Riesen-Modell Riesen-Modell: Einkehr neben der Raubritterburg
Hundeluft/MZ. - Wer auf der Straße zwischen Hundeluft und Thießen unterwegs ist und an der idyllisch gelegenen Gaststätte "Zum Erlengrund" vorbei kommt, dessen Blick bleibt unwillkürlich an einem kleinen, imposanten Bauwerk hängen. Dort am Rosselufer steht eine trutzige Burg mit Turm, Zinnen, Schießscharten und Zugbrücke. Es ist die detailgetreue Nachbildung der nur noch in Resten vorhandenen Burg Hundeluft, erfahren die Gäste von Ronald Achatzki, Ehemann der Erlengrund-Wirtin Ute Achatzki. Schon seit Herbst 2001 können Gaststättenbesucher die kleine, massiv gebaute Burg bewundern.
Doch wie kam es dazu? Ronald Achatzi nahm im vergangenen Jahr Kontakt zu Günther Beinert auf, nachdem er den bekannten Modellbauer in einer Fernsehsendung gesehen hatte. Der 76-jährige Rentner aus Gerbstedt im Harz stellte schon unzählige Modellburgen her, zum Beispiel eine für den Marktplatz seines Heimatortes, die 40 Tonnen wiegt.
Günther Beinert war sofort begeistert von der Idee, ein Modell der Hundelufter Burg anzufertigen. Doch zuvor musste natürlich ihr Aussehen rekonstruiert werden. Dabei war der Hundelufter Bürgermeister Rolf Petrasch eine große Hilfe. Er beschäftigt sich schon seit 1969 mit der Dorfgeschichte und so auch speziell mit der Burg. Er forschte in Museen, Archiven und in Unterlagen von Kirchenämtern. So war das Kirchenbuch von Weiden sehr aufschlussreich, auch das Landbuch Anhalt-Zerbst sowie die Chronik von Magdeburg. Auch im Kataster-Archiv in Barby wurde er fündig. "Ich nahm alte Beschreibungen als Vorlage für meinen Entwurf der Burg", so der Hundelufter Bürgermeister. Er könne außerdem versichern, dass das Modell zu 90 Prozent mit der realen Burg von damals identisch sei. Burgen-Baumeister Beinert stand Dank Petraschs Nachforschungen ein Original-Grundriss zur Verfügung. Des weiteren verglich Petrasch sämtliche Burgen, die in der selben Zeitepoche wie die Hundelufter Burg entstanden. So nahm er zum Beispiel die Burgen Loburg und Rabenstein unter die Lupe.
Das Modell zeigt die Burg um das Jahr 1430 und ist im Maßstab 1:15 angefertigt. Der Burgturm ist etwa zwei Meter groß, während der reale Turm mit 17 Metern die Baumwipfel überragte. In 300 Arbeitsstunden stellte Günther Beinert das zwei Tonnen schwere Werk her. Dabei verlangte er nur die Material- und Transportkosten. Als Material verwendete er eine Mischung aus Sand und Zement. Das Modell steht auf einer Platte aus Beton und Stahl.
Der Transport des Bauwerkes von Gerbstedt zum Erlengrund war nicht gerade unkompliziert, ein großer Lkw sowie ein spezieller Ladekran kamen zum Einsatz.
Das Burgmodell hat eine positive Nebenwirkung gebracht. Ronald Achatzki erzählt: "Viele Leute interessieren sich jetzt verstärkt für die Burg und die Geschichte Hundelufts. Selbst manche Ortsansässige wissen nichts Genaues über die historische Bedeutung der Burg. Das hat sich geändert, seit das Modell hier steht."
Um das Burgmodell soll nun noch ein Miniatur-Wassergraben angelegt werden, damit es seinem großen Vorbild noch ähnlicher wird.
Zuerst schützte die Burg die daneben verlaufende Handelsstraße, doch 1387 zogen Raubritter ein und machten die Gegend unsicher. Nachdem diese im Jahr 1414 vertrieben waren, blieb die verlassene Burg Hundeluft vorerst erhalten, war aber mit den Jahren dem Verfall preisgegeben. Im Unterschied dazu entwickelte sich die Vorburg zu einem Gut und Wirtschaftszentrum. Aus den Steinen der Burg bauten damals die Einwohner von Hundeluft ihre Häuser. Vermutlich wurde die Burg dann im Dreißigjährigen Krieg endgültig zerstört, da in dieser Zeit der gesamte Ort dem Krieg zum Opfer fiel. Heute ist die Gegend um die Burg Landschaftsschutzgebiet und die Ruinen-Reste stehen unter Denkmalschutz.