Museum in Roßlau Museum in Roßlau: Neue Sonderausstellung im Schiffermuseum

rosslau/MZ - Die Hausfrau nennt es Frühjahrsputz. Und ist damit gerade jetzt ungemein beschäftigt. Doch sind die unermüdlichen Putzteufel sehr wohl auch unter den Herren der Schöpfung zu finden. Bei den Kameraden des Roßlauer Schiffervereins zum Beispiel. Und die benennen eine Generalreinigung natürlich auch stilgerecht. Und machen im Schiffermuseum eben „Rein Schiff“. Die Hausfrau wischt, der Seemann „feuchtelt“ mit dem Wischlappen.
Denn die Vereinsmitglieder erwarten am kommenden Sonntag Besuch und freuen sich auf viele Gäste ihrer neuen Sonderausstellung. Ihr Thema für 2013 fanden sie bei den Schiffbaubetrieben und Werften an den Ufern der Elbe. Von Böhmens Gebirgshöhen stromab bis zur Hafen- und Hansestadt Hamburg führten die Spuren, die aufzuspüren und aufzunehmen waren, um das Museum erneut mit einer Sonderausstellung zu schmücken, für die sich am Internationalen Museumstag der Vorhang hebt.
„Schiffbau an der Elbe zwischen Böhmen und Hamburg“ ist zu entdecken. Das sind über 1 000 Stromkilometer. Und die Vorbereitungen wurden ähnlich lang. „Seit wann?“ Otto-Karl Ihms antwortet mit Schulterheben und Gegenfrage: „Vielleicht so kurz nach dem Jahreswechslel?“ Die Recherchen und Materialsammlungen jedenfalls waren aufwändig. Zwar haben die erfahrenen Schifferkameraden Kontakte zu Gleichgesinnten und kennen historische Quellen. Aber der Lauf der Jahre spült auch an den Elbufern manches hinweg im Strom der Zeit. Die Schifferkameraden machen sich daran, die Erinnerung zu bewahren.
Die „Werften“ im 19. Jahrhundert waren längst keine großen Betriebe, sondern bauten meistens nur kleine Kähne. Um auf der Wasserstraße zum nächsten Dorf zu kommen oder zum Markt, um dort zu kaufen oder zu verkaufen. Die Wasserfahrzeuge waren einfach konstruierte Boote aus Nadelhölzern mit flachem Boden, von den Schiffern Zillen genannt. Kleinere Zillen waren grundsätzlich ungedeckt. Größere Zillen zum Fracht- oder Passagiertransport verfügten über hausähnliche Aufbauten mittschiffs. Die kleinen Boote freilich waren nicht für die Meere und die Ewigkeit gedacht. So gab es in manchen Städten neben dem Markt die so genannte „Zillenschlächterei“, wo die Kähne abgewrackt und ihre Materialien gleich noch verkauft wurden, verrät Hans Friedrich mit verdächtigem Grinsen. Seemannsgarn? Bewahre!
Die Ausstellung folgt am Lauf der Elbe den Werften in der Tschechei und Deutschland. Die Reise beginnt im ostböhmischen Chwaletitz (Chvaletice), wo die Elbe für große Kähne schiffbar wird. Melnik, Aussig, Valtírov und Kresice folgen in Tschechien. Auf der Elbe in Deutschland dokumentieren die Roßlauer Schiffer zwischen Postel- witz bei Bad Schandau und Oortkaten bei Hamburg 30 Werften. Von denen heute noch zehn arbeiten in Dresden, Roßlau, Aken, Magdeburg, Derben, Tangermünde, Boizenburg, Lauenburg und Hamburg. Aus Jork bei Hamburg flatterte kürlich noch Post ins Haus: Kamerad Klaus Krummlinde hat Unterlagen beizusteuern! 13 Betriebe gab es an den letzten Elbekilometern bis zur Nordseemündung bei Cuxhafen. „Da haben wir ja noch tüchtig zu tun“, klatscht Dieter Herrmann in Roßlau in die Hände. Auf geht’s.