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Planlos ins Aus? Planlos ins Aus: 250 Unterschriften gegen Schließung des Naturkundemuseums in Dessau

Von Thomas Steinberg 15.04.2019, 09:02
Unterschriftenaktion vor dem Museum.
Unterschriftenaktion vor dem Museum. Thomas Ruttke

Dessau - Am Mittag sind 250 Unterschriften gesammelt. Damit das Museum für Naturkunde und Vorgeschichte dort bleibt, wo es ist: An der Museumskreuzung. Und für dessen Zukunft.

Um die ist es schlecht bestellt, befürchtet Thomas Hofmann. Der promovierte Biologe ist Chef des Museumsfördervereins, steht am Sonnabend an der Museumskreuzung und sammelt Unterschriften: Für das „Gedächtnis Anhalts“, wie er das Museum nennt. Und das auch nach der neuesten Fassung des Kulturentwicklungsplans seine angestammten Räume verlassen soll. Irgendwie, und das Irgendwie wird nicht weiter präzisiert, soll dann die Sammlung im Johannbau gezeigt werden.

Hofmann: „Es stößt bitter auf, wenn keine Alternativen gezeigt werden.“ Und Hans-Georg Otto, Ex-OB und nun als Unterschriftensammler unterwegs, hält „das alles nicht für durchdacht“. Trotzdem liegt ein straffer Zeitplan vor: Das Kulturentwicklungskonzept soll schleunigst durch die Ausschüsse gebracht und am 22. Mai im Stadtrat beschlossen werden. Eine öffentliche Debatte? Gibt es ansatzweise erst, nachdem die MZ Kernpunkte des Papiers veröffentlicht hat.

„Lasst unser Museum nicht verrecken!“

„Lasst unser Museum nicht verrecken!“ mahnt ein Pappschild. Die Silbe „reck“ ist rot hervorgehoben und verweist auf Wirtschafts- und Kulturdezernent Robert Reck. Doch ihn allein verantwortlich zu machen, greift zu kurz: Der Kulturausschuss (und damit der Stadtrat) war zumindest in der Schlussphase involviert, in der das Konzept immer wieder umgeschrieben wurde.

Die neueste Fassung vom März zeichnet sich vor allem durch eine Änderung aus: Das Thema Geld bleibt außen vor. Obwohl es ein zentrales wäre. Andere Fehlstellen sind nicht gefüllt: Wie ordnet sich das Kulturentwicklungskonzept in andere Pläne ein? Passt es zum Innenstadtkonzept? Ist es am Leitbild Dessau-Roßlau ausgerichtet? - Als Basis wird lediglich ein Zwischenstandsbericht von 2013 erwähnt, den zwei externe Autoren verfasst hatten.

Zustande gekommen ist der wesentlich aufgrund des Drucks und der Vorarbeit der Bürgerinitiative „Land braucht Stadt“. Der Bericht regte die Schließung des Museums an. Weil es kaum Besucher hat. Und sich ohne Geld daran nichts ändern werde. Der Befund war korrekt. Die Stadt hatte gerade ihren Museen eine Winterruhe verordnet - im Naturkundemuseum sanken die Besucherzahlen von 8.000 auf 3.900.

Was wird mit der Sammlung, die das Museum für Naturkunde aufbewahrt?

2015 schien die Kehrtwende gekommen. Die Verwaltung legte eine „Rahmenkonzeption“ für das Naturkundemuseum vor. Die Planer, eine Berliner Arbeitsgemeinschaft, schlugen einen Umbau für 1,4 Millionen Euro vor, neue Themenschwerpunkte, bessere Vernetzung weiterer Akteure. Die Konzeption wurde vorgestellt, gelobt und verschwand. Im Kulturentwicklungsplan wird es mit keiner Silbe erwähnt.

Vage bleibt, was aus den 70.000 geologische Objekten, 50.000 botanischen Belegen, den 600.000 Wirbellosen, 6.000 Wirbeltieren und all den Stücken aus 1.000 Fundkomplexen werden soll, die das Museum aufbewahrt. Die einfach zu verstauen, reicht nicht. Ohne wissenschaftliche Bearbeitung ist das Material weitgehend wertlos. Was aus dem seit 1927 als Naturkundemuseum genutzten Leopold-Dank-Stift werden könnte, darüber wird im Kulturentwicklungsplan nur spekuliert: es biete sich als „Ausstellungsgebäude, auch für Vereine und freie Künstler an.

Darüber hinaus kann für das Gebäude eine Nutzung als Depot, für soziokulturelle Zwecke geprüft werden. Demnächst immerhin wird es zum Bauhaus-Jubiläum als „Versteckter Ort“ vermarktet. Ein Grund: Die Vitrinen für das Museum entwarf einst Marcel Breuer. (mz)

Anmerkung: Der Autor war Mitglied der Bürgerinitiative „Land braucht Stadt“.

Maskottchen der Rettungsaktion ist ein weißer Hirsch aus dem Museum.
Maskottchen der Rettungsaktion ist ein weißer Hirsch aus dem Museum.
Ruttke