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Nach Putschversuch Nach Putschversuch: Ist die Türkei ein Risiko für Urlauber?

Von Magdalena Kammler 20.07.2016, 05:30
Terror und Militärgewalt schrecken Urlauber von der Türkei ab.
Terror und Militärgewalt schrecken Urlauber von der Türkei ab. dpa/Archiv

Dessau - Der versuchte Militärputsch in der Türkei am vergangenen Freitagabend sorgte im In- und Ausland für Angst und Schrecken.

Viele deutsche Urlauber, die ihre Reise in das eurasische Land bereits gebucht haben, sind besorgt. Die MZ hat in zwei Dessauer Reisebüros nachgefragt, wie sie die Situation für Urlauber einschätzen, welche Reaktionen bisher von zukünftigen Reisenden kam und worauf in den nächsten Wochen zu achten ist.

Türkische Riviera nicht betroffen

Besonders am Wochenende seien viele Kunden mit gebuchten Reisen besorgt gewesen, erzählt Kim Alder, Mitarbeiterin im Sonnenklar-Reisebüro. „Wir haben circa 80 bis 100 Anrufe erhalten“, so die 19-Jährige.

Am Montag habe sich die Situation auf drei Anrufe reduziert. Von Samstag bis Montag galt eine Kulanzregelung, mit der Urlauber, die an diesen Tagen einreisten, kostenlos ihre Reise stornieren konnten, erklärt Inhaber Ron-Michael Krysiak.

Insgesamt schätzt seine Kollegin Kim Alder die Reise ans türkische Meer als „relativ unbedenklich“ ein: „Viele der Urlauber reisen an die Riviera, selten nach Ankara oder Istanbul.“

Kunden vor Ort, mit denen das Reisebüro in Kontakt stehe, haben erst durch die Medien von den Ereignissen gehört, berichtet Krysiak. Eine absolute Sicherheit könne er seinen Kunden nicht geben, allerdings auch nicht in Berlin. Zusätzlich orientiere sich das Reisebüro am Auswärtigen Amt, dass eine klare Stellungnahme abgegeben hat, ergänzt der 29-Jährige.

Rat des Auswärtigen Amts

Auch wenn der versuchte Militärputsch vom vergangenen Wochenende laut der türkischen Regierung unter Kontrolle sei, rät das Auswärtige Amt auf seiner laufend aktualisierten Webseite am Montag, dem 18. Juli: „Reisenden in Istanbul und Ankara wird bis zur vollständigen Klärung der Lage weiterhin zu äußerster Vorsicht geraten. Dies gilt insbesondere auf öffentlichen Plätzen für Menschenansammlungen.“

Seit Sonntag, dem 16. Juli, ist der Flughafen in Istanbul wieder geöffnet, der normale Betrieb sei jedoch noch nicht aufgenommen worden. Weiter heißt es: „Aus anderen Teilen des Landes, insbesondere von der Mittelmeerküste, wurden keine besonderen Ereignisse gemeldet.“

Nach wie vor sei vor allem bei Reisen in die Grenzgebiete zu Syrien und dem Irak Vorsicht geboten.

Weniger Türkei-Buchungen

Auch Bianca Nauendorf vom „City Reisebüro“ bekam besorgte Anrufe in den letzten Tagen. So haben Kunden, die nächste Woche in die Türkei reisen wollten, umgebucht.

Das neue Ziel: Griechenland. Istanbul als Urlaubswunsch stand dieses Jahr bei keinem ihrer Kunden auf der Liste. „Die meisten möchten an die Riviera“, erzählt die 34-Jährige. Insgesamt beurteilt sie die derzeitige Lage in der Türkei als „nicht einschätzbar“.

Man müsse abwarten, wie sich die Situation entwickle. Durch die innenpolitische Ereignisse der letzten Monate dort seien die Reise-Anfragen zurückgegangen, die günstigen Last-Minute gestiegen.

Sie persönlich rät niemandem ab, in die Türkei zu reisen, wirbt aber auch nicht dafür. Letztendlich gehe es um den Umgang mit der Angst: „Es ist wichtig, nicht mit Angst zu reisen“, konstatiert die Inhaberin.

„Und egal, wo man hinfährt, kann man Angst bekommen“, so die 34-Jährige. In Zukunft hofft Bianca Nauendorf, dass die Riviera weiterhin von den politischen Unruhen nicht betroffen sein werde.

Zukunft ungewiss

Anfang des Jahres verzeichnete alleine der Reiseveranstalter „Tui“ für das Land am Bosporus einen Buchungsrückgang von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Mehrere Veranstalter reagierten mit Last-Minute-Angeboten, Fluggesellschaften mit Umgewichtung der Reiserouten. Die Anfragen stiegen leicht. Bei einem Terroranschlag in Istanbul starben im Januar acht Touristen aus Deutschland.

Die Riviera blieb bisher von der politischen Gewalt verschont. Dass Terroranschläge auch am Touristenstrand möglich sind, zeigen Attentate wie 2015 in Tunesien. (mz)