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  7. Molinari-Werk in Dessau insolvent: Fast 100 Mitarbeiter betroffen

Fast 100 Jobs betroffen Folge des Ukraine-Kriegs - Schienenfahrzeugbauer Molinari aus Dessau ist insolvent

2016 hatte die Schweizer Firma Molinari die insolvente Fahrzeugtechnik auf dem Dessauer Waggonbau-Gelände übernommen. Lange war die Entwicklung positiv. Kurz vor Weihnachten gibt es nun eine Hiobsbotschaft.

Von Oliver Müller-Lorey Aktualisiert: 25.11.2022, 11:12
Blick in die Molinari-Halle auf dem Dessauer Waggonbau-Gelände.
Blick in die Molinari-Halle auf dem Dessauer Waggonbau-Gelände. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau/MZ - Hiobsbotschaft für die knapp 100 Mitarbeiter der Dessauer Molinari-Niederlassung kurz vor Weihnachten. Das mittelständische Eisenbahn-Technologieunternehmen, das sich auf die Instandsetzung von Schienenfahrzeugen spezialisiert hat, hat einen Insolvenzantrag gestellt.

Molinari bestätigt Gerüchte um die Insolvenz der Dessauer Niederlassung.

Wie der Geschäftsführer der Molinari-Gruppe, Michele Molinari, am Donnerstag auf MZ-Anfrage bestätigte, ist die Dessauer Niederlassung zahlungsunfähig. Der Fahrzeugtechnik-Nachfolger ist Teil einer Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in der Schweiz und weiteren Niederlassungen, unter anderem in Südamerika und Österreich.

„Die Insolvenz gilt erst einmal nur für Dessau, für die anderen Standorte ist das aber natürlich unangenehm. Was es für sie bedeutet, wissen wir noch nicht“, sagte Molinari. „Wir haben wirklich alles versucht, um die Insolvenz abzuwenden.“ Zum Verhängnis wurde dem Dessauer Unternehmen laut Molinari der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine seit Februar dieses Jahres. „Wir haben anderthalb Jahre einen Großauftrag vorbereitet und die Verträge eine Woche vor Kriegsbeginn unserem Partner zur Unterschrift vorgelegt.“

Großauftrag für Molinari-Werk in Dessau platzt durch russischen Angriffskrieg

Große Teile dieses Auftrags wären Molinari zufolge in Dessau arbeitswirksam geworden. Dafür hätte man sogar das Dessauer Werk modernisiert. „Aber dann kam der Krieg und alles wurde storniert“, sagt der Schweizer Geschäftsführer. Um welchen möglichen Kunden es sich handelte, sagte er mit Verweis auf die Verschwiegenheitspflicht nicht. Es sei aber ein sehr großer und wichtiger im Bereich Schienenfahrzeuge gewesen.

98 Mitarbeiter sind nun bis auf Weiteres freigestellt. Besonders ärgerlich: Molinari hätte für das kommende Jahr einiges zu tun. „Wir haben Aufträge im Haus, aber wir können dort erst einmal nicht weitermachen“, sagte der Geschäftsführer, dem der Schritt auch persönlich leid tue. 2016 hatte er das damals insolvente Vorgängerunternehmen mit anderen Partnern übernommen. Er habe die Firma weiterentwickeln wollen, was auch geglückt sei. Im Jahr 2020 hatte man sich noch 200 Beschäftigte als Ziel gesetzt.

Molinari und die Mitarbeiter hoffen auf den Insolvenzverwalter

Nun hofft Molinari auf einen Insolvenzverwalter, der einen Weg in die Zukunft findet. „Wir würden ihn maximal unterstützen, damit es weitergeht“, sagte der Schweizer. Man suche auch weiter nach Investoren.

Für Dessau-Roßlau ist Molinari ein wichtiger Arbeitgeber an einem traditionsreichen Standort: Zu DDR-Zeiten hatte auf dem Gelände in Dessau Nord der VEB Waggonbau seinen Sitz. Zuletzt hatte die Firma am Dessauer Standort U-Bahnen für die Berliner Verkehrsbetriebe instand gesetzt.