Pontiac Firebird Formula 400 Pontiac Firebird Formula 400: Rockfords Auto im Fläming
Thießen/MZ. - Was hat ein Thießener mit Indianern zu tun, außer, dass er quasi mitten in gemäßigter Wildnis - im Fläming - wohnt? Eigentlich nichts, außer dass er einen Pontiac zu Hause stehen hat.
Aber eben keinen Indianer, schon gar keinen Ottawa-Häuptling, sondern ein Auto. Allerdings ein ziemlich gewaltiges. Wenn Mathias Thiebe seinen Pontiac Firebird (den Feuervogel) anlässt, dann fauchen acht Zylinder rauhe Musik in die Atmosphäre, die von 6 470 Kubikzentimetern Hubraum komponiert wird und mit der Kraft von knapp 300 Pferden daherkommt.
Verchromte Sidepipes wiederum sind der Resonanzboden für den üppig-urigen Sound des Gefährtes, mit dem einst Serien-Privatdetektiv Rockford im Fernsehgerät unterwegs gewesen ist. Was Mathias Thiebe seit Kindheitstagen nicht mehr losließ, als er Rockford mit Firebird beim Klassenfeind über die Schwarz-Weiß-Mattscheibe flimmern sah.
"So ein Auto muss ich auch haben", sagte sich der Thiebe-Knirps seinerzeit. Und als es die Gelegenheit gab, an eins heranzukommen, nach der Wende hierzulande, ging der jetzt 27-Jährige daran, seinen Traum in die Tat umzusetzen. Das Ergebnis steht heute blinkend in der Sonne. Ist dunkelrot-metallic lackiert, und wenn man die Motorhaube öffnet, schlägt zumindest bei Technik-Freaks das Herz bis in den Hals. Da tut u. a. ein Motor, dessen verchromte Zylinderköpfe von der High-Performance-Tuningfirma Edelbrock stammen, seinen Dienst.
Das war nicht immer so, denn als Thiebe anfing, seinen Traum zu verwirklichen, war der Pontiac Firebird Formula 400 eigentlich zwei Pontiacs, und beide sahen nicht eben gut aus. In einer Zeitschrift über US-Cars hatte der ausgebildete Elektroniker, der heute selbstständig ist, eine Annonce entdeckt: Pontiac Firebird zu verkaufen. Der allerdings, natürlich gekauft und im tiefsten Winter aus Augsburg abgeholt, diente dem jungen Mann nur als Ersatzteilspender, denn die Innenausstattung darin war noch nahezu perfekt erhalten. Die wurde ausgebaut und wie auch der Kabelbaum in den anderen Firebird "implantiert".
Diesen hatte Thiebe von einem Wolfener Bekannten, in dessen Garage er über Zufälle gelangt war. Über den Zustand dieses Wagens sagt Thiebe nach erfolgreicher Restauration: "Die Karosse war eigentlich eine Katastrophe. Das ist
an so einem Auto eine ganze Menge Blech, und an diesem war überall Rost." Um den wegzubekommen, baute er alles auseinander, entfernte den Rost mittels Sandstrahl, ließ den Rahmen feuerverzinken. Von unten ist die Karosserie jetzt mit angeformtem GFK (glasfaserverstärkter Kunststoff) versehen. Thiebe: "Jetzt kann nichts mehr passieren." Jetzt, nachdem auch das Fahrwerk überarbeitet und zum Teil erneuert ist.
Davor lagen aber stolze fünf Jahre Bastelei "mit Abständen und kleinen Unterbrechungen", wie Thiebe schmunzelnd sagt. Die gab es, wenn er "völlig am Boden" war, die Nase voll hatte und die Garage "einfach für eine Zeitlang abschloss". Aber der Gedanke an den fertigen Firebird hatte ihn im Griff, und so bekam er auch das Auto Stück für Stück in selbigen. Heute kann er rekapitulieren, dass der finanzielle Aufwand für das Schmuckstück wohl nicht zu vernachlässigen, wohl aber doch der kleinere sei, gemessen an den Arbeitsstunden und den Nerven, die der Unentwegte gelassen hat, ehe sein "Kleiner" so aussah, wie er sich heute präsentiert. Und auch schon während US-Car-Treffen als eins der schönsten Fahrzeuge prämiert worden ist.
Als sparsamstes noch nicht, wird es wohl auch nie. Denn obwohl Mathias Thiebe auch in puncto Kosten hundertprozentig zu seinem Hobby-Pontiac steht, wird der Firebird bei dem ihm innewohnenden Spritverbauch,der bei mindestens 20 Litern auf 100 Kilometer liegt, pro Jahr nur um die 1 000 Kilometer weit aus eigener Kraft bewegt. Da ist zwar manchmal eine Runde durch die Flämingdörfer oder ein Abstecher nach Dessau drin. Ansonsten nimmt Thiebe seinen Firebird doch lieber nur zu Liebhaber-Treffen mit oder kutschiert ein Pärchen zur Hochzeit - so er drum gebeten wird. Oder eben die Simpsons ins Roßlauer Rathaus, wie am 11. 11. des Vorjahres, als er sein Fahrzeug in den Dienst der Jecken vom RKC gestellt hatte.
Fahrer und Fahrgäste müssen übrigens in dem Oldtimer des Baujahrs 1976 buchstäblich auf nichts verzichten. Die Servolenkung ist die leichtgängigste, die Mathias Thiebe erlebt hat, selbstverständlich gibt es eine Klimaanlage, und Thiebe grinst verschmitzt, als er sinniert: "Ich weiß nicht, ob wir 1976 schon Rollgurte im Trabi hatten."
Auf Luxus beim Fahren kann der Thießener, dessen Eltern die dortige "Dorfschenke" betreiben, allerdings auch verzichten. Davon zeugt die russische Dnepr, die nahezu restauriert in seiner Garage steht. Daran fehlt eigentlich nur noch originale Bereifung, "da ist schwer ranzukommen". Wenn auch die dran ist, kann der Mann, der einen gehörigen Schuss Benzin im Blut hat, auch auf dem Motorrad-Dinosaurier lospreschen. Später noch in einem VW Käfer, denn solch gutes Stück aus Mexico, Baujahr 1982, wartet dann als nächstes auf eine Verjüngungskur.