1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Nahverkehrsplan ab 2017: Nahverkehrsplan ab 2017: Das ändert sich für Bus- und Bahnfahrer in Dessau-Roßlau

Nahverkehrsplan ab 2017 Nahverkehrsplan ab 2017: Das ändert sich für Bus- und Bahnfahrer in Dessau-Roßlau

28.03.2016, 19:50
Der neue Plan sieht vor, den Stadtlinienverkehr in Dessau-Roßlau  direkt an einen Betreiber zu vergeben - die DVG.
Der neue Plan sieht vor, den Stadtlinienverkehr in Dessau-Roßlau  direkt an einen Betreiber zu vergeben - die DVG. Lutz Sebastian

Dessau-Roßlau - Der Nahverkehrsplan der Stadt Dessau-Roßlau soll bis 2026 fortgeschrieben werden und wird gegenwärtig in verschiedenen Ausschüssen des Stadtrates diskutiert. Dort werden die Pläne von Andreas Link, Mitarbeiter im Tiefbauamt vorgestellt. Am 13. April soll die Fortschreibung im Stadtrat beschlossen werden. Die Übersicht zeigt, welche Änderungen geplant sind.

Warum ist die Fortschreibung des Nahverkehrsplanes notwendig?

Zum einen laufen die Liniengenehmigungen für den Stadtbuslinienverkehr am 30. Juni 2017 aus. Deshalb muss eine Grundlage für neue Genehmigungen geschaffen werden. Zum anderen haben sich auf EU-, Bundes- und auch Landesebene Gesetze geändert, weshalb der Nahverkehrsplan an die aktuellen Rahmenbedingungen angepasst werden muss. Dabei spielen auch die Bevölkerungs- und städtebauliche Entwicklung eine Rolle.  Zuletzt wurde der Nahverkehrsplan 2008 nach der Städtefusion von Dessau und Roßlau fortgeschrieben.

Wer ist in die Bearbeitung des Planes einbezogen worden?

Unter Federführung des Tiefbauamtes wurden zwei externe Planungsbüros einbezogen. Intern hatte eine Arbeitsgruppe den gesamten Prozess begleitet. Mit der Dessauer Verkehrsgesellschaft (DVG) und dem Omnibusbetrieb Müller aus Roßlau wurden beide örtlichen Verkehrsunternehmen mit einbezogen. Es gab ein breites Beteiligungsverfahren, in das auch der ÖPNV-Beirat einbezogen wurde.
Bisher waren die Verkehrsleistungen im Stadtlinienverkehr an die beiden örtlichen Verkehrsunternehmen vergeben worden. Das soll sich ändern.
Die Stadt möchte einen koordinierten ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) aus einer Hand. Deshalb soll es eine Direktvergabe an einen internen Betreiber für ein gemeinsames Linienbündel geben. Diese Möglichkeit lässt die EU-Verordnung unter bestimmten Voraussetzungen zu. Geplant ist, die Leistungen ab 1. Juli 2017 an die DVG zu vergeben. Diese hat dann die Möglichkeit, Teilleistungsverträge mit anderen   Anbietern abzuschließen. Damit soll auch in Zukunft  das  Bus- und Straßenbahnangebot  im Stadtgebiet in  hoher Qualität und auch kostengünstig sichergestellt werden. Außerdem ist die Stadt alleiniger Anteilseigner der Stadtwerke, zu denen die DVG gehört, und hat damit die Möglichkeit, direkt Einfluss zu nehmen.

Welche neuen Maßnahmen sind vorgesehen?

Es soll eine Bauhauslinie eingerichtet werden, die alle Bauhausbauten in der Stadt anfahren soll. Die Linie soll in den normalen Linienverkehr integriert und keine extra Touristenlinie werden. Doch mit der neuen Liniengestaltung sollen Erschließungslücken geschlossen werden, wenn der Bus zum Beispiel bis zum Kornhaus fährt. Vorgesehen ist auch, dass nach dem Neubau der Schwimmhalle in der Ludwigshafener Straße der Bus dorthin fährt. Außerdem sollen die beiden Linien 20 und 16 miteinander verknüpft werden, so dass eine Verbindung von Meinsdorf über den Bahnhof Roßlau und den Hauptbahnhof Dessau nach Kochstedt und Mosigkau bis zum Junkerspark geschaffen wird. Diese und  andere Neuerungen werden nicht automatisch  ab dem 1. Juli 2017 in Kraft treten, sondern werden Schritt für Schritt eingeführt.

