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"Mitarbeiterorientiertes Unternehmen" "Mitarbeiterorientiertes Unternehmen": Erstes Landessiegel für Dessauer Physiotherapeut

Von Heidi Thiemann 22.01.2019, 15:01
Frank Rothe (2.v.r.) freut sich mit seinen Mitarbeitern über die Auszeichnung, die MInisterin Petra Grimm-Benne (3.v.r.) übergibt.
Frank Rothe (2.v.r.) freut sich mit seinen Mitarbeitern über die Auszeichnung, die MInisterin Petra Grimm-Benne (3.v.r.) übergibt. Thomas Ruttke

Dessau - Seit fast 24 Jahren hat Frank Rothe in Dessau-Nord eine Physiotherapie, seit 22 Jahren in Aken. Jetzt ist das Unternehmen als erstes in Sachsen-Anhalt mit dem Landessiegel „Das mitarbeiterorientierte Unternehmen - Hier fühle ich mich wohl“ ausgezeichnet worden. Übergeben wurde es von Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD).

Acht Mitarbeiter arbeiten in den Praxen des gelernten Masseurs und Bademeisters. 48.000 Patienten haben im Laufe der Zeit hier Linderung bei Rücken- und anderen Leiden durch Massagen, Krankengymnastik und weiteren Therapien erhalten. Was Rothe grämt: „In den letzten zwei Jahren ist es nicht mehr möglich alle Patienten zu behandeln.“

Laut Verordnung habe er 14 Tage Zeit, die Behandlung zu beginnen. Kann er das nicht, „muss ich sie wegschicken“. Denn Rothe fehlt es an Personal, obwohl er verschiedene Maßnahmen wie Werbung oder eigene Homepage initiiert habe. „Ohne Fachkräfte ist die Situation schwierig“, sagt er.

„Wir müssen weg vom Schulgeld, brauchen eine vernünftige Ausbildungsvergütung“

Von all den Sorgen erfährt die Ministerin bei dem Besuch, auch, dass es nicht angehen könne, dass junge Leute ihre Ausbildung zum Physiotherapeuten selbst bezahlen müssen. „Wir müssen weg vom Schulgeld, brauchen eine vernünftige Ausbildungsvergütung“, weiß die Ministerin um das Problem in Gesundheits- und Heilberufen.

Sie verspricht, dass die Politik helfen wolle, „Wir streben an zum nächsten Doppelhaushalt die Schulgeldfrage zu lösen“, erklärt sie in Rothes Praxis. In der haben sich alle Mitarbeiter in gemütlicher Runde versammelt, um die Verleihung des Landessiegels zu feiern.

Rothe hofft, dass es mit Siegel-Hilfe gelingt, neue Therapiekräfte zu gewinnen, um den Praxisfortbestand zu sichern. Und dass das Siegel zeige, „dass es sich lohnt, bei uns zu arbeiten“.

30 Unternehmen in Sachsen-Anhalt haben bislang an der anonym durchgeführten Befragung teilgenommen

Erhalten hat er das Siegel durch die Zusammenarbeit mit der Landesinitiative „Fachkraft im Fokus“, die Firmen dabei berät, weiter erfolgreich zu bleiben. Entwickelt wurde dafür auch eine Mitarbeiterbefragung, wie Projektleiter Lutz Rätz erklärt, in der nicht nur danach gefragt wird, wie die jetzige Situation für Mitarbeiter im Unternehmen ist, sondern auch, was diese sich wünschen.

Probleme sollen erkannt werden. Rothe sagt: „Ich wollte wissen, an welchen Stellschrauben ich noch drehen kann“. Da geht es nicht nur um Lohn, auch um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kommunikation im Unternehmen oder Qualifizierungsmaßnahmen.

30 Unternehmen in Sachsen-Anhalt haben bislang an der anonym durchgeführten Befragung von „Fachkraft im Fokus“ teilgenommen oder sind dabei. „Es gibt viele, die das Siegel nicht schaffen“, sagt Rätz. Doch nicht nur die Befragung begleitet die Landesinitiative. Die Mitarbeiter helfen Firmen ebenfalls in punkto Qualifizierungsmaßnahmen. Weiterbildungen können bis zu 80 Prozent gefördert werden. Auch Frank Rothe hat das für seine Mitarbeiter genutzt. Und das Budget, verweist Grimme-Benne, ist noch lange nicht ausgeschöpft. (mz)