Platz für 220 Mitarbeiter Platz für 220 Mitarbeiter: Regiocom startet in Dessau sein Callcenter in der Hauptpost

Dessau - Der Weg nach oben führt über eine Wendeltreppe. In der ersten Etage angekommen, steht man vor einer Glastür, hinter der Leute sitzen, die vor allem mit Telefonieren beschäftigt sind.
Anfang des Jahres hatte das Magdeburger Unternehmen Regiocom angekündigt, in Dessau einen neuen Standort eröffnen zu wollen. Obwohl es einfachere Gebäude gegeben hätte, fiel die Wahl auf die Hauptpost.
„Der Chef“, sagt Katharina Lüdicke, „hat eine Faible für ungewöhnliche Gebäude.“ Und er habe entschieden, selbst wenn es nicht besonders wirtschaftlich sei, man werde die Räume in der Post umbauen. Lüdicke, selbst Dessauerin, ist Projektmanagerin bei der Regiocom und hat den Aufbau der Dessauer Niederlassung mitverantwortet.
Bis Ende des Jahres sollen 155 Frauen und Männer bei Regiocom in Dessau arbeiten
Inzwischen arbeiten 140 Frauen und Männer bei Regiocom in Dessau. „Ende des Jahres sollen es 155 sein“, sagt Bereichsleiter Michael Ermisch. Mitte 2018 will man mit 220 Leuten die derzeitigen Kapazitäten ausgeschöpft haben.
Regiocom ist mit seinen insgesamt 5.000 Mitarbeitern in erster Linie ein Dienstleister für Energielieferanten, seien es Stadtwerke oder Discounter. Auch in Dessau sind etliche Angestellte für diese Branche aktiv. Ermisch: „Sie machen klassische Kundenbetreuung. Dass ein Dienstleister dahintersteckt, davon bekommen die Kunden nichts mit.“
Mit Rekrutierung des Personals hat das Unternehmen vor einem Jahr begonnen - und dabei vor allem und zum ersten Mal auf Facebook gesetzt. Offenbar mit Erfolg. Man habe überlegt, erklärt Lüdicke, wie man am schnellsten Leute erreiche.
Nur ein Online-Formular statt umfangreicher Bewerbungsunterlagen
Und was Leute von der Bewerbung abhalte. Ihre Antwort darauf: das Anschreiben. Statt dessen mussten (und müssen) Interessen lediglich ein Online-Formular ausfüllen, damit Regiocom auf sie zukommt. „Wir bemühen uns, das recht schnell zu tun.“
Wer dann eingestiegen ist bei Regiocom, hat in Halle zunächst eine mehrwöchige Schulung absolviert. „Wir kennen die Leute vom ersten Tag an und haben das hier zusammen mit ihnen aufgebaut“, sagt Lüdicke. Wenn Sie durch die Arbeitsräume geht, wird sie hin und wieder mit Küsschen begrüßt.
Für die Energielieferanten übernimmt Regiocom teilweise das gesamte Kundenmanagement von der Anmeldung über den Vertragsabschluss bis zur Rechnungslegung. Der Vorteil für die Auftraggeber, so Ermisch: „Die gesamte IT dafür läuft bei uns, wir erledigen sämtliche Prozesse.“
Leute am Telefon beruhigen zu können macht den Job erst richtig spannend
Anders bei der Telekom, einem weiteren Kunden von Regiocom Dessau, für die man einen Teil der Störungsmeldungen entgegennimmt und abwickelt. „Wir messen die Leitungen durch und sehen, ob wir das klären können. Oder wir schicken Technik oder Techniker raus“, erklärt Lüdicke. Und sagt, es mache den Job herausfordernd und spannend, Leute beruhigen zu können.
„Die rufen ja eben nicht an, wenn alles prima läuft.“ Gewitter seien übrigens die Hochzeiten für Beschwerden. Ansonsten die Zeit ab 16.30 Uhr, wenn die Leute nach Hause kommen und merken, das Internet ist ausgefallen. „Das ist ja heute fast das wichtigste im Haus.“
Die Räume in der Hauptpost, in die Regiocom einzog, standen seit Jahren leer, es roch etwas modrig. Emrich: „Es gab lauter kleine, dunkle Büros“. Viele der alten Wände sind verschwunden, es gibt viele offene Räume, auch die Chefs verstecken sich nicht hinter Türen.
Regiocom möchte Beschäftigte möglichst lange im Unternehmen halten
Dass der Umbau indes eine Herausforderung war, wird schon mit Blick auf den Brandschutz und die Wendeltreppe klar. Außerdem: Es gibt keinen Aufzug. „Ob Stuhl oder Computermaus“, erinnert sich Lüdicke, „wir mussten alles hochtragen.“ Von der Stadtverwaltung fühlte sie sich - entgegen der vielfach geäußerten Kritik - bestens unterstützt. „Ich kann da nicht klagen.“
Ermisch versichert, man wolle die Beschäftigten möglichst lange im Unternehmen halten. In Salzwedel, wo er seit fünf Jahren den gleichen Job hat wie in Dessau, seien 50 Prozent der Leute von Anfang an dabei. „Das ist super“, findet er.
Man gehöre zwar zu einem großen Unternehmensverband, so Lüdicke, aber die einzelnen Standorte könnten sehr individuell geführt werden. „Man kann dann besser reagieren auf das, was man hier benötigt.“ Und das, ist sie überzeugt, seien unbefristete Arbeitsverträge für die Mitarbeiter. (mz)
