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Nabu zeichnet aus Nabu zeichnet aus: Grundschule Tempelhofer Straße wird zum "Schwalbenfreundlichen Haus" ernannt

Von Danny Gitter 17.09.2013, 18:57

Dessau/MZ - Wohin soll sie denn nur, die Plakette? „Am Besten da, wo viele Schüler, Eltern, und Lehrer vorbeigehen“, legt sich Dagmar Osterloh nach kurzer Überlegung fest. Denn jeder soll es mitbekommen, dass die Grundschule in der Tempelhofer Straße ab sofort sich ganz offiziell als „Schwalben-freundliches Haus“ bezeichnen darf.

Wenn sich eine Einrichtung oder ein Privathaushalt als Heimstatt für Mehl- oder Rauchschwalben bewährt, indem die Vögel in der warmen Saison von April bis September dort ihre Nester ungestört zur Brut anlegen und beziehen können, dann ist eine Bewerbung beim Deutschen Naturschutzbund (Nabu) um diese Auszeichnung möglich. „Ich habe über das Projekt in der Zeitung gelesen und gedacht, dass das auch was für uns wäre“, erzählt Osterloh, die in der Tempelhofer Straße als pädagogische Mitarbeiterin unter anderem die Arbeitsgemeinschaft „Gartenzwerge“ leitet.

Seit Mai zeichnete der Naturschutzbund Sachsen-Anhalt rund 100 schwalben-freundliche Hausbesitzer mit einer Plakette und Urkunde aus, die sich an der Nabu-Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ beteiligen und sich um eine Prämierung beworben haben. Vor-aussetzung dafür ist, dass die Bewerber nachweislich Schwalben an oder in Gebäuden dulden sowie deren Ansiedlung und Schutz aktiv unterstützen.

Die meisten Bewerbungen von den rund 100 Antragstellern, die sich in diesem Jahr für die NABU-Prämierung „Schwalbenfreundliches Haus“ beworben haben, kommen derzeit aus dem Saalekreis (25), dem Landkreis Wittenberg (19) und dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld (17), die Regionen um Zerbst und Bitterfeld; Altmarkkreis Salzwedel, Harz und der Salzlandkreis folgen mit je sechs Bewerbungen.

Um den Schulgarten kümmern sich die derzeit 13 Erst- bis Viertklässler. Beschäftigen sich intensiv mit Umweltthemen und haben es sich auch zur Aufgabe gemacht, den Schwalben an ihrer Schule ihren Lebensraum zu lassen. „Wir haben uns sehr oft darüber unterhalten, Bilder gemalt und fotografiert. Sieben Nester haben wir derzeit“, berichtet Friedrich, Viertklässler und AG-Mitglied.

Dass die Nester da sind, ist nicht selbstverständlich. „Es gab auch ernsthafte Überlegungen, die Brutstätten zu beseitigen mit dem Argument, dass sich durch die Schwalben viel Kot auf dem Schulhof und auf der Eingangstreppe befindet“, erzählt Osterloh. Am Ende haben sich dann mehrheitlich doch die Vogelschützer in der Schule durchgesetzt.

„Die Schwalben werden beständig weniger“

Gestern gab es dafür die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“, eine Urkunde und jede Menge Informationsmaterial, Kalender, Aufkleber sowie Lesezeichen für die Arbeitsgemeinschaft. Wolfgang Herrmann, der den Preis im Namen des Nabu überreichte, ist selbst im Ornithologischen Verein Dessau aktiv. „Die Schwalben werden beständig weniger“, bilanziert Herrmann. Die Gründe dafür liegen oft im menschlichen Verhalten. Wenn Häuser saniert werden, dann meist so, dass es kaum Nistmöglichkeiten für Schwalben gibt, stellt der Ornithologe besorgt fest.

Wegen ihres Rufs, viel Kot an Fassaden, auf Wegen und auf Autolack zu hinterlassen, sind Mehl- und Rauchschwalben in vielen Nachbarschaften nicht gerne gesehen. Schulen, wie die in der Tempelhofer Straße, sind für Herrmann deswegen positive Vorreiter. Wieder mehr Einklang mit der Natur wünscht sich der Ornithologe. Dem Argument der Verkotung setzt er ein anderes gewichtiges entgegen. „Eine Schwalbe beschafft pro Saison viereinhalb Kilogramm Mücken und andere Insekten zur Fütterung ihrer Brut. Wenn die alle stechen würden, wäre das richtig unangenehm.“

Wenn die Schwalben aus Afrika wiederkommen

Beständig setzen sich Herrmann und seine Mitstreiter für den Schwalbenschutz ein. Sechs Häuser konnten im Stadtgebiet schon als „Schwalbenfreundlich“ ausgezeichnet werden, darunter Privathaushalte, ein Pferdehof und eine Tankstelle. Ihren Ruf wollen die Grundschüler verteidigen. Wenn die Schwalben im nächsten Frühjahr aus Afrika wiederkommen, wollen die „Gartenzwerge“ darauf achten, dass es genug Lehm und Pfützen für den Nestbau gibt.