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Pächterhaus in Ziebigk Pächterhaus in Ziebigk: Renommiertes Restaurant schließt zum Jahresende

Von Sylke Kaufhold 19.12.2017, 12:16
Die Zeitschrift „Feinschmecker“ zählt das Pächterhaus zu den 500 besten Restaurants Deutschlands.
Die Zeitschrift „Feinschmecker“ zählt das Pächterhaus zu den 500 besten Restaurants Deutschlands. Lutz Sebastian

Dessau - Am 30. Dezember wird Katrin Mädel im Pächterhaus das letzte Mal Gäste bewirten und nach fast 17 Jahren den Schlüssel für das Restaurant in andere Hände geben.

„Das war eine schwere Entscheidung, mit der ich lange gerungen habe“, sagt die 56-Jährige. Doch letztlich habe sie den Mut gefunden, diesen Schritt zu gehen.

Mitarbeiter des Pächterhauses waren geschockt

Die ersten, die davon erfuhren, waren die Mitarbeiter des Hauses. „Sie waren anfangs geschockt und traurig, aber sie stehen mir alle bis zum Schluss zur Seite“, freut sich Katrin Mädel. Erleichtert sei sie auch, dass alle bereits wieder eine neue Beschäftigung gefunden haben. „Es war wirklich ein tolles Team“, lobt die Chefin.

Geschichtsträchtiges Haus drohte abgerissen zu werden

Das Pächterhaus in der Kirchstraße 1 ist ein geschichtsträchtiges Gebäude, das lange Zeit dem Verfall preisgegeben war und dem der Abriss drohte. Retter in der Not wurde die Stadtsparkasse, namens der damaligen Vorstände Hubert Ernst und Gudrun Anders, die sich sehr für die Sanierung und Wiederbelebung des ältesten Ziebigker Hauses engagierten.

Mit hohem Investitionsaufwand wurde das Gebäude saniert - und im Jahr 2001 als Restaurant an Katrin und Wolfgang Mädel übergeben. Das renommierte Gastronomenpaar hatte zuvor im „Stadtpfeiffer“ in Leipzig die Gäste aufs Feinste bewirtet.

Pächterhaus bekam regelmäßig Punkte im Restaurantführer Gault-Milleau

In Dessau knüpften sie an und schafften es, für das Pächterhaus regelmäßig Punkte im Restaurantführer Gault-Milleau zu „erkochen“. Gewürdigt wird damit die Leistung eines kontinuierlichen Preis-Leistungs-Verhältnisses. Ein Qualitätsmerkmal, dem Wolfgang Mädel immer große Beachtung schenkte.

„Beständigkeit zahlt sich aus, hat er immer gesagt“, hat sich auch Katrin Mädel diesen Leitspruch zu eigen gemacht. Die Zeitschrift „Feinschmecker“ findet, dass das Haus zu den 500 besten Restaurants Deutschlands gehört.

Katrin Mädel verbindet mit Haus viele schöne Erinnerungen

„Das zu erreichen, erfordert unheimlich viel Kraft, nicht nur einmal, sondern immer“, erklärt Mädel. Zwölf Jahre habe sie das Haus mit ihrem Mann geführt, nach seinem plötzlichen Tod fünf Jahre allein.

„Aber für einen allein ist das Haus zu groß und ich habe gemerkt, dass ich an meine Grenzen gekommen bin.“ Die 17 Jahre verbinde sie mit vielen schönen Erinnerungen, betont die Gastronomin.

„Ziebigk hat sich in der Zeit sehr zum Positiven entwickelt, wir haben Mitbewerber bekommen und unsere Gäste sind jünger geworden“, hebt sie hervor. Und blickt deshalb zuversichtlich auf die gastronomische Zukunft des Pächterhauses. „Ich habe der Sparkasse einen Nachfolger empfohlen.“

Sparkasse ist sich bewusst, dass die Immobilie etwas Besonderes ist

Auch dort sieht man die Suche nach einem Nachfolger optimistisch. „Wir haben mehr als drei Optionen offen, da bin ich zuversichtlich, dass wir bald einen neuen Pächter vorweisen können“, sagt Vorstand Konrad Dormeier.

Man sei sich bewusst, dass diese Immobilie etwas Besonderes ist für die Stadt. „Deshalb soll es ein gastronomisches Haus bleiben, wir suchen einen zuverlässigen langfristigen Pächter.“ Die Fußstapfen, die Mädels hinterlassen und in die der Nachfolger passen muss, sind groß. „Sie haben das Pächterhaus zu einem Aushängeschild weit über Dessaus Grenzen gemacht, dafür danken wir“, so der Sparkassenvorstand.

Katrin Mädel möchte sich nun vor allem um die Familie kümmern

Wie es beruflich für Katrin Mädel weitergeht, vermag sie noch nicht genau zu sagen. Nur so viel: „Ich werde auch künftig in der Gastronomie tätig sein, denn das macht mir nach wie vor viel Freude.“ In Dessau wird ihr neues Wirkungsfeld wohl aber nicht sein. Erst einmal will die 56-Jährige ein wenig zur Ruhe kommen, neue Kraft tanken und sich endlich wieder um die Familie kümmern.

„Die ist viel zu kurz gekommen.“ Ihren beruflichen Neustart sieht sie im nächsten Frühsommer. Dann mit frischer Kraft und dem ihr eigenen Elan. (mz)