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Pachtgewässer bedroht Pachtgewässer bedroht: Angler registrieren Zunahme der Kormorane

07.01.2002, 14:50

Bernburg/MZ. - Mit Besorgnis blicken die Angler des Landkreises Bernburg auf ihre Pachtgewässer. Sie registrieren eine starke Zunahme der Kormoranbestände. Die schwarzen Vögel sind an zahlreichen Gewässern wie der Strenge in Aderstedt, dem Lesewitzer Altarm bei Plötzkau, dem Schachtsee Neugattersleben und den Gerlebogker Teichen zu beobachten.

Von den stehenden Gewässern am schlimmsten betroffen scheint der Nienburger Saalearm, der täglich von fast 100 Kormoranen heimgesucht wird. Heimsuchung? Die Lieblingsnahrung der Kormorane sind Fische. Mehrere Pfund kann einer der Vögel täglich verdrücken. Am liebsten "frühstücken" die Kormorane im Fisch-Schongebiet des Saalearms. "Dann kocht regelrecht das Wasser", weiß Frank Nowotnik, der Vorsitzende des Nienburger Angelvereins.

Ebenso beliebt wie der Saalearm ist bei den Vögeln die offene Bode bei Nienburg. Und seit der Altarm zugefroren ist, tauchen die Kormorane vermehrt auf der Saale auf. Sorgen macht den Petrijüngern, dass die Kormorane viele ihrer Beutefische nicht greifen können, aber sie mit ihrem spitzen Schnabel verletzen. So haben Angler schon bis zu 40 Zentimeter lange Fische gefangen, die eindeutige Bisswunden vom Kormoranschnabel aufwiesen. Und es gibt Beispiele, wo 70 Prozent der nach einem Kormoraneinfall überlebenen Fische eines Teiches verletzt waren.

Bundesweit bedroht sind die Äschenbestände, da deren Laichzeit mit dem Überwintern der Kormorane auf Binnengewässern zusammenfällt. Ein Beispiel ist der Hochrhein. 1991 wurden dort von Binnenfischern noch eine Million Äscheneier zur Aufzucht gewonnen. Dann tauchten die Kormorane auf. 1996 wurden 42 000 Eier geborgen, heute sind die Bestände zusammen gebrochen.

Warum gegen die Kormorane nichts unternommen wird, liegt für die Bernburger Angler auf der Hand. Für Naturschützer sei die Ausbreitung des Kormorans eine Erfolgsstory. Jetzt regulierend einzugreifen, käme dem Schlachten einer heiligen Kuh gleich.

Und auch den Jägern könnte die Einstufung der Kormorane als "Jagbares Wild" nicht recht sein. Dann müssten nämlich die Schäden durch Kormorane als Wildschäden reguliert werden.