ausgesprochen habe.

„Ich muss nun hören, was genau geplant ist und verständige mich mit dem Ortschaftsrat. Wir müssen reagieren.“ Müller warb ebenso dafür, sich inhaltlich mit der Entwicklung der Stadt zu befassen. „Allein ein anderer Name bringt nichts.“ Ihre Stellvertreterin Sylvia Gernoth (SPD) hält die wieder entflammte Debatte für eine „Hiobsbotschaft“. „Wir haben am Wochenende Stärke gezeigt. Ein größeres Zeichen für die gemeinsame Stadt konnten wir nicht setzen. Das wird nun kaputt gemacht. Wir müssen hier wieder Ruhe und Stabilität reinbringen - das sind wir unseren Bürgern schuldig.“ (mz)