Mittelalterliches Spektakel Mittelalterliches Spektakel: Gut gegen Böse hoch zu Ross
Niederlepte/MZ. - Doch vor dem eigentlichen Kampf hoch zu Ross gab es eine kurze Aufklärung in Sachen Ritter. Die waren damals nicht nur begehrte Mannsbilder sondern richtige Helden mit einem ansehnlichen Vermögen. So eine vollständige Ritterausrüstung wog nicht nur ein paar Kilo, sondern sie war so viel wert wie zehn Ernten eines Bauern, erklärte der Herold, der Verkünder oder besser gesagt die Verkünderin, die ihre Rolle als Moderatorin der Show mit viel Wortwitz erfüllte.
Ab dem 11. Jahrhundert seien Ritterspiele ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis gewesen, zum einen als Schaukämpfe, aber auch als Mutproben. So habe es Spiele mit bis zu 40 000 Rittern gegeben. Ganz so viele Akteure hat das Showteam Excalibur natürlich nicht. Nach Niederlepte war das Team um Organisator Nicki Pfeifer lediglich mit zehn Mann und drei Pferden gekommen, sozusagen in Minibesetzung. Im Sommer habe man bis zu 350 Aktive, erklärte der hochgewachsene Nicki, der mit sieben Jahren zum ersten mal auf einem Pferd saß. Denn zum Showteam gehören auch Handwerker und Gaukler - eben alles, was ein mittelalterliches Dorf ausmacht.
Dabei agieren Nicki Pfeiffer und seine Mannen inzwischen auch international. So werden sie in diesem Jahr im dänischen Kopenhagen zu Gast sein und an einem Römerzug in St. Moritz teilnehmen. Doch am Wochenende stand Niederlepte auf dem Tourplan.
Die neue Reithalle war die abgesteckte Kulisse für das anderthalbstündige Spektakel. Doch für viele Besucher begann das mit Ärger, da es zu wenige Sitzplätze gab. Nur die ganz Cleveren hatten sich Campingstühle und warme Decken mitgebracht. Dennoch ließen sich die Besucher schnell vom Kampf um das Schwert mitreißen - feuerten mit lauten "Aaaah"- und "Buhhh"-Rufen die Reiter an. Denn fast wie im wahren Leben kämpften Gut und Böse gegeneinander. Prinz Askan - in Weiß gehüllt- verkörperte den edlen Ritter, sein Gegenpart: Haras von Askanien. Und fürs Auge: Kriegerin Lea.
Im ersten Teil galt es allerlei Geschicklichkeitsprüfungen zu absolvieren - alles natürlich hoch zu Ross. So mussten die drei im vollen Galopp einen Becher aufheben, Helme abschlagen oder Strohköpfe aufspießen. In der Königsdisziplin musste mit Pfeil und Bogen auf ein Schwein gezielt werden. Der "Pöbel", wie die Zuschauer vom Bösewicht Haras immer wieder betitelt wurden, honorierte die bestandenen Prüfungen mit "Handgeklapper" - besser gesagt Applaus.
Im zweiten Teil hieß es dann Mann gegen Mann. Mit Schwert und Lanze musste der gegnerische Reiter vom Pferd gestoßen werden. Doch was da für die Zuschauer fast wie ein echter Kampf aussah, forderte den Reitern ein Höchstmaß an Körper- und Pferdebeherrschung ab. Dass das alles nicht ganz ungefährlich war, machte Nicki Pfeiffer deutlich und klopfte gleich dreimal auf Holz. Denn bislang habe es außer ein paar Schürfwunden noch nie größere Verletzungen gegeben.
Am Ende siegte - natürlich - der Gute-Prinz Askan alias Nicki Pfeiffer. Doch auch Johannes Gurschefski erntete Applaus. Er gefällt sich in der Rolle des Bösewichts. Dazu trugen nicht zuletzt Bart und grimmiger Blick bei. Doch im Gespräch gab er sich ganz zahm. Der 65-Jährige ist der Oldie in der Truppe. Vor 30 Jahren habe er angefangen mit Indianer- und Westernshows - inzwischen habe er unzählige Reiter ausgebildet auf seiner Sommerschenburg bei Helmstedt. Ans Aufhören, nein, daran denkt der Vollblutreiter noch lange nicht.
Am Ende der Show war die Ritterwelt also wieder in Ordnung, die Zuschauer waren zwar durchgefroren, aber zufrieden.