Peinliches Weltkulturerbe? Peinliches Weltkulturerbe? Dessau-Roßlau lässt Vorgarten in Siedlung Törten verwildern

Dessau - Wie peinlich ist das denn? „Beim Besuch der Moses-Mendelssohn-Gedenkstätte im Mittelring fiel mir sehr unangenehm dieser Vorgarten am gegenüberliegendem Haus auf. Meterhohes Gras“, schreibt Christine Schwarzer, die als MZ-Bürgerreporterin aktiv ist.
Und im Fenster des entsprechenden Hauses entdeckte sie auch einen Hinweis, dass der Vorgarten der Stadt gehöre und die ihren Pflichten nicht nachkomme. Viele Touristen kommen dorthin, sagt Schwarzer. Und: „Alle stehen da und fotografieren die Schilder.“
Verkauf der Gärten von der Stadt Dessau an die Anwohner scheiterte
Peinlich? Familie Tropartz mutet sich den Anblick zu und zwar ganz bewusst, wie Roland Tropartz auf der MZ-Bürgerreporterseite schreibt. Das Haus in der unter Denkmalschutz stehenden Bauhaussiedlung Törten gehöre ihm, das Grundstück vor dem Haus aber der Stadt. Es habe vor längerer Zeit schon Versuche gegeben, das Grundstück zu erwerben.
Die aber „schlugen immer wieder fehl, weil das zuständige Grundstücksamt der Stadt Dessau entweder von vornherein nicht verkaufen wollte oder der verlangte Preis weit über dem lag, was man für ein Grundstück, welches unter recht strengen Denkmalschutzauflagen liegt, verlangen könnte“, sagt Tropartz. „Was bitte soll ich mit einem Grundstück, wo ich nichts machen darf, nichts anpflanzen darf, außer dem, was diese Denkmalschutzsatzung zulässt?“
Einige Anlieger übernehmen widerrechtlich Pflege der Vorgärten
Einige Anlieger „haben dann sozusagen widerrechtlich trotzdem die städtischen Grundstücke gestaltet - sieht auch schön aus“, schreibt Tropartz. „Was ist, wenn dann mal wieder diese Verwaltung ihren ,Rappel’ bekommt, und alles platt macht oder machen lässt, weil’s irgend einem Denkmaler nicht in den Kram passt?“ Er habe in den letzten 35 Jahren schon „viel Verarsche“ erlebt, dann solle sich doch der Eigentümer kümmern. „Eigentum soll ja verpflichten.“
Fakt sei, sowohl vom Büro von Oberbürgermeister Peter Kuras, als auch vom Grundstücksmanagement der Stadt lägen schriftliche Zusagen zur Pflege der besagten Grünfläche vor. „Die Stadt hat Pflichten und ist Anlieger - also soll sie erst einmal hübsch vor der eigenen Tür kehren.“ Tropartz sieht das hohe Gras vor seiner Tür deshalb ganz gelassen.
Stadt Dessau mäht den Rasen der Vorgärten nur zweimal pro Jahr
Der ungepflegte Vorgarten in der denkmalgeschützten Siedlung war vor Jahren das erste Mal aufgefallen. Auf eine Anfrage der MZ bestätigte Klaus Bekierz, Leiter des Zentralen Gebäudemanagements, damals, dass die Stadt in Fällen, wenn Nutzer nicht mehr die Pflege übernehmen, dann selbst zuständig ist.
Verwies dabei aber auf einen besonderen Umstand: „Für uns fallen sie in den Status des Straßenbegleitgrüns und werden dann als Grünstreifen zweimal im Jahr gemäht.“ Und daran hat sich nichts geändert. (mz)