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"Naturholzkiste" "Naturholzkiste": Wie ein Tischler ganz nebenbei eine erfolgreiche Geschäftsidee hatte

Von Silvia Bürkmann 26.02.2017, 12:00
Schnell steckt Sebastian Arndt die Naturholzkiste zusammen.
Schnell steckt Sebastian Arndt die Naturholzkiste zusammen. Lutz Sebastian

Rietzmeck - Maschinen abgedeckt, Werkzeuge hier und da, Kartons gepackt - das sieht klar nach Umzug aus in der Tischlerei Arndt am Rietzmecker Dorfplatz. Zum Sammelsurium dazu kam jetzt noch eine Reisetasche. Der Chef war eine Woche auf Dienstreise.

Tischlermeister und Inhaber Sebastian Arndt hatte in der Vorwoche auf der Leipziger Handwerkermesse einen Platz am Kreativstand der Handwerkskammer Halle gebucht und dort eines seiner neuesten Produkte präsentiert: Die Naturholzkiste.

Eigentlich für die Ehefrau entwickelt

Ursprünglich als ökologische Einkaufshilfe für seine Frau Nicole gedacht, entwickelte Sebastian Arndt die komplett leim- und nagelfreie Holzkiste als umweltfreundliche Transportmöglichkeit. Auch Töchterchen Elisabeth (4) war mit von der Partie, als vor etwa zweieinhalb Jahren die Idee Gestalt annahm. Geht sie doch so gern mit den Eltern an der Elbe spazieren, die nur wenige Schritte hinter dem Dorfplatz ufert.

„Und da hatten wir immer einen Sack dabei, um herumliegenden Müll einzusammeln“, erzählt Sebastian Arndt, wie der familiäre Bio-/Öko-Trip zur Geschäftsidee wurde. Der Bau einer Kiste ist für einen gelernten Bau- und Möbeltischler ein Kinderspiel: Fünf auf Maß geschnittene Flächen werden ineinander gesteckt.

Nur eineinhalb Kilogramm leicht

Gefertigt aus acht Millimeter starkem Pappelsperrholz erreicht die Naturkiste ein Außenmaß von 49 Zentimeter Lange, 33 Zentimetern Breite und und 20 Zentimetern Höhe. Bei eigenem Leergewicht von anderthalb Kilogramm, kann die Kiste mit bis zu 40 Kilogramm beladen werden. Auf jeden Fall genug für einen satten Wochenendeinkauf, für den dann nur noch eine Sackkarre für den Transport in Küche oder Vorratskeller zu besorgen bliebe.

Nach der ersten Serie der Naturholzkisten hat Arndt schnell eine zweite Variante gefertigt: Kisten in schräger, konischer Form lassen sich raumsparend ineinander stapeln. Die logische Folge führt unweigerlich zu Modell 3: eine Naturholzkiste zum Auffalten, so wie die aktuellen Plastik-Einkaufskörbe. Ergänzend können in die Kiste Einsätze eingelegt werden, die einen bequemen und sicheren Flaschentransport ermöglichen.

Ausgezeichnet umweltfreundlich

Seinen Messeauftritt in Leipzig schätzt Arndt als gelungen ein, alle Anschauungsobjekte haben neue Nutzer gefunden. Verschiedentlich haben Institutionen und Umweltbehörden eine Nachfrage angedeutet und Informationen zur Naturholzkiste eingeholt: Die verarbeiteten Sperrholzplatten tragen das FSC-Siegel, das weltweite Signet für Holz aus umweltfreundlich bewirtschafteten Wäldern.

Mit dem Kauf von Holz- oder Papierprodukten mit dem FSC-Label (Forest Stewardship council) entscheidet sich der Verbraucher für einen schonenden Umgang mit den Waldressourcen. „Und am Ende kann die Naturholzkiste einfach und ohne Schaden auf dem Komposthaufen verrotten“, blickt Arndt auf einen sich schließenden natürlichen Kreislauf.

Die Naturholzkiste ist für Arndt eine Herzenssache, für die der 36-jährige Familienvater und Unternehmer aus Rietzmeck vehement einsteht. „Acht Millionen Tonnen Plastikabfälle verunreinigen jährlich die Ozeane. Das wollen wir nicht und gehen mit der Naturholzkiste mit gutem Beispiel voran.“

Innenausbau als Geschäftsfeld

Aufgewachsen in direkter Nachbarschaft zur Elbe und in Rodleben zur Schule gegangen, hat sich der Rietzmecker zeitig für den Tischlerberuf entschieden. War in Roßlau bei Tischlermeister Bendel in der Lehre und danach noch kurze Zeit als Geselle tätig und ist dann über die Dessauer Firma Stracke selbst zur Meisterschule nach Leipzig geschickt worden. 2004 hat Sebastian Arndt den Meisterbrief in der Tasche und macht sich 2005 selbstständig mit eigenen Werkstatt im Heimatort. Heute arbeiten in der Tischlerei Arndt ein zweiter Möbeltischler und ein Lehrling.

Wirtschaftliches Standbein der Firma ist der Innenausbau. Im großen Stil hat das kleine Team aus Rietzmeck eben ein Hotel in Magdeburg und einen Laden an der Händelhalle in Halle ausgestattet: Vom Tresen bis zum letzten Stuhl. (mz)

Ein Einsatz macht die Kiste zum Flaschenkorb.
Ein Einsatz macht die Kiste zum Flaschenkorb.
Lutz Sebastian