Gedenken an Oury Jalloh Mit Video: „Oury Jalloh war kein Einzelfall“: Mahnende Wort bei Mahnwache vor dem Dessauer Polizeirevier
Stadträte aus Dessau-Roßlau und Mitglieder des Multikulturellen Zentrums in Dessau haben am Dienstag, 7. Januar, wie jedes Jahr dem Tod von Oury Jalloh gedacht, der vor 20 Jahren in einer Dessauer Haftzelle ums Leben kam.
Dessau-Roßlau/MZ. - Vor dem Dessauer Polizeirevier hat am Montag um 11 Uhr, wie jedes Jahr am 7. Januar, eine Mahnwache in Gedenken an den Tod von Oury Jalloh stattgefunden. Der Asylbewerber aus Sierra Leone ist heute vor 20 Jahren in einer Zelle des Polizeirevieres ums Leben gekommen. Unter bisher nicht vollends geklärten Umständen. Oury Jalloh sei kein Einzelfall gewesen, sagte Jean-Luc Ahlgrimm von der Partnerschaft für Demokratie Dessau-Roßlau am Vormittag vor dem Dessauer Polizeirevier.
Video: Mahnwache vor dem Dessauer Polizeirevier
(Kamera: Thomas Ruttke, Schnitt: Torsten Grundmann)In einer kurzen Ansprache vor rund 20 Menschen, die sich am Vormittag vor dem Eingang des Reviers versammelt hatten, zählte Ahlgrimm weitere Namen auf, die ebenfalls in oder kurz nach dem Aufenthalt in einer Dessauer Haftzelle ums Leben gekommen sind: Mario Bichtemann und Hans-Jürgen Rose. Es gebe bei der Polizei ein strukturelles Problem, sagt Ahlgrimm: „Aber wir können nicht alle Polizeibeamten unter Generalverdacht stellen. Stattdessen müssen wir die Institutionen besser machen.“
Unter den Anwesenden war auch Stadtrat Bastian George (Bündnis 90/ Die Grünen), der sagte, dass der Fall Jalloh wohl nie vollends aufgeklärt werden wird: „Das müssen wir so hinnehmen, aber eben auch aus Fehlern lernen.“ Es dürfe nie wieder passieren in Deutschland, dass jemand tot aus der Polizeihaft komme, so George. Auch der Stadtrat Frank Brozowski (Freies-Bürger-Forum) betonte, dass das kein Regelfall bei der Polizei sei:„Aber es deutet alles darauf hin, dass es kein Unfall war.“
Vor einem Porträt von Jalloh auf den Stufen des Polizeireviers wurden Rosen abgelegt und eine Kerze angezündet. Auch Razak Minhel, der das Multikulturelle Zentrum in Dessau gegründet hat, war am Montag vor Ort. Ihm ist wichtig, dass am sichersten Ort der Stadt an den Tod von Jalloh erinnert wird, sagte er. Er solle nicht in Vergessenheit geraten: „Es bleibt ein schwarzer Tag in der Dessauer Geschichte“, so Minhel.