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Mobbing an Dessauer Schule? Mobbing an Dessauer Schule?: Mutter einer 13-Jährigen beklagt fehlende Hilfe

Von Lisa Garn 11.09.2017, 06:38
An der Sekundarschule Kreuzberge in Dessau soll es zu schwerem Mobbing gekommen sein.
An der Sekundarschule Kreuzberge in Dessau soll es zu schwerem Mobbing gekommen sein. lutz sebastian

Dessau - Es begann vor etwa einem Jahr. Plötzlich wurde die Tochter in der Dessauer Sekundarschule Kreuzberge beschimpft, es gab Nachrichten über Whatsapp, Auseinandersetzungen eskalierten. Drei Mitschülerinnen aus der 8. Klasse hatten sich auf die 13-Jährige eingeschossen. Und schrieben Sätze wie: „Du bist ein Dreckstück. Wir schlagen dich kaputt.“ Irgendwann wurde in der Nähe der Schule auch ein großer Schriftzug mit der Handynummer und einer Beleidigung angebracht.

Versetzung in andere Klasse soll zurückgenommen werden

Die Mutter Katja Wille, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sieht einen extremen Fall von Mobbing. Und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Schule: Zwar wurde ihr Kind vorübergehend in eine Parallelklasse versetzt, allerdings soll sie nun zurück in die alte Klasse.

„Das kann ich einfach nicht verstehen. Meiner Tochter geht es schlecht, sie will nicht in die Schule. Und es gab keine Konsequenzen für die drei Schülerinnen“, sagt die Dessauerin. Sie kenne einen weiteren Fall, bei dem ein Mädchen die Sekundarschule verlassen habe. „Aus meiner Sicht wird an dieser Schule Mobbing geduldet.“

Dagegen wehrt sich die Direktorin Cornelia Härter. „Wir nehmen an unserer Schule Mobbing-Vorwürfe sehr ernst“, erklärt sie auf MZ-Anfrage. Sie verweist auf Gespräche mit Betroffenen sowie der Schulsozialarbeiterin und getroffene Entscheidungen. Zum konkreten Fall will sie sich nicht äußern, sagt aber: „Wir nehmen den Brief der Mutter zum Anlass, unsere Maßnahmen nochmals zu überdenken.“

Mutter hat Angst um ihre Tochter

Katja Wille hatte ihn geschrieben, wie sie auch das Landesschulamt angeschrieben hatte. „Meine Tochter soll schon seit der vergangenen Woche zurück in die alte Klasse. Aber sie ist über all den Vorfällen krank geworden. Ich möchte, dass sie in der Parallelklasse bleibt und dort lernen kann, wie alle Schüler“, sagt sie. „Ich habe wirklich Angst um mein Kind. Sie zieht sich zurück, ihre Leistungen sind schlechter geworden.“

Warum es zum Eklat zwischen den Mädchen und der Tochter gekommen ist, weiß Katja Wille nicht. „Sie kennen sich seit der Grundschule, es gab keinen richtigen Anlass. Im August 2016 begannen die Beschimpfungen.“ Ganz schlimm sei es ab Mai 2017 geworden. „Da kamen wochenlang täglich Nachrichten über Whatsapp, bis in den frühen Morgen. In der Schule wurde ihr Gewalt angedroht.“ Dazu gekommen war es nicht. „Aber meine Tochter ist verängstigt.“

Viele Gespräche hatte Wille geführt, mit der Klassenlehrerin, mit den Mädchen und auch deren Eltern. „Es hat alles nichts gebracht. In der Schule hat lediglich ein Elterngespräch stattgefunden.“ Bei der Polizei erstattete sie Anzeigen wegen Beleidigung und Bedrohung. Die Verfahren seien eingestellt worden, weil die Mädchen noch minderjährig sind.

Landesschulamt sagt, es wird nach einer Lösung gesucht

Das Landesschulamt ist über den Fall informiert, will aber mit Verweis auf Schutzinteressen der Betroffenen nicht direkt Auskunft geben. „Unser schulfachlicher und schulpsychologischer Bereich sind einbezogen und es wird nach einer Lösung gesucht“, erklärt Sprecherin Silke Stadör.

Insgesamt bestehe an Schulen aber eine „große Sensibilität“ für Mobbing-Fälle und es gebe Handlungsstrategien. Erster Ansprechpartner für Schüler und Eltern soll die Klassenleitung sein, Unterstützung geben Beratungslehrkräfte, Schulsozialarbeiter und der schulpsychologische Dienst. Auch externe Dienste können hinzu gezogen werden.

Landesschulamt will konkreten Fall noch einmal überprüfen

Ein Klassen- oder gar Schulwechsel sei jedoch nicht immer die beste Lösung, so Stadör. „Das Bedürfnis, das eigene Kind zu schützen und die Situation zu beenden, ist verständlich. Aber im besten Fall gelingt eine Stärkung des Betroffenen, verzahnt mit der Aufarbeitung im Klassenverband.“ Sollte der Mobbing-Prozess aber weit fortgeschritten sein, sei ein Wechsel zu überlegen.

Für ihre Tochter sieht Wille keine Möglichkeit zur Rückkehr in die alte Klasse. „Dort machen ihr die Mädchen das Leben schwer. Es muss Ruhe einkehren.“ Am Montag ist ein weiteres Gespräch mit der Schule geplant. (mz)