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Projekt Projekt: Studenten gestalten Wände im Herzzentrum Coswig

Von danny gitter 22.01.2013, 18:43

dessau-rosslau/MZ. - Einiges lässt sich nicht ändern. Die schweren und raumgreifenden medizinischen Apparate etwa. Schließlich sind sie überlebenswichtig für Patienten, die gerade frisch am Herzen operiert wurden und auf der Intensivstation des Herzzentrums Coswig liegen. Anderes aber kann durchaus beeinflusst werden.

Die Wände der insgesamt sechs Räume sind in hellen freundlichen Farben gehalten. Das soll die sterile Atmosphäre des Krankenhausbetriebes etwas auflockern. Nur ein wichtiger Aspekt wurde bisher vernachlässigt - die Deckenwände. Die sind allesamt weiß. Besuchern und Personal ist das kaum aufgefallen, weil sie eine andere Perspektive als die Patienten haben.

"Wir haben Fachliteratur gelesen und unsere Patienten befragt. Es ist nicht gerade der Situation der Patienten förderlich, wochenlang auf weiße Deckenwände starren zu müssen", sagt Doreen Büchner, die Stationsleiterin der Intensivstation im Herzzentrum Coswig.

Also haben sie und die Klinikleitung beschlossen, dieses Problem zu lösen, und sich an den Fachbereich Design der Hochschule Anhalt gewandt. Die Design-Professorin Lisa M. Stybor, hat sich mit 27 Erstsemestlern im Bachelor-Studiengang Design und drei Studenten des Internationalen Masterkurses Design in diesem Wintersemester der Aufgabe gestellt. Am Montagnachmittag konnten die Ergebnisse aus fast vier Monaten intensiver Arbeit auf dem Dessauer Campus präsentiert werden.

"Die Räume eines Krankenhauses zu gestalten war ein echtes Novum für mich und eine richtig große Herausforderung", bilanziert Stybor. Denn die Vorgaben waren eng und der Aufgabenbereich sehr sensibel. Die Ergebnisse sollten sich in das bestehende Farbkonzept der Räume integrieren und dabei gleichzeitig den Ansprüchen der Patienten nach Wohlbefinden, Ablenkung und Entspannung gerecht werden.

Für die Recherchen und die Konzepterstellung mussten sich Stybor und ihre Studierenden dem Krankenhausbetrieb anpassen. Das, was für einen Künstler so wichtig ist, den Raum in sich aufzunehmen, so lange wie nötig dort zu verweilen, um die passenden Konzepte zu finden, war hier fast unmöglich. Kaum ist ein Zimmer frei geworden, wurde es nach kurzer Zeit wieder belegt. Dementsprechend flexibel mussten die Professorin und ihre Studierenden sein. Es wurden Fotos gemacht, Farbproben genommen und alles in die Hochschule zur Auswertung gebracht.

Die Studierenden machten Interviews auf der Straße und fanden zufällig jemanden, der im Herzzentrum Coswig behandelt wurde. "Derjenige bestätigte uns, wie sehr er sich Ablenkung durch Deckenmotive gewünscht hätte", berichtet Stybor. Im Dessauer Diakonissenkrankenhaus, wo auf der Intensivstation die Deckenwände schon individuell gestaltet sind, holte sich die Professorin zusätzliche Anregungen.

Innerhalb des Wintersemesters sollten Antworten auf die wichtigen Fragen gefunden werden: Wie können die Motive beruhigen, Geist und Körper entspannen, Halt geben und die Phantasie anregen? "Dafür war es unwichtig, was es schon alles in der Kunstgeschichte gegeben hat. Welche Epochen und Stile sich feststellen ließen oder was heute Trend ist", verdeutlicht Stybor. "Das wichtigste Kriterium war, dass Farbe, Form und Ton stimmten", so die Professorin.

Themen wurden entwickelt, hinterfragt und verworfen, neue Blickwinkel festgelegt. Das Ergebnis sind einerseits klare und einfache geometrische Formen, so wie bei Alisa Antonova. "Da können sich viele Menschen hineinversetzen und es bleibt viel Raum für Interpretation", so die Erstsemestlerin. Andere Kommilitonen haben klare Motive wie Vögel oder Blüten gewählt. Für einen blauen Himmel als Deckenmotiv hat sich Suthamon Hengrasmee entschieden. "Jeder will doch einen blauen Himmel sehen. Das gibt ein angenehmes Gefühl und weckt Energien", begründet der Masterstudent aus Thailand seine Motivwahl.

Im Herzzentrum will man sich jetzt auf einige Motive festlegen und diese dann im Februar und März von einem Designstudenten realisieren lassen. "Das trägt viel zum Wohlbefinden bei und fördert in vielen Fällen den Genesungsprozess", hofft Stationsleiterin Büchner auf langfristig positive Effekte.