Naturbad Großkühnau Naturbad Großkühnau in Dessau: Stadt und Pächter kommunizieren nur noch per Anwalt

Großkühnau - „Besser kann man ein Wirtschaftsunternehmen nicht kaputt machen“, schimpft Wolfgang Höll. Der Pächter des Kühnauer Naturbades ist verärgert über den Vorstoß der Stadt, die einen Nachpächter für das Bad sucht. Bis zum 16. Januar läuft ein Interessenbekundungsverfahren, es sollen sich interessierte Unternehmer, Vereine oder Institutionen melden.
Naturbad Größkühnau: Streitpunkt bleibt die Badeaufsicht
„Das ist keine Ausschreibung“, verdeutlicht Robert Reck, Beigeordneter für Wirtschaft und Kultur, auf Nachfrage der MZ. Der Pachtvertrag sei weder gekündigt noch aufgehoben.
„Die Verträge laufen weiter. Nach wie vor ist es wünschenswert, dass Familie Höll Pächter bleibt.“ Doch das Bad solle weiterhin als ein öffentliches Bad betrieben werden - mit entsprechender Verkehrssicherungspflicht und Badeaufsicht während der Nutzungszeiten. Auch alle Veranstaltungen sollen dort weiterhin stattfinden können.
Der Pachtvertrag zwischen Stadt und Familie Höll läuft noch bis 2028
Der Ärger mit dem Bad hatte im August begonnen. Per Verfügung hatte die Stadt das Naturbad geschlossen, weil eine Schwimmaufsicht fehlt. Seitdem haben Pächter, Ortschaftsrat und Stadt um eine Lösung gerungen. Zuletzt war das Bad Anfang Dezember im städtischen Kulturausschuss Thema.
Damals wurde erklärt, dass der Pächter bis Mitte Dezember die Möglichkeit habe, nachzuweisen, ob die wirtschaftliche Betreibung des Bades möglich ist bzw. warum nicht.
„Wir haben aber nur die Aussage von Herrn Höll, dass es wirtschaftlich nicht möglich ist“, erklärt Reck. Der Pächter habe keine vollständigen Unterlagen eingereicht. Ein Wirtschaftsplan fehle. „Wir wollen daher schauen, ob es am Markt nicht doch jemanden gibt, der das Bad wirtschaftlich betreiben kann.“ Deshalb gibt es das Verfahren.
Wolfgang Höll ist darüber empört. „Ich habe alle Pflichten und Wünsche der Stadt erfüllt“, sagt er und beteuert: „Alle Unterlagen wurden pünktlich abgegeben“. Was die Stadt mache, sei „daneben“. Höll, der seit dem Jahr 2000 Pächter in Großkühnau ist, hat sich jetzt einen Anwalt genommen. „Anders geht es nicht mehr.“
Höll denkt nicht daran, den Pachtvertrag aufzugeben. Der läuft bis 2028. Doch die Forderungen der Stadt nach einer Schwimmaufsicht seien utopisch. „Wir haben das Bad 24 Stunden geöffnet. Da bräuchte ich vier Mann. Wer soll das bezahlen?“
Pächter Höll plädiert für „Baden auf eigene Gefahr“
Die Tore zum Schwimmbad stünden immer offen, sagt Höll, auch weil Radfahrer, die den Elberadweg entlang fahren, hier ihre Zelte aufbauen. „Was ist, wenn da einer nachts halb zwei in den See springen will“, fragt er und plädiert dafür, dass in Kühnau generell „Baden auf eigene Gefahr“ möglich ist. „Dann ist alles gut.“ Doch die Stadt lehnt das ab, obwohl, wie Höll sagt, ein Gutachter zu dem Ergebnis gekommen sein soll, dass das problemlos möglich sei.
Höll und seine Frau sind zwar Rettungsschwimmer, doch hatten sie zuletzt die notwendige Auffrischung nicht gemacht. Weshalb sie als Schwimmaufsicht nicht mehr zählen. „Da wir immer im Kiosk sind, könnten wir das auch gar nicht leisten“, erklärt er. Wenn Gefahr im Verzug ist, würden beide selbstverständlich helfen. Auch im Sommer 2016 sprangen sie mehreren Badegästen zu Hilfe.
Wie es weitergeht? Die Stadt wartet das Ergebnis des Verfahrens ab. „Vielleicht“, sagt Höll, „gibt es doch noch einen Lichtblick.“ (mz)