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Rabattgesetz Rabattgesetz: Feilschen wie die Profis?

Von Johannes Killyen 25.07.2001, 19:48

Köthen/MZ. - Basarstimmung in Deutschland,Feilschen bis zum letzten Pfennig, Morgenluftfür Schnäppchenjäger - sehen so die Auswirkungendes Rabattgesetzes aus? Seit gestern sindHändler und Kunden offiziell nicht mehr anausgezeichnete Preise gebunden, es darf gehandeltwerden um Zusatzausstattung, Zusatzserviceund natürlich Kaufpreise. Die MZ hörte sichdazu gestern in der Köthener Innenstadt umund fand heraus, dass Händler und Kunden derNeuregelung doch mit unterschiedlichen Gefühlenentgegen sehen.

Felix Erhardt aus Frankfurt/Main ist zu einemArbeitsbesuch in Köthen und sagt kurz undknapp, dass er sowieso schon lange handelt,"vor allem bei Handys". "Besonders gern werdeich jetzt aber um Computer feilschen." Ähnlichsieht Bernd Berger aus Köthen, Kurzhaarschnittmit Sonnenbrille, das Rabattgesetz: Gehandelthat er schon immer, "vor allem bei Autos undHäusern wird jetzt aber noch mehr raus zuholen sein". Im Jeansladen zu feilschen -darauf wird er sich wohl nicht einlassen.

Beatrice Sasse aus Köthen würde dagegen dochlieber um Kleidung feilschen, "aber auch nichtin der Boutique - da muss Qualität schon ihrenPreis haben". Im Prinzip würde sie das Feilschensowieso lieber ihrem Mann überlassen, "derist knallhart". Ihre Begleiterin Sandra Giersbergdenkt vor allem an Kinderkleidung - "die istso furchtbar teuer". Wolfgang Schier, ebenfallsaus Köthen, wird man beim lautstarken Feilschenwohl nicht erleben können: "Da bin ich nichtso der Typ dafür." Trotzdem findet er dieNeuregelung richtig und sinnvoll. Anders alsdie junge Mutti Anett Geißler: Sie sagt einfachnur "Nein" zum Preispoker.

Die Einzelhändler, soviel kann man sagen,halten vom Rabattgesetz nicht besonders viel.Zum Beispiel Walter Lux, der einen Elektroladenin der Halleschen Straße hat: "Angesichtsder geringen Gewinnspannen wird bei den Preisennicht viel zu machen sein. Eher schon beimService. Aber der gehörte sowieso immer schondazu. Also wird sich jetzt kaum etwas ändern."Lux befürchtet auch, dass manche Händler diePreise hinauf setzen, um sich danach wiederherunter handeln zu lassen. "Wer dann, wieOma Krause von nebenan, nicht handelt, istangeschmiert."

Ähnliches gibt Jens Fisser, der am Markt einenHifi-Laden betreibt, zu Protokoll: "NormaleRabatte wird es bei uns eher nicht geben.Und Zugeständnisse bei Zubehör oder Service- die gab es schon immer." Auch als Händlermüsse man mal "Nein" sagen können. DorinaSchumann vom Optikgeschäft Himmrich, HallescheStraße, ist bisher nicht auf feilschende Kundengetroffen. Sie glaubt nicht, dass sich vieländern wird und sagt: "Wer gute Qualität will,bekommt die nirgendwo kostenlos." Und KathrinFritzsche von der Boutique "City Chic" findet:"Um ein Kleidungsstück zu feilschen, da verliertman die Glaubwürdigkeit, das hat keinen Stil."Immerhin: Vorgestern hätten zwei Kundinnenangekündigt, sie würden "ab morgen" so richtighandeln.

Richtig zu handeln - das haben auch Roswithaund Reinhard Thonke aus Potsdam gelernt. Denngerade sind sie aus dem Urlaub in Tunesienzurück gekommen. "Wenn einem dort der Händlerfreundlich 'Auf Wiedersehen' sagt, dann hatman irgend etwas falsch gemacht."