Was ist außerdem vorgesehen?

Die Bereiche Siedlung und Alten sollen besser erschlossen werden. So sollen z.B. Bike & Ride-Anlagen an der Ziebigker Straße, am Landesverwaltungsamt, Städtischen Klinikum und  Medizinischen Versorgungszentrum ausgebaut bzw. aufgebaut werden. Künftig sollen der Radverkehr und der ÖPNV (Bus und Straßenbahn) insgesamt besser  verknüpft werden, sind in der Stadt 27 Anlagen ausgewiesen.
 In Roßlau sind Veränderungen in der Linienführung im Bereich Magdeburger Straße geplant.  Vorgesehen ist eine bessere Erschließung am Bahnhof Rodleben durch die Einrichtung einer zusätzlichen Haltestelle und zusätzlich am Biopharmapark Rodleben der Ersatzneubau der Haltestelle. Zudem sind  Veränderungen und Verbesserungen am  Bahnhof Roßlau geplant. Außerdem soll das Nachtliniennetz (bis 23 Uhr) in Roßlau erweitert werden. Dort endet der  Linienverkehr derzeit um 20 Uhr

Rund 4,3 Millionen Fahrgäste sind im Jahr 2013 durch die DVG und den Omnibusbetrieb Müller befördert worden. Das sind im Durchschnitt 20 000 Ortsveränderungen der Einwohner pro Tag mit Bus und Straßenbahn, hat eine Verkehrserhebung ergeben. Insgesamt liegt der Nutzeranteil am ÖPNV bei knapp sieben Prozent. Mit dem Rad fuhren rund 17 Prozent der Verkehrsteilnehmer, zu Fuß waren rund 27 Prozent unterwegs.

Fast die Hälfte der Verkehrsteilnehmer nutzte das Auto. Das Ziel ist es, den Anteil von Nutzern an Bus- und Straßenbahnperspektivisch auf zehn Prozent zu erhöhen. Die Busse sind in der Stadt auf 149 Kilometer Streckenlänge unterwegs, so dass im Jahr rund 1,8 Millionen Kilometer zusammenkommen. Die Straßenbahn verfügt über 25 Kilometer Gleisanlage und legt im Jahr rund 670.000 Kilometer zurück.

Gibt es Strecken, die in Zukunft wegfallen?

Vorgesehen ist, dass die Straßenbahnlinie 4, die vom Hauptbahnhof zum Sportplatz Kreuzberge fährt, eingestellt wird. Hintergrund ist die zu geringe Nachfrage.  Hier gibt es als Alternative Busverkehr.

Wie wird künftig die Tarifgestaltung aussehen?

In der Stadt gibt es unterschiedliche Tarifzonen - die Kernzone und eine Randzone, in denen unterschiedliche Ticketpreise gelten. Künftig soll es eine einheitliche Zone für die Gesamtstadt geben und die Randzone  entfallen.  Fahrscheine bzw. Abokarten, wie sie derzeit im Angebot sind, sollen in der Form beibehalten werden. Die DessauCard, die die ÖPNV-Nutzung mit touristischen und kulturellen Angeboten kombiniert, soll zur Dessau-RoßlauCard weiterentwickelt werden. Auf regionaler Ebene wird die Beteiligung an der Welterbe-Card angestrebt.

Der Gesetzgeber hat vorgesehen, dass im ÖPNV bis 2022 Barrierefreiheit hergestellt werden soll. Wie sieht es mit diesem Ziel in Dessau-Roßlau aus?

In Dessau-Roßlau gibt es insgesamt 391 Haltestellenbereiche, davon 60 für die Straßenbahn. Die Hälfte verfügt bereits über erhöhte Borde. Bis 2022 sollen 60 weitere Haltestellen ausgebaut werden, so dass dann zwei Drittel  über erhöhte Borde verfügen werden. Bereits jetzt sind in der Stadt in hohem Grad Niederflurbusse und auch Niederflurstraßenbahnen im Einsatz. Um das Ein- und Aussteigen von Rollstuhlfahrern oder auch Personen mit Kinderwagen an noch nicht ausgebauten Haltestellen zu erleichtern, sind Busse und Bahnen  mit Rampen versehen bzw.  nachgerüstet worden. Zur Barrierefreiheit gehören aber auch die Fahrgastinformationen und die akustische Haltestellenansage. (mz)