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Ölmühle Roßlau Ölmühle Roßlau: Bunte Schmetterlingswelt wird geschaffen

Von Heidi Thiemann 08.08.2014, 06:18
Sich einmal wie ein Schmetterling fühlen.
Sich einmal wie ein Schmetterling fühlen. Lutz Sebastian Lizenz

Rosslau/MZ - Sie sind für einen Tag Admiral, Tagpfauenauge, Blutströpfchen, Schwalbenschwanz oder Trauermantel. Als Schmetterlinge „flattern“ gestern Vormittag Kindergartenkinder von „Fuchs und Elster“ durch die Ölmühle. Die „Kleinen Strolche“, also die Vier- bis Fünfjährigen, sind zum ersten Mal im Mehrgenerationenhaus an der Rossel, erzählt Kindergärtnerin Petra Stege Und „sie sind alle sehr aufgeregt“. Weichen auch ängstlich zurück, als ein Wassermann sie begrüßt. Was aber hat der mit Schmetterlingen zu tun? Denn um die geht es doch - oder nicht?

Flügel mit tausenden Schuppen

Zum zweiten Mal hat am Donnerstag der Förder- und Landschaftspflegeverein Biosphärenreservat „Mittelelbe“ (FÖLV) zu einem Aktionstag rund um die heimische Schmetterlingsfauna eingeladen. „Bei Geschichten, Spiel und Spaß erhalten Kindergarten- und Ferienkinder Informationen zur Artenvielfalt der Falter, zur spannenden Entwicklung und Lebensweise, zur Bindung der einzelnen Arten an die verschiedenen Pflanzenarten und Lebensräume“, sagt Birgit Krummhaar vom FÖLV. Und eben da begrüßt Wassermann Stefan Koschitzky die Kinder, weil er sich nicht nur für die Tiere im, sondern auch am Fluss verantwortlich fühlt.

Da hat Schmetterlingsexperte Jan-Peter Rudloff Schmetterlingspräparate aus aller Welt mitgebracht und ist bei Frigga Rosenkranz und Katharina Arndt der Blick durchs Mikroskop möglich auf einen Schmetterlingsflügel, der mit vielen tausend Schuppen besetzt ist. Und in diesen Schuppen befinden sich farbige Pigmente. Doch je nach Lichteinfall kann ein brauner Flügel auch lila schimmern, lassen Rosenkranz und Arndt die Kinder bei den Lichtexperimenten staunen.

An anderen Stationen wiederum werden Schmetterlinge mit Schere und Papier gebastelt und mit Strasssteinen verziert. Auf der Wiese am Haus fliegen Schmetterlings-Frisbee-Scheiben auf Papierblüten, um zu versinnbildlichen, dass Schmetterlinge in ganz bestimmten Blüten Nektar saugen und die Pflanzen zur Vermehrung nutzen.

An einer weiteren Station können die Kinder - mit Schmetterlingsflügeln auf dem Rücken - vom Trampolin springen und kurz das Gefühl des Fliegens erleben. Auch Schmetterlingsgesichter werden geschminkt und mit Fingermalfarbe auch große Papp-Schmetterlinge bemalt.

Schmetterlinge sind nach Käfern die an Arten zweitreichste Insekten-Ordnung. Es gibt rund 160 000 beschriebene Arten weltweit. In Mitteleuropa sind etwa 4 000 Schmetterlingsarten vertreten, in Deutschland rund 3 700. Im Biosphärenreservat Mittelelbe sind in den Auen mehr als 700 Schmetterlingsarten nachgewiesen worden.

Die wissenschaftliche Bezeichnung für Schmetterling lautet Lepidoptera - Schuppenflügler. Das Wort ist eine griechische Zusammensetzung von lepis „Schuppe“ und pteron „Flügel“.

Die Idee zu dem Projekt, sagt Birgit Krumhaar entstand durch ein Projekt des FÖLV, an dem der Entomologe Jan Peter Rudloff aus Roßlau und Katharina Arndt, die in Möhlau ein Umweltbüro betreibt, mitarbeiten. Dabei geht es um die Wiederansiedlung des Wiesenknopf-Ameisenbläulings, einer im Bereich des Biosphärenreservats Mittelelbe noch spärlich vorkommenden Schmetterlingsart. Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling verdankt seinen Namen zum einem der Pflanze Wiesenknopf, weil er nur in deren Blütenständen seine Eier ablegt. Und andererseits den Ameisen, die auf einen Honig-Trick der Raupen des Schmetterlings hereinfallen und diese „adoptieren“.

Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Da auch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung zum Wiesenknopf-Ameisenbläuling-Projekt gehören, das mit Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (Eler) gefördert wird, entstand die Idee vom Faltertag „Bunte Schmetterlingswelt“. Bei dem es aber nicht nur um einen einzigen Schmetterling geht, sondern um die Vielfalt in der Region.

Und da dürften nicht nur die Jüngsten, sondern ältere Ferienkinder und ihre erwachsenen Begleiter gestaunt haben, als ihnen der Wassermann zur Begrüßung Fotos mit Schmetterlingsbildern zeigte. Ob Schachbrett oder Bläuling - viele Schmetterlingsarten sind selten geworden und oft nur mit Glück zu beobachten, weil der Mensch ihnen Lebensraum entzieht durch die Nutzung von Wiesen zum Anbau von Futterpflanzen, durch den Bau von Häusern und Straßen oder aber durch das Herausreißen jeglichen „Unkrauts“ aus dem Garten.

Deshalb sei es Anliegen des Projekttages, viel Wissen über die regionale Schmetterlingsvielfalt zu vermitteln, sagt Birgit Krummhaar vom FÖLV, und Kinder und Erwachsene zum Nachdenken anzuregen.

Gebannt schauen die Kinder der Gruppe „Kleine Strolche“ von der Kindertagesstätte „Fuchs und Elster“ durchs Mikroskop, wo sie die Schuppen auf Schmetterlingsflügeln erkennen können.
Gebannt schauen die Kinder der Gruppe „Kleine Strolche“ von der Kindertagesstätte „Fuchs und Elster“ durchs Mikroskop, wo sie die Schuppen auf Schmetterlingsflügeln erkennen können.
Lutz Sebastian Lizenz