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Nach der Gesundheitsreform Nach der Gesundheitsreform: Taxiunternehmen haben weniger Patientenfahrten

Von Yvonne Falke 09.01.2004, 14:50

Bernburg/MZ. - Rietschel ist seit 1974 Taxifahrer und hat sich nach der Wende selbstständig gemacht. Ein zusätzliches Standbein hat er in seinem Unternehmen mit der Spezialisierung auf Dialysefahrten und andere Touren für Patienten, zum Beispiel in Strahlenkliniken, geschaffen. Für diese Dienstleistungen wurde sogar ein Kleinbus umgerüstet.

Im alten Jahr, so berichtet er, seien viele Fahrgäste, die Dienste seiner Mitarbeiter für Fahrten zu ärztlichen Behandlungen in Anspruch nehmen, sehr verunsichert gewesen. "Jeder fragte, wie wird das werden", schildert Rietschel die Situation.

Jetzt, da die Neuerungen in Kraft getreten sind, bleibt er jedoch optimistisch. Das führt er auf seine Verhandlungen mit den Krankenkassen zurück. "Die Leute", so sagt er, "müssen tiefer in die Tasche greifen, weil der Kostenträger nur noch zwingend notwendige Fahrten zahlt."

Lebensnotwendig, so erklärt er, seien zum Beispiel die Touren zur Dialyse. Drei Mal in der Woche bringen seine Fahrer Patienten zur Nierenwäsche. "Das wird auch so bleiben", versichert der Chef. Welche Auswirkungen die Gesundheitsreform habe, könne er aber erst in einem halben Jahr sagen. "Noch läuft alles so, wie es ist."

Ganz anders sieht sein Kollege Wilfried Altzschner die Lage. Er, der sich vor der Wende selbstständig gemacht hat, spricht von katastrophalen Auswirkungen, die die Änderungen haben. "Wir sind mit unseren Leistungen auf die Bevölkerung angewiesen", erklärt der Bernburger Unternehmer. "Und da fallen uns rund 50 Prozent der Fahrten weg." Altzschner registriere jetzt schon Einbrüche. Fahrten zum Krankenhaus und zu Operationen werden in seiner Zentrale weniger angefordert. "Die Leute überlegen sich, ob sie auf die Stadttour nicht doch lieber verzichten", sagt der Bernburger, "weil ältere Leute bei jeder Arzttour fünf Euro dazu zahlen müssen."

Karsten Teichert, ebenfalls selbstständiger Taxi-Unternehmer, teilt diese Ansichten. "Bei mir ist es mit Jahresanfang viel ruhiger geworden." Sämtliche ambulante Fahrten seien weggefallen. "Das Schlimmste dabei ist", sagt Teichert, "dass die Betroffenen zu spät informiert wurden." Die meisten hätten die Änderungen erst am 1. Januar mitgekriegt.