MZ-Aktion "Lieb und/ oder teuer" MZ-Aktion "Lieb und/ oder teuer": Dessauer staunen über wahre Schätze

Dessau - Wertvoll waren sie alle- die Schätze der Besucher, die am Samstag den Weg in den Veranstaltungsraum des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte fanden. Manche mitgebrachten Bilder, Porzellantassen und Uhren hatten zwar eher einen großen ideellen Wert, doch das ein oder andere Highlights brachte die Augen der Fachleute zum Leuchten bei der diesjährigen MZ-Aktion „Lieb und/ oder teuer“.
Es war schon viel Schönes dabei
So zum Beispiel Gemälde und Grafiken, die die Experten Wolfgang Savelsberg und Reinhard Melzer unter die Lupe nahmen. „Eine Tuschzeichnung von Emil Nolde mit Rindern hat uns sehr gefallen. Das Bild ist lebhaft, die Strichführungen sicher und präzise“, erklären die beiden Experten. Ein Highlight war aber zweifelsohne das Portrait eines ungarischen Aristokraten von dem Maler Niklas Barabas aus dem Jahr 1841. „Wir haben es heute nicht schlecht getroffen. Bis auf ein paar mittelmäßige Landschaftsbilder war heute viel Schönes dabei“, so Reinhard Melzer.
Die Ausstellung „Anhalt - privat gesammelt“ zeigt seit voriger Woche im Johannbau Exponate, die nicht im öffentlichen Besitz und damit sonst nicht zugänglich sind und nur in dieser Ausstellung teilweise erstmalig zu sehen sind. Außerdem gibt es einige Exponate, die aus privatem Besitz in öffentliche Sammlungen kamen.
Zu sehen ist die Winterausstellung bis zum 6. April 2015 im Museum für Stadtgeschichte.
Auch für die Uhrenspezialisten Michaela und Rüdiger Busse war es ein interessanter Nachmittag mit „vielen tollen Stücken“. So ragte zum Beispiel eine Wiener Hausherrenuhr mit beweglichen Messingfiguren, Viertelstundenschlag, Repetition und einem Pendel in Form eines Reiters heraus. Das sei absolut selten, so die beiden Experten. Auch eine Messingkaminuhr mit Halbstundentakt war ein schönes Stück. „Das Schönste aber war eine Schmuckarmbanduhr aus 10 Karat Gold mit einem smaragd- und rubinbesetzten Deckel. Diese Uhr hätte ich liebend gern mein Eigen genannt“, schwärmt Michaela Busse. Carl Ludwig Fuchs, promovierter Kunsthistoriker und Experte für antiken Schmuck, Silber und Möbel, bekannt aus der Fernsehreihe „Kunst & Krempel“, teilte sich den Tisch mit der Kunstgewerbe-Expertin Kristina Schlansky und auch hier gab es das Ein oder Andere schöne Stück zu begutachten. Von einer Brosche aus Gold, die in England als Verlobungsschmuck verschenkt wird, in Form einer Taube und einem Herz, die besetzt sind mit Perlen und Türkisen bis hin zu einer Umhängeuhr für Damen, die später zu einer Armbanduhr umgearbeitet wurde und einer silbernen Dose, die im 19. Jahrhundert für Zigarren genutzt wurde.
Grafik-Kenner Peter Posse, seit Jahrzehnten passionierter Sammler und Kenner des Sachgebietes „Kunstgewerbe“ war Samstag von einer Meerschaumpfeife für Zigarillos und Zigaretten beeindruckt, die mit einer geschnitzten Damenfigur in erotischer Pose ein echter Hingucker für den Fachmann war. Eine Bronze eines jungen Mannes mit Lorbeerkranz und einem Schwert in der Hand, die antiken Charakter hatte, war für Peter Posse jedoch der Glücksgriff des Nachmittags. „Die Figur heißt „Der Fechter“ und stammt vom Berliner Bildhauer Fritz Heinemann, der in Dessau die Plastik „Heimkehr vom Felde“ gestaltete, die in der Albrechtstraße steht. Der erste Entwurf der Bronze, die im Original mannshoch ist, stand im Schloss Sanssouci in Potsdam. Anschließend wurde eine geringe Auflage an kleineren Figuren hergestellt. Eine von diesen hatte ich nun heute in der Hand“, so Peter Posse erfreut.
Erb- und Liebhaberstücke waren schön anzusehen
Für Hans-Joachim Mellies, Fachmann im Bereich Anhaltina, Bücher, Militaria, Münzen und Uwe Springer war die Ausbeute eher gering. „Bis auf eine Klosterschrift von 1580 und eine Bibel mit persönlicher Widmung des Herzogs Friedrich II. von Anhalt war heute nicht so viel dabei“, bilanziert er. Die Erb- und Liebhaberstücke waren aber zumindest schön anzusehen. Lieb oder teuer- interessant war es allemal, sowohl für die Besucher als auch für die Experten. (mz)
