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Modellprojekt des Landes ausgelaufen Modellprojekt des Landes ausgelaufen: Vorerst keine neuen Azubis mehr für Dekita in Dessau-Roßlau

Von Sylke Kaufhold 11.11.2018, 08:00
In Dessau-Roßlau werden dringend neue Kita-Plätze gebraucht.
In Dessau-Roßlau werden dringend neue Kita-Plätze gebraucht. picture alliance/dpa

Dessau - Der Traum war kurz, das Erwachen unsanft: Zwei Jahre konnte der Dekita Eigenbetrieb über ein Modellprojekt des Landes seine eigenen Nachwuchskräfte ausbilden. Sieben Auszubildende sind so 2016 und 2017 zur Dekita gekommen und werden in drei Jahren zu Fachkräften für Kindertagesstätten ausgebildet. Mit der Option, im Anschluss eine einjährige Weiterbildung zum Staatlich anerkannten Erzieher absolvieren zu können. Damit der Abschluss bundesweit Gültigkeit hat.

„Wir wollten auch 2018 wieder Auszubildende aufnehmen, da hörten wir im April, dass das Modellprojekt nicht weiterverfolgt wird“, berichtet Dekita-Leiterin Doreen Rach. Eine offizielle Begründung oder Erklärung gab es bis heute nicht. „Eigentlich waren sich alle einig, dass wir eine attraktivere Erzieherausbildung dringend brauchen, dass das jetzt so abgewürgt wurde, ist eine Katastrophe“, findet Rach.

2015 war Start des Modellprojektes, nach drei Jahren sollte evaluiert werden

Mit diesem Modellprojekt sollte die Möglichkeit einer dualen Ausbildungsform für Erzieherinnen ausgelotet werden. 2015 war Start, nach drei Jahren sollte evaluiert werden, um das Ganze in die Praxis überzuführen. Aber die versprochene Weiterbildung zum Staatlich anerkannten Erzieher habe es gar nicht gegeben, sagt Rach.

Frank Wolters hat das Modell-Aus kommen sehen. „Das war unausgegoren und nicht bis zu Ende gedacht“, kritisiert der Mann von der Bildungsgewerkschaft GEW, der in der Arbeitsgruppe zum Modellprojekt mitgearbeitet hat. So hätte für die Staatliche Anerkennung ein Bildungsgang geschaffen werden müssen, „das ist nie passiert, denn das Bildungsministerium war damit nicht einverstanden“.

Auch sei es seitens des Landes versäumt worden, Bundesmittel zu akquirieren, um das Ganze auf eine finanzielle Grundlage stellen zu können. Kurzum: „Das war keine wirkliche Reform.“ Nun stehe man wieder dort, wo man vor fünf Jahren schon stand, kann Wolters seinen Ärger darüber nicht verhehlen.

Bei der Dekita wird der erste „duale Jahrgang“ 2019 fertig

Einzig die künftigen Fachkräfte für Kindertagesstätten wurden im neuen Kinderförderungsgesetz aufgenommen, so dass sie zumindest in Sachsen-Anhalt als Fachkräfte gelten. Bei der Dekita wird der erste „duale Jahrgang“ 2019 fertig. „Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht“, schätzt Doreen Rach ein. Für beide Seiten habe diese Ausbildungsform eine Win-Win-Situation dargestellt.

Die Azubis hätten eine kürzere Ausbildungszeit und ein Entgelt, die Einrichtungen Zuwachs für ihre Teams. Denn die Auszubildenden sind von Anfang an einer Kita zugeteilt und bleiben die gesamten drei Jahre dort. „Sie erleben den Kita-Alltag und übernehmen Verantwortung.“ Jedem Auszubildenden steht in der Einrichtung ein Mentor zur Seite. Auch wenn das Modell noch nicht optimal gewesen sei, „die Grundidee war gut und zukunftsweisend“, meint die Dekitachefin und sagt, „ich würde es jederzeit wieder machen.“

Im Sozialministerium sieht man das Modellprojekt nicht als gestoppt an

Bedarf hätte Rach auch dieses Jahr für fünf bis sechs Auszubildende gehabt. Denn der Fachkräftebedarf ist groß im städtischen Eigenbetrieb für Kindertagesstätten. 42 Erzieher-Stellen sind unbesetzt, und 26 Mitarbeiter scheiden im kommenden Jahr altersbedingt aus dem Unternehmen aus.

Im Sozialministerium sieht man das Modellprojekt nicht als gestoppt an. „Ein Modellprojekt hat ein Anfang und ein definiertes Ende und der Landtagsbeschluss sah vor, drei Ausbildungsjahrgänge durchzuführen“, informiert Referatsleiter Siegfried Hutsch auf MZ-Anfrage.

Die Evaluierung sei im Prozess. Er kündigt den Endbericht für das Frühjahr 2020 an. „Die quasi-duale Ausbildung wird weiterhin Bedeutung haben“, verneint er die Frage, ob die duale Ausbildung nun für immer vom Tisch sei. Für die nächsten Jahre würden aus dem Modellprojekt Erfahrungen für neue Ansätze in Kombination zum Beispiel mit dem Modellprojekt „Quereinstieg“ geprüft. (mz)