1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Naturbad Großkühnau: Naturbad Großkühnau in Dessau-Roßlau: Kompromiss sieht Baden auf eigene Gefahr vor

Naturbad Großkühnau Naturbad Großkühnau in Dessau-Roßlau: Kompromiss sieht Baden auf eigene Gefahr vor

Von Annette Gens 16.02.2017, 10:50
Die Winterruhe in Kühnau soll bald vorbei sein.
Die Winterruhe in Kühnau soll bald vorbei sein. Archiv/Sebastian

Dessau-Roßlau - Ob, und wenn ja, wann die Saison am Großkühnauer Naturbad eröffnet wird? Das war nach den Turbulenzen im Spätsommer 2016 lange offen.

Doch nun zeichnet sich endgültig eine Lösung für den Pächter des Naturbades Großkühnau ab: Es wird eine Badesaison im Jahr 2017 geben. Mit ihm. Und größtenteils ohne Badeaufsicht. Das wurde am Dienstagabend zur gemeinsamen Ortschaftsratssitzung von Klein- und Großkühnau bekannt.

Tagsüber freier Eintritt für alle

Die Lösung könnte folgendermaßen aussehen: Die Tore des Bades sind künftig tagsüber geöffnet. Auf die Eintrittsgebühren wird verzichtet.

Duschen, Umkleideräume Kiosk und Toiletten können weiter genutzt werden. Die Begrenzungsbojen zwischen Schwimmer - und Nichtschwimmerbereich werden abgebaut. Über Schilder wird - übrigens nicht nur im Bereich des Bades, sondern auch an etlichen wilden Badestellen am See - darüber informiert, dass das Baden im See auf eigene Gefahr erfolgt.

Schwimmaufsicht nur noch für Veranstaltungen im Naturbad

Im Spätsommer hatte die Stadt die Schließung des Bades angeordnet, weil ein Schwimmmeister fehlte. Seither wurde um eine Lösung gerungen, auch mit Anwälten. Nun soll es eine Schwimmaufsicht bei Veranstaltungen geben. Für die hat dann der Veranstalter, nicht aber der Pächter zu sorgen. Das gilt auch für die Aufsicht zum Kinderfreizeitsommer. „Das Ferienlager des Krötenhofs war übrigens immer abgesichert“, sagt der bisherige Großkühnauer Naturbadpächter Wolfgang Höll.

Auf diesen Kompromiss haben sich Ortsbürgermeister Fred Kitzing und die Dezernenten in der Dienstberatung des Dessau-Roßlauer Oberbürgermeisters geeinigt. Zur gemeinsamen Ortschaftsratssitzung wurde der Kompromiss sowohl von den Großkühnauer als auch von den Kleinkühnauer Räten begrüßt.

Denn in der Vergangenheit wurde folgende groteske Situation bemängelt: Während das Baden im Naturbad verboten wurde, konnte überall am Kühnauer See außerhalb des Naturschutzgebietes auf eigene Gefahr gebadet werden. Nur eben nicht im Naturbad.

Jurist hat grünes Licht für die „Ausweisung einer Badestelle“ gegeben

Der jetzt ausgehandelte Kompromiss zwischen Stadtverwaltung und Ortschaftsrat geht auf einen Vorschlag des Juristen Carsten Sonnenberg aus Braunschweig zurück, der seit 1999 zu rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen im Bäder- und Saunabereich sowie als Gerichtssachverständiger tätig ist.

Sonnenberg war im November 2016 vor Ort und hatte damals erklärt, dass „aufgrund der örtlichen Verhältnisse und der gegebenen Prämissen die Ausweisung einer Badestelle unproblematisch möglich“ sei. Die Objekte und Eichrichtungen auf der angrenzenden Landfläche seien nach dem gültigen Stand der Technik und der aktuellen Rechtsprechung für die Ausweisung der Badestelle unbedenklich und müssten nicht verändert werden.

Wie Großkühnaus Ortsbürgermeister Fred Kitzing erklärte, wurde der Kompromiss beim Oberbürgermeister vor dem Hintergrund gefunden, dass der Erhalt des Naturbades in der derzeitigen Form durch den Pächter nach eigenen Angaben nicht abgesichert werden kann. Um eine Badeaufsicht am See sicherstellen zu können, wären etwa 25.000 Euro pro Saison für 2,5 Arbeitskräfte erforderlich.

Die Stadtverwaltung soll sich vorbehalten haben, den Kompromiss mit den Versicherungen zu besprechen. Danach, so sagt Kitzing, stehe einer Änderung des Pachtvertrages mit Höll nichts mehr im Wege. Die Stadtverwaltung hatte aber schon angekündigt, dass die Konditionen dann neu ausgehandelt werden müssen. Bislang ist die Pacht ein fast schon symbolischer Betrag.

Erleichterung bei Pächter und Verwaltung

Großkühnaus stellvertretender Ortsbürgermeister Dirk Thilo nannte den Kompromiss eine „zeitgemäße Entscheidung“. „Wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, dass die Zeit nicht stehen bleibt und sich die Badekultur geändert hat.“ Thilo weiß, dass die sich verringernde Zahl der Badegäste nicht mehr den Aufwand der Betreiber decken kann.

Pächter Wolfgang Höll wollte den Kompromiss zunächst nur mit einem Satz kommentieren. „Ich freue mich“, sagte er erleichtert und blickt nun auf die neuen Pachtverhandlungen. (mz)