Schwerstbehinderter aus Dessau Nach Spendenaktion: Familie des behinderten Jeremy bekommt finanzielle Hilfe

Dessau - „Wir haben es geschafft“, jubeln Silvana Uebeler und Jens Schumacher. Das dringend benötigte größere Auto für den Transport ihres schwerstbehinderten Sohnes Jeremy ist bestellt. Ein Opel Vivaro Combi wird problemlos Platz für den Rollstuhl des Zehnjährigen bieten, der nicht zusammengeklappt werden kann.
Und auch das Wohnungsproblem konnte die inzwischen fünfköpfige Familie lösen. „Wir haben eine Wohnung gefunden, die groß genug ist, behindertengerecht und im Erdgeschoss liegt“, freuen sich die Eltern auch darüber riesig. „Das wird alles eine Riesenerleichterung für uns“, können sie den Umzug kaum erwarten.
„Wir haben 35 Druckerpatronen verbraucht“
Im Dezember hatten sich Silvana Uebeler und Jens Schumacher an die Öffentlichkeit gewandt. „Wir wussten nicht mehr weiter“, blicken sie zurück. Ihre bisherigen Bemühungen, eine größere behindertengerechte Wohnung zu finden, waren erfolglos gewesen. Nirgends hatte man ihnen auch nur einen Hauch Hoffnung gemacht.
Und als ob das nicht schon Problem genug wäre, kam dann noch der Autokauf hinzu. „30.000 Euro kostet ein Auto, wie wir es brauchen, woher sollten wir jemals so viel Geld bekommen“, schildert Jens Schumacher ihre damalige Verzweiflung. Aufgeben kam aber für sie nicht in Frage. „Für Jeremy und unsere Familie, zu der seit dem 8. März auch unser kleiner Lenny gehört, wollten wir es irgendwie schaffen“, so Silvana Uebeler.
Finanzielle Unterstützung für die Anschaffung des Autos war ihnen nicht in Aussicht gestellt. Blieb ihnen nur der Weg, bei Stiftungen und Ministerien um Hilfe zu bitten. Das taten sie. 430 Briefe mit je 15 Antragseiten - also 6.450 Seiten Papier brachten sie zur Post. „Wir haben 35 Druckerpatronen verbraucht“, erzählt Jens Schumacher. Das Porto für all diese Briefe, zusätzlich der etwa 50 Briefe mit nachgeforderten Unterlagen, schlug mit rund 700 Euro zu Buche.
Eine Summe, die Silvana Uebeler und Jens Schumacher aus eigener Kraft nie hätten aufbringen können. Denn Uebeler kann wegen der Pflege von Jeremy nicht arbeiten, Jens Schumacher nach einem Arbeitsunfall seinen Beruf nicht mehr ausüben. „Ohne die vielen Spenden und Helfer, hätten wir diese Briefaktion niemals geschafft“, wissen die beiden und danken herzlich dafür. „Das werden wir nie vergessen.
Nach über 200 Absagen melden sich Spender
Mehr als 200 Absagen flatterten ins Haus. Etliche Stiftungen meldeten sich gar nicht zurück. „Wir waren schon verzweifelt“, erzählt Jens Schumacher. „Und dann kamen die guten Nachrichten alle in einer Woche.“ Das war die erste Aprilwoche. Zehn Stiftungen hatten Hilfe bei der Autofinanzierung zugesichert, knapp 19.000 Euro waren das in Summe.
Und auch die Stadt Dessau-Roßlau beteiligt sich jetzt an den Kosten. „Das haben wir dem niedersächsischen Sozialministerium zu verdanken, an das wir auch einen Bittbrief geschickt hatten und das den Brief an die Stadt geschickt hat“, so Schumacher. Entsprechend Paragraf 53 des Sozialgesetzbuches XII wird Jeremy das „Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“ gewährt. Und das ist nur mit einem Auto möglich.
Die Stadt übernimmt die behindertenbedingten Mehrkosten für das Auto und die Kosten für den notwendigen Umbau, insgesamt 12.600 Euro. „Als wir diesen Brief bekamen, haben wir Freudensprünge gemacht“, so Silvana Uebeler.
In der Wohnungsfrage wurde der Roßlauer Bauunternehmer Mario Eilfeld zum rettenden Engel. „Ich weiß, dass es viel zu wenig behindertengerechte Wohnungen in der Stadt gibt, also helfe ich ihnen“, will der Geschäftsmann keine großen Worte machen. In der Peterholzstraße, wo Eilfeld ein Eigentumsobjekt ausbaut, macht er aus zwei Eigentums- eine große behindertengerechte Wohnung für Jeremy und seine Familie.
Umzug im Sommer
Finanzielle Unterstützung leistet auch hier die Stadt. Sie übernimmt die Kosten für den Anbau eines Liftes in Höhe von 13.000 Euro. Den behindertengerechten Umbau der Wohnung trägt Eilfeld. „Wir sind unendlich dankbar und können unser Glück noch gar nicht fassen“, strahlen die Eltern. Im August/September können sie die Umzugskisten packen und für Jeremy das größte Zimmer herrichten. „Endlich haben wir auch mal Glück“, sagt Silvana Uebeler und nimmt den inzwischen aufgewachten Lenny aus seinem Bettchen. (mz)
