Minister weist auf Weg zum Alleinstellungsmerkmal
ROSSLAU/MZ. - "Alles organisiert, alles bestellt", schmunzelt Gastgeber Günter Gern. Der Geschäftsführer vom Wissenschaftlich-Technischen Zentrum für Motoren und Maschinenforschung Roßlau gGmbh (WTZ) begrüßt eine illustre Gästerunde zur Einweihungsfeier am neuen Firmenstandort in der Mühlenreihe.
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Reiner Haseloff hat den Weg aus Magdeburg gefunden, um die neuen Gebäude eines traditionsreichen Unternehmens in Augenschein zu nehmen. Und um zu gratulieren zu der erfolgreichen Entwicklung in einem wirtschaftlichen Kernbereich, der in den 90er Jahren im Osten einen schweren Weg zu beschreiten hatte. Um nach den Turbulenzen nach der Wiedervereinigung jetzt auch denen des Weltmarktes standzuhalten, sei die Investition in Forschung und Entwicklung (F+E) der einzige zukunftsträchtige Weg. Das WTZ ging diesen Weg... und fand in den Landesministerien stets hilfreiche Begleitung. Sei es in der Mittelfreigabe über die Gemeinschaftsaufgabe oder die F+E-Projektförderung. In den 15 Jahren nach der Privatisierung durch den Trägerverein habe das WTZ unter marktwirtschaftlichen Bedingungen als wissenschaftlich-technischer Dienstleister im Musterbau und in Prüflaboren für Verbrennungsmotoren verschiedene Alleinstellungsmerkmale gesichert. "Für diese Spezifika versammelt das WTZ die besten Leute ihres Fachs", lobt Haseloff.
Dies bestätigt Christian Poensgen, Senior Vice President von MAN Diesel Augsburg, einem der namhaften WTZ-Kunden. In deren Produktreihe von Gasmotoren soll ein Großmotor auf den Markt kommen. "Die Versuche dazu machen wir hier", kündigt Poensgen ein Engagement für drei Jahre an.
Die Investitionssumme beziffert Prof. Helmut Tschöke, als Vorstandsvorsitzender des Trägervereins Gesellschafter, auf insgesamt acht Millionen Euro, "investiert nach der klassischen Salami-Technik Stück um Stück." Da wurde 2003 der Großmotorenprüfstand als immobiles Vermögen auf dem Gelände des ehemaligen Elbewerkes erworben, anschließend die gesamte Fläche nördlich des Rossellaufs. 2007 begann mit Unterstützung aus Umwelt- und Landwirtschaftministerium dann die Altlastensanierung. Auf einer Fläche von zwei Hektar waren Altbauten abzubrechen und der von Öl kontaminierte Boden abzutragen. Auf sauberem Grund wurde dann 2008 der Grundstein gelegt für die Erweiterung des Forschungs- und Entwicklungsstandortes um zwei neue Gebäude; ein Wissenschaftslabor und ein Funktionsgebäude. Als Wegbegleiter und finanzielle Basis zur Seite hatte das WTZ unter anderen die Investitionsbank Sachsen-Anhalt, deren Sprecher Manfred Maas in Roßlau zu den guten Bekannten gezählt wird.
Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Klemens Koschig nennt das WTZ noch in weiterer Hinsicht beispielhaft: für den Nachwuchs. Über einen Kooperationsvertrag bemühen sich Unternehmen und Schule (zuerst das Goethe-Gymnasium, jetzt das Philanthropinum) seit Jahren um die Förderung wissenschaftlich-technischen Nachwuchses. Den zu gewinnen ist für Geschäftsführer Gern von existenzieller Natur und Notwendigkeit. "Da ist ein großer Brocken zu schultern. Denn in zehn Jahren werden wir 40 Prozent der Belegschaft in den Ruhestand verabschiedet haben."