Bürger in Dessau verunsichert Mord an Yangjie Li in Dessau: Furcht vor weiteren Straftaten

Dessau-Rosslau - Der Mord an Yangjie Li lässt die Menschen in Dessau-Roßlau nicht los. „In Gesprächen mit Mitarbeitern und Leuten aus dem Viertel gibt es derzeit kaum ein anderes Thema“, sagt Ralf Zaizek. Er ist Geschäftsführer der Avendi GmbH, die in Dessau zwei Seniorenunterkünfte betreibt. Sein Büro liegt in unmittelbarer Nähe des Ortes, an dem die Leiche der chinesische Architekturstudentin vor über einer Woche entdeckt wurde.
Mordfall hinterlässt im Alltag seine Spuren
„Man spürt, dass der Fall die Menschen hier betroffen macht und sie auch Angst haben“, sagt Zaizek. Gleichzeitig sei aber auch eine Art Solidarität und Nähe entstanden, die sich etwa am Fundort zeige. „Dort habe ich Leute gesehen, die sich, obwohl sie sich nicht kennen, einfach in den Arm genommen haben“, erzählt Zaizek.
Und auch im Alltag hinterlässt der Mordfall seine Spuren. Li war am 11. Mai von einer abendlichen Jogging-Runde nicht zurückgekehrt. „Vor allem unter den Läuferinnen gibt es einige, die derzeit ungern alleine unterwegs sind und deswegen nur zu zweit joggen“, sagt Zaizek, der in der Laufszene aktiv ist.
Furcht vor weiteren Straftaten
Die Verunsicherung in Dessau macht sich unterdessen auch auf dem Polizeirevier der Stadt bemerkbar. „Es herrscht eine angespannte Stimmung“, sagt Sprecher Markus Loichen. Deutlich zeige sich das an der gesunkenen Meldeschwelle. „Wir bekommen derzeit viel mehr Hinweise als sonst.“ Bei weitem nicht alle hätten aber auch etwas mit dem Mord zu tun. „Manche Mitbürger melden bei uns gerade jede kleinste Veränderung, die sie in ihrer Umgebung beobachtet haben“, sagt Loichen. Trotz der Vielzahl der Hinweise gehe die Polizei aber jedem so gut wie möglich nach.
Für Kai Bussmann ist die Furcht vor weiteren Straftaten zwar verständlich, aber trotzdem irrational. „Es gibt seit Jahren einen Rückgang der Sexualmorde“, sagt der Jura-Professor aus Halle, der auch Kriminologie unterrichtet. Für Verunsicherung gebe es also eigentlich keinen Anlass. „Auch in Sachsen-Anhalt sind wir so sicher vor Gewaltstraftaten wie noch nie zuvor“, meint Bussmann.
Ralf Zaizek weiß, dass die Angst vor allem eine gefühlte ist. Aber auch er könne sich derzeit nicht davon freimachen: „Immer wenn meine Frau in den vergangenen Tagen am Abend unterwegs war, habe ich ihr extra gesagt, dass sie ihr Mobiltelefon mitnehmen soll“, erzählt Zaizek. „Damit sie mich anrufen kann, wenn etwas passiert.“ (mz